Tesarenland (German Edition)
Schlägen schützen können. Nichts wird sie vor mir schützen können. Sie ist mir ausgeliefert. Solange ich mich noch auf meinen Beinen halten kann, werde ich ihr das Leben in unserer Zelle zur Qual machen. Sie soll mehr noch leiden als Kayla.
»Ich war noch ein Kind, als man mich meiner Mutter wegnahm. Ich w urde in eins ihrer Labore gebracht, wo einer ihrer Mediziner Experimente an mir durchgeführt hat. Er hat wohl Gefallen an mir gefunden. Irgendwann haben die Experimente aufgehört, er hat mich aus meinem Käfig gelassen, aber das Labor durfte ich nie verlassen. Erst habe ich für ihn gearbeitet. Niedere Arbeiten, später habe ich mit ihm gearbeitet. Ich habe mein ganzes Wissen ihm zu verdanken, aber nie vergessen, wer ich wirklich bin. Er vertraut mir bis heute. Glaubt, ich würde ihn für meinen Vater halten.« Der Tesar, dem sie die Hand auf den Arm gelegt hat im Lager bei der Mine.
»Ja und? Berechtigt Sie das zum Mord ?«, fragt Luca trotzig. Ich sehe auf die andere Seite der Scheibe. Da stehen jetzt mehrere Menschen, Alexander, Aiden, eine Frau und zwei Männer. Sie alle beobachten, was hier drin passiert. Alexander nickt mir aufmunternd zu.
»Ich hatte keine andere Möglichkeit. Als wir angefangen haben, an d iesem Virus zu arbeiten, da habe ich noch gehofft, wir suchen eine Möglichkeit ihn zu bekämpfen. Denn unsere Forschungen beschränkten sich darauf, wie man die Symptome, den Ausbruch der Krankheit, herauszögern kann. Ich habe nichts Schlechtes darin gesehen. Eigentlich fand ich sogar, dass die Ergebnisse hilfreich sein könnten. Denn, wenn man den Virus nicht bekämpfen kann, dann vielleicht verhindern, dass er ausbricht und am Ende tötet.«
Die Frau läuft im Raum auf und ab, sieht flüchtig durch die Scheibe. Bis hier hin hätte ich ihre Meinung sogar geteilt, auch, wenn ich nicht alles richtig verstanden habe. Aber zumindest konnte ich ihr soweit folgen, dass ich ihr recht gebe; das klingt nicht danach, als wäre es gefährlich.
»Es gab keine Möglichkeit den Virus einzudämmen, zumindest nicht so, wie die Tesare es wollten. Als mir klar wurde, was sie vorhaben, habe ich den Virus heimlich ausgetauscht. Ich wusste nicht, ob mein Vater mir soweit vertrauen würde, dass er meine Arbeit nicht mehr nachkontrolliert, aber es hat funktioniert. Er hat keinen Verdacht geschöpft.«
»Ausgetauscht ?«, kommt es von Alexander.
Die Medizinerin sieht zu ihm rüber. »Ja, gegen den ursprünglichen Virusstamm. Den, den sie zu unserer Vernichtung benutzt haben.«
Luca sieht sie schockiert an, auch von hinter der Scheibe kommen Flüche.
»Nein«, sagt sie abwehrend. »Deswegen wollten sie einen veränderten. Wegen der Überlebenden. Die Menschen, die damals nicht an der Krankheit gestorben sind, die waren resistent«, sagt sie.
Sie macht eine Pause, strafft ihre Schultern . Sie wirkt erschöpft. In ihr Gesicht graben sich tiefe Falten und sie kaut nervös auf ihren Fingernägeln herum. Irgendwie wirkt sie nicht mehr so eiskalt wie bei unseren ersten Begegnungen. »Mein Vater hat den Virus in eine Kapsel injiziert. Die Kapsel sollte das schaffen, was wir im Labor nicht hinbekommen haben. Die Krankheit verzögert ausbrechen zu lassen. Nämlich erst, wenn die Kinder die Rebellenlager erreicht hätten.«
»Also haben sie uns kleine Trojaner in Form von Kindern geschickt, die die Arbeit für sie erledigen, weil die Aliens uns in den Bunkern nichts antun können. Aber so ein Kind, das nehmen wir natürlich mit. Verdammter Mist. Verdammte Aliens. Arme Kinder.« Alexander scheint hinter seiner Scheibe einem Wutanfall nahe. Aber endlich habe ich verstanden, was hier passiert.
Sie haben uns Kinder mit dem Virus infiziert, damit wir die Rebellen infizieren. Ich schlucke schwer. Dafür also musste Kayla sterben. Sie sollte Menschen töten. Wir alle sind Waffen. Die tödlichsten Waffen überhaupt. Luca neben mir brummt einen ähnlichen Fluch.
»Und Sie haben die Kinder einfach geimpft«, sagt Alexander. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Verdammt, sie sind eine von uns. Ein Mensch!«
»Was hätte ich tun sollen? Als die Kapseln fertig waren, konnte ich nicht mehr viel aufhalten. Die Tesare haben die Kinder geholt, ich musste ihnen die Spritze geben. Alle Kinder wurden genauestens beobachtet. Ich musste alles dokumentieren. Und die Kapseln waren nicht so gut, wie die Tesare sich das vorgestellt haben. Viele Kapseln sind direkt nach der Impfung kaputt gegangen. Einige Kinder waren zu schwach
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