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Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Titel: Auch Dicke haben Hunger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Stenger
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Kapitel
Eins   -- 90 --   Der Entschluss
     
    „Endlich Zeit!“ Inge atmete tief durch. Gott sei Dank,
sie hatte ihren morgendlichen Marathon hinter sich. Nein, keinen sportlichen.
Obwohl, Mann und vier Kinder abzufüttern und rechtzeitig aus dem Haus zu
schaffen, wohl auch so etwas wie eine sportliche Leistung ist. Brote schmieren,
suchen, schlichten, trösten, ermahnen   und.. und... und... das ging echt an die Substanz. Inge war fix und
fertig und sie hatte sich eine Ruhepause redlich verdient. Sie liebte nichts
mehr als ein ausgedehntes Frühstück und jetzt, jetzt würde sie erst einmal
gemütlich Kaffee trinken. Sie holte sich die Morgenzeitung vom Postkasten und
machte es sich im Esszimmer bequem. Zufrieden schlürfte sie ihren Kaffee und
studierte die Zeitung. Als sie beim zweiten Brötchen und den Todesanzeigen
angelangt war, stöhnte sie: "Mensch Inge, so nimmst du nie ab, wenn du
weiter so frisst stehst du auch bald im Heimatboten.“ Sie hatte sich eigentlich
vorgenommen etwas abzuspecken, doch kaum hatte sie den letzten Bissen gierig
verschlungen, entdeckte sie im Brotkorb zwei frisch aufgetaute Donuts, welche
die Kinder verschmäht hatten. "Heute Mittag schmecken die eh nichts
mehr", entschied sie und bevor sie sich versah, hatte sie die Teilchen
eingehaucht. "Ab Montag mache ich Diät", beruhigte sie ihr Gewissen.
Ja, Inge hatte schon viele Diäten begonnen, doch diese ominösen Montagsdiäten
lösten sich zu ihrer Schande meist in hemmungslosen Fressorgien auf. Der 20
Kilo Übergewicht wurde sie seit Jahren nicht Herr. Wenn sie etwas Gutes zu
Essen sah, konnte sie der Verführung nicht widerstehen.
    Inge war eine hübsche, lebensbejahende Frau und hatte
trotz ihrer fast vierzig Jahre kaum Falten. Wie gerne hätte sie moderne
figurbetonte Shirts und Hosen getragen. Aber ihre Körperfülle von 90 kg musste
sie in langweiligen Säcken verstecken, was sie gewaltig ärgerte. Notgedrungen
beendete Inge ihre Frühstückspause. Schließlich lag noch die ganze Hausarbeit
vor ihr. Und bei vier Heranwachsenden und einem anspruchsvollen Ehemann war das
nicht wenig. Ärgerlich sammelte sie die im ganzem Haus verstreute Wäsche ein.
Sie wollte gerade in den Keller gehen, um die Waschmaschine anzuschmeißen, als
es stürmisch klingelte.
    "Oh Gott! Das hört sich ganz nach Mutter an. Die hat
mir gerade noch gefehlt." Inge, die   beladen vor lauter Wäsche kaum etwas sehen konnte, tastete sich zur Tür
vor.
    "Meine Güte, Kind. Wie siehst du denn wieder
aus?", war alles, was ihre Mutter zur Begrüßung zu sagen hatte.
"Schau dich doch mal im Spiegel an. Nicht nur, dass du immer fetter wirst,
nein du lässt dich vollkommen gehen."
    Inge hätte ihre Mutter am liebsten hochkant vor die Tür
gesetzt. Doch das würde sich keiner mit Sophie Wickel erlauben, ganz zu
schweigen ihre Tochter Inge.
    "Wenn ich denke, wie gertenschlank du warst, als du
geheiratet hast und nun siehst du aus wie eine Dampfwalze."
    Inge konnte nicht verstehen, warum ihre Mutter immer so
verletzend sein musste. "Mutti ich finde, du gehst wirklich ein bisschen
zu weit. Findest du es richtig, mir ständig mein Gewicht vorzuwerfen?"
    "Wenn deine Mutter nicht mehr die Wahrheit sagen
kann, wer dann? Sieh dir deine zwei Schwestern an, beide sind noch so schlank
wie früher."
    "Die haben auch keine vier Kinder bekommen. Lydia
lebt nur für ihren Beruf und ihre Taubstummenschule und Elvira ist schon mit
einem Kind total überlastet. Wenn sie nicht eine Hausangestellte hätte, könnte
sie ihre Aerobic- und Tennisstunden in den Wind schreiben. Ich habe für solchen
Unsinn weder die Zeit noch das Geld."
    „Hättest du damals Ralf geheiratet, so wie ich es wollte,
könntest du dir alles leisten. Aber nein, du musstet diesen mittellosen
Kunststudenten nehmen. Ich verstehe dich wirklich nicht. Bei unseren
Beziehungen und deinem damaligen Aussehen hättest du jeden haben können."
    "Ich wollte aber nicht jeden, ich wollte Peter. Wir
sind jetzt bald zwanzig Jahre glücklich verheiratet, warum musst du immer
wieder diese ollen Kamellen aufwärmen."
    "Lass diese billigen Beispiele, sie sind deiner
nicht würdig", kehrte Sophie die reiche Unternehmersgattin heraus.
"Vier Kinder sind kein Alibi um dick zu werden, sieh mich an! Ich habe mit
meinen 74 Jahren immer noch eine Figur wie ein junges Mädchen. Zeitlebens habe
ich Wert auf meine schlanke Linie und elegante Kleidung gelegt. Selbst im Krieg
habe ich mich niemals vernachlässigt."
    Inge musste wider Willen

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