Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
gestorben ist. Das war auch einer, der sich mit Maren Wildorn überworfen hatte und frühzeitig in den Ruhestand gegangen beziehungsweise geflüchtet ist. Patrick und Moritz haben sich bestens verstanden, obwohl Moritz zwanzig Jahre älter war und schon die sechzig überschritten hatte. Patrick war ganz schön erschüttert …“
„Wissen Sie, woran er gestorben ist?“ fragte Hanter.
„Er lag wohl schon eine ganze Weile mit einer üblen Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus, erzählte Patrick. Näheres wusste er nicht.“
Hanter nickte seiner Kollegin zu. „Da werden wir mal nachhaken.“
Sabrina Kellner setzte ein wichtiges Gesicht auf.
„Haben Sie zufällig eine Telefonnummer oder Adresse, wo wir uns hinwenden können“, stellte sie erstmals eine Frage.
„Nein. Tut mir leid. Ich kann nur mit dem Namen dienen: Moritz Sigfeld“, erwiderte Kerstin. „Aber bei BORMAN müsste man Näheres wissen.“
Dirk klappte sein Heft zu und läutete den Aufbruch ein. „Das soll fürs Erste genügen. Wir melden uns, sobald es Neuigkeiten gibt.“
„Was ist mit der Wohnung? Darf ich ...?“
„Noch nicht, nein. Wir müssen die Wohnung versiegelt lassen, so lange wir nicht wissen, was für ein Fall hier vorliegt.“ Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte unbedingt bei mir oder meiner Kollegin.“
Sabrina Kellner lächelte wieder und erhob sich ebenfalls. Tessy schlüpfte rasch zur Tür hinaus, während Kerstin die beiden Beamten verabschiedete, und wartete im Flur.
„Geht ihr wirklich von Suizid aus?“ fragte sie und sah ausschließlich Dirk an, als er zu ihr trat.
Hanter legte die Hand auf die Türklinke. Er musterte sie einen Moment. „Einzelheiten zu den Ermittlungen werde ich nicht mit dir diskutieren. Du kennst doch die Regeln.“ Ein verhaltenes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Tessy war sicher, dass er vor seiner Kollegin den coolen Cop geben wollte und hätte ihm gerne einen Tritt vors Schienbein verpasst. Oder auch woanders hin. „Willst du übrigens auch von mir wissen, wenn mir was auffällt oder zu denken gibt? Immerhin gehöre ich ja fast zur Familie.“
„Na klar, das weißt du doch.“
„Gut – wie wäre es dann damit: Wenn sich jemand derart mit Tabletten voll gepumpt hat, wie es bei Patrick ja den Anschein hat, und ein Suizid angenommen wird, wie erklärst du dir dann den Ausflug auf den Balkon? Wollte er noch ein bisschen frische Luft schnappen und hat dabei das Gleichgewicht verloren und ist über die Brüstung gestürzt?“
Kollegin Kellner räusperte sich. „Diese Fragen prüfen wir gerade“, bemerkte sie in gestelztem Tonfall.
Tessy antwortete mit einem Lächeln, das ziemlich genau an der Oberlippe endete. Oder auch knapp darunter. Hanter kratzte sich am Hinterkopf und öffnete die Haustür. „Ja, so ist es. Wir wissen noch keine Einzelheiten.“
Tessy nickte. „Na schön. Bis dann also.“
Als die Tür ins Schloss gefallen war, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und verharrte einen Moment regungslos. Vielleicht sollte ich mich raushalten, dachte sie. Mich um Kerstin kümmern, ganz freundschaftlich, den Rest den Behörden überlassen und mich nicht in deren Job mischen. Vielleicht hat Patrick sich ganz dramatisch verändert oder war krank gewesen. Depressionen, die keiner bemerkte. So was gab es. Natürlich. Alles war möglich. Von nebenan drang Geschirrklappern zu ihr. Dann hörte sie Kerstin mit den Kindern sprechen. Tessy stieß sich von der Tür ab und ging zurück in die Küche.
Als sie abends nach Hause kam, hatte sie nur noch einen Wunsch: abschalten und in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen. Ihr Handy klingelte, während sie die Jacke abstreifte und überlegte, ob sie einen Absacker nehmen sollte. Verdient hatte sie ihn allemal. Gertrud stand auf dem Display. Tessy schüttelte den Kopf, stellte aber die Verbindung her.
„Heute Abend nicht“, sagte sie statt einer Begrüßung und erläuterte ihrer Sex-Gespielin in aller Kürze, was passiert war. „Kein guter Zeitpunkt für unsere speziellen Vergnügungen“, fügte sie hinzu.
„Das sehe ich ganz anders“, erwiderte Gertrud leise. „Du brauchst dringend Aufmunterung.“
Tessy lächelte. „Ich weiß, was du meinst, aber …“
„Eine halbe Stunde, und ich verschwinde wieder. Mehr Zeit habe ich ohnehin nicht. Und das hübsche neue Spielzeug heben wir uns für einen anderen Zeitpunkt auf. Außerdem können wir ja auch reden, oder
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