Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Wasser.
Frank Burgess stellte abrupt sein Glas auf den Tisch. Seine Hand zitterte dabei so stark, daß er ein wenig der goldgelben Flüssigkeit verschüttete. „Ich weiß nicht, wie ich sagen soll...“, kam es verkrampft über seine Lippen. Sein Zittern verstärkte sich noch. Er blickte zur Rundumgalerie empor.
Ich folgte seinem Blick. Tatsächlich kamen die Geräusche von da oben. Jemand schien zu duschen. Dieser Jemand hörte auf, die Melodie zu pfeifen, die etwas Schwermütiges, ja fast Gespenstisches hatte, und begann zu singen.
Ich erschrak. Erst jetzt erkannte ich, daß das eine Frau war. Und auf einmal glaubte ich das eigenartige Benehmen meines Freundes deuten zu können. War es ihm unangenehm, daß er einen weiblichen Gast im Hause hatte? Hatte er vermeiden wollen, daß ich etwas davon mitbekam?
„Oh, es tut mir leid, Frank, aber ich wußte nicht...“
Ich unterbrach mich, denn Frank schaute mich in diesem Augenblick voll an. In seinem Blick war so viel Verzweiflung und Leid zu lesen, daß mir der Atem versagte. „Du meinst, ich hätte eine Freundin im Hause?“
Ich hatte Mühe, mich aus dem Bann seines Blickes zu lösen. Betroffen starrte ich zu Boden. „Ich bitte dich, Frank, du bist mir doch weiß Gott keine Rechenschaft schuldig. Du bist frei, ein Witwer. Warum solltest du keine Freundin haben?“
Er lachte bitter. „Was sagtest du? Ein Witwer?“
Die Geräusche, die oben aus dem Bad kamen, verstummten, wie abgeschnitten. Ich wagte es wieder, aufzusehen. Ein irres Flackern war in Franks Augen, als er in seine Hausjacke griff und einen Brief zum Vorschein brachte. Er warf ihn mir zu. Es war das Schreiben, das Sie, Mr. Tate, inzwischen auch kennen, das Schreiben seiner verstorbenen Frau.
„Damit fing es für mich erst richtig an“, sagte er leise.
Erstaunt nahm ich den Brief in Augenschein. Wie schon erwähnt, dachte ich sofort an einen makabren Scherz, den sich irgend jemand erlaubte.
„Es ist kein Scherz!“ Frank sprach es mit Nachdruck. „Ich bekam noch mehr solcher Schreiben.“
Von oben ertönte ein girrendes Lachen.
„Das ist s i e !“ sagte Frank.
„W e r ist das?“ erkundigte ich mich konsterniert.
„Na - s i e ! Lady Ann, meine Frau, die ich dir damals in New York vorgestellt habe!“ Es klang hysterisch.
Eine Gänsehaut rieselte mir den Rücken herunter. Ich zweifelte ernsthaft an Franks Verstand. Aber wer hatte das Schreiben verfaßt? Etwa er selber - in seinem Wahnsinn?
Ein anderer Gedanke: War es gar möglich, daß es jemand darauf anlegte, den armen Frank in den Wahnsinn zu treiben?
Die weibliche Stimme hörte auf zu lachen. Einschmeichelndes Rufen folgte: „Frank! Liebster, wo bist du? Oh, meine Sehnsucht brennt so furchtbar. Frank! Fraaaaaank!“
Wir sprangen gleichzeitig auf.
„Komm mit, dann wirst du es selbst sehen!“ fauchte mich Frank an.
Wie betäubt folgte ich ihm über die Treppe nach oben. Ohne zu zögern riß Frank die Tür auf. Ich stand direkt hinter ihm und konnte ohne Schwierigkeiten das Innere des Bades überblicken.
Ich weiß heute nicht mehr, was ich erwartete. Vielleicht glaubte ich tatsächlich, eine nackte Frau zu sehen, was mir in dieser Situation sogar peinlich gewesen wäre?
Auf jeden Fall traf nichts meine Erwartungen.
Das Bad war nämlich leer!
*
Don Cooper hielt schweratmend inne. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und trocknete sich damit den Schweiß von der Stirn. Seine Augen glänzten fiebrig.
Ich war begierig, mehr zu hören, doch wollte ich den Mann nicht drängen. Noch war ich nicht sicher, ob die Geschichte wirklich etwas mit okkulten Phänomenen zu tun hatte. Dafür wußte ich noch zu wenig. Was Don Cooper bis jetzt erzählt hatte, war ohne Schwierigkeiten auch rein logisch zu erklären. Es brachte keine echten Anhaltspunkte. Vor allem das leere Bad nicht. Wer sagte denn, daß dieser Lord Burgess nicht einen Lautsprecher installiert hatte, mit dem er seinen Freund narrte - immer vorausgesetzt, dieser Cooper erzählte überhaupt die Wahrheit?
Ich schob alle Gedanken daran beiseite und wollte mich nicht in sinnlose Spekulationen ergehen. Das war jetzt nur störend. Ich wollte möglichst unvoreingenommen die Geschichte hören.
Ein Blick auf die Uhr. Es ging schon auf zehn zu, aber ich spürte kaum Müdigkeit. Wehmütig fast schaute ich zu meiner Koje hinüber. Mit dem Schlafen war diese Nacht wohl nichts.
Ich fixierte meinen Gast. Die Erinnerung an das leere Bad schien ihn reichlich mitgenommen zu
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