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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Mann trat auf den Weg und kam ihr nun entgegen.
    Oh Gott! Wie war das gewesen in diesem Selbstverteidigungsvortrag? Dem Angreifer die Daumen in die Augen drücken? Ihm das Knie zwischen die Beine rammen? Und wenn sie nicht richtig traf? Und ihn damit nur wütend machte?
    Blickkontakt? Weggucken? Verdammt!
    »Hallo«, sprach er sie an, als sie noch etwa drei Meter voneinander entfernt waren. Seine Stimme war dunkel und weich.
    »Hi.«
    Romy wurde langsamer.
    »Ich habe dich beobachtet.«
    Er blieb vor ihr stehen. Sein Lächeln über den schiefen weißen Zähnen war überwältigend. Es ließ Romys Misstrauen dahinschmelzen wie einen Schokoriegel in der Mittagssonne.
    »Wie lange schon?«
    »Nur kurz. Ich kam vorbei, entdeckte dich und fragte mich, was ein Mädchen allein in diesem Wald tun mag.«
    »Und Sie? Was haben Sie hier verloren?«
    Es war reiner Reflex, dass sie bei jeder auch nur ansatzweise diskriminierenden Äußerung die Krallen ausfuhr.
    »Du.«
    »Wie bitte?«
    »Du brauchst mich nicht zu siezen.«
    Romy schwieg abwartend. Sie sah sein Lächeln verblassen. Traurigkeit kam darunter hervor. Ein anderer ihrer Reflexe, den sie aber diesmal erfolgreich unterdrücken konnte, war der Impuls, traurige Menschen auf der Stelle trösten zu wollen.
    »Ich musste nachdenken«, sagte er.
    »Hier?«
    »Im Wald geht es am besten.«
    Er schaute nach oben, wo zwischen den Baumkronen der Himmel sichtbar war. Dabei verrutschte sein Schal, und Romy erkannte den Priesterkragen unter dem dunklen Pullover.
    »Sie … du bist Priester?«, fragte sie.
    Er nickte und schob sich den Schal wieder zurecht.
    »Ich hoffe, das stört dich nicht.«
    Seltsame Äußerung, dachte Romy. Warum sollte mich das stören? Überhaupt kam dieser Priester ihr sonderbar vor. Es war etwas in seinen Augen, das in den Augen eines Geistlichen nicht sein sollte. Etwas … Unbeugsames? Trotziges?
    »Hier ist ein Mädchen ermordet worden«, sagte sie.
    »Wie schrecklich.«
    Sie standen in der Kälte, von einem Fuß auf den andern tretend, die Hände in den Taschen. In der Ferne jaulte eine Motorsäge auf. Die Waldarbeiter hatten ihre Frühstückspause beendet.
    »Mein Name ist Arno.«
    »Ich heiße Romy.«
    Was tat sie hier? Wieso blieb sie bei ihm stehen? Was kümmerten sie sein Lächeln und seine Traurigkeit und der immer wieder verrutschende Schal?
    Seine Lippen waren blau von der Kälte. Er zitterte.
    »Kann ich … dich mitnehmen?«, hörte Romy sich fragen. »Wir müssen nur meinen Wagen finden. Er steht irgendwo dahinten.«
    Kurz sah es aus, als verkniffe er sich ein Schmunzeln, dann nickte er.
    Sie gingen nebeneinander durch den Wald. Und der Frost knirschte unter ihren Schritten.
     
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte Vero mit besorgter Miene.
    Er legte die Hand auf Pias Stirn.
    »Du hast Fieber.«
    Er musterte Pia von Kopf bis Fuß.
    »Und dünn kommst du mir vor. Wie ausgezehrt.«
    »Weil ich nichts zu essen bekomme«, sagte Pia. »Ich habe seit drei Tagen nur Tee und Wasser getrunken.«
    »Das ist notwendig. Du musst dich reinigen.«
    Vero setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
    »Du bist krank, mein Kind.«
    Pia schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Ich bin nicht …«
    »Ein gesunder Körper ist ein Tempel des Herrn«, erklärte Vero leise. »Nur in einem geschwächten Körper können die Dämonen nisten.«
    »Mein Körper ist nicht...«
    »Er ist geschwächt durch deine Zweifel und dein Aufbegehren. Indem du den Herrn mit deinen argwöhnischen Fragen verleugnest, öffnest du dem Teufel sämtliche Türen.«
    »Aber warum hat Gott mir meinen Verstand gegeben, wenn er nicht will, dass ich ihn benutze?«
    Pia, die angezogen auf dem Bett gekauert hatte, setzte sich aufrecht hin und stellte die Füße auf den Boden. Sie fühlte das Fieber in ihrem Körper glühen. Gleichzeitig war ihr so kalt, dass sie sich verzweifelt nach einem heißen Bad sehnte. Doch hier gab es nur ein Klo und ein Waschbecken.
    Vero schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Begreifst du denn nicht, was ich meine? Erkennst du nicht deinen Trotz, deine Ablehnung? Merkst du nicht, wie du die Liebe des Herrn zurückweist?«
    »Ich spüre sie nur manchmal nicht«, flüsterte Pia.
    »Weil Satan dich blind macht.«
    Vero legte ihr den Arm um die Schultern, und Pia musste sich zusammenreißen, um sich nicht bei ihm anzulehnen und die Augen zu schließen, um endlich Ruhe zu finden.
    Sie meinte ein Bellen draußen zu hören, aber vielleicht hatte sie sich das auch

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