Teufelsjagd
vorsah.«
»Und natürlich«, meinte Ranulf noch, »ist Oxford der Schlüssel zum Königtum. Hierher kommen Gelehrte aus dem ganzen Reich und aus dem Ausland. Der Hochverrat des Bellman ist wie die Pest. Die Sache könnte sich ausweiten und zu erneuten Unruhen führen.«
»Und das kann der König nicht gebrauchen«, warf Simon ein. »Die Steuern sind hoch, und die königlichen Hoflieferanten ziehen überall Lebensmittel ein. Die Earls wollen zu ihren Herrenhäusern zurück. Das Feuer könnte schnell aufflammen.« Simon deutete auf die Erklärung. »Ich habe einen ganzen Sack davon. Diese lasse ich Euch hier. Aber ehe Ihr noch danach fragt, Sir Hugh, es gibt keine Anhaltspunkte, ob der Verfasser ein Lehrer oder Gelehrter in Sparrow Hall ist. Natürlich hat der König seine Richter dorthin geschickt — aber was sollten die schon erreichen? Die Lehrer und Gelehrten beteuerten ihre Unschuld und fühlten sich nur schikaniert.«
»Warum schließt der König Sparrow Hall nicht einfach?« fragte Maeve.
»Oh, das würde dem Bellman erst recht gefallen«, antwortete Corbett. »Dann würde sowohl die gesamte Universität als auch die Stadt sehen, daß der König seine Niederlage eingesteht. Das wäre äußerst peinlich. Sparrow Hall ist von Lord Henry Braose gegründet worden, einem der wichtigsten Heerführer Edwards, der mit Entschiedenheit gegen de Montfort gekämpft hat. Braose erhielt einige der Ländereien des toten Earls und auch einen Teil seines Vermögens, mit dem er in Oxford, in der Nähe des St. Michael’s Northgate, einige Gebäude errichtete — das College und, wenn ich mich recht erinnere, auf der anderen Seite der Gasse das Wohnhaus der Lehrer, ein großes fünfstöckiges Gebäude mit Gärten und Innenhöfen.«
»Wenn Sparrow Hall geschlossen würde«, Simon trommelte mit den Fingern auf den Tisch, »hätte der Bellman wirklich etwas zu lachen. Viele meinen, daß auf Sparrow Hall ein Fluch liegt, da sein Fundament mit dem Blut des sogenannten Großen Earl befleckt ist. Sie sagen sogar, daß dort ein Geist umgeht, der auf Rache aus ist.«
»Wer sind die Lehrer?« fragte Corbett.
»Alfred Tripham ist der Konrektor. Bis zu Aschams und Copsales Tod gab es acht Lehrer. Jetzt hat Tripham zusammen mit fünf anderen die Leitung, mit Leonard Appleston, Aylric Churchley, Peter Langton, Bernard Barnett und Richard Norreys, der Vorstand des Wohnheims ist. Henry Braoses jüngere Schwester Lady Mathilda hat ebenfalls ein Zimmer im College.«
»Das ist ungewöhnlich, daß eine Frau Wohnrecht in einem Oxforder College haben kann.«
»Lady Mathilda«, entgegnete Simon, »ist eine gute Freundin des Königs. Ständig sendet sie Bittschriften an die Krone, ihrem toten Bruder größere Anerkennung zuteil werden zu lassen und Mittel bereitzustellen, um das College zu vergrößern.« Simon verzog das Gesicht. »Aber die Finanzen sind erschöpft, das Schatzamt ist ausgeblutet.«
»Und niemand in Sparrow Hall weiß etwas über den Bellman oder Copsales Tod?«
»Nein.«
»Und Ascham?« fragte Corbett.
»Er war der Bibliothekar und Archivar«, antwortete Simon. »Ein guter Freund des Gründers. Vor fünf Tagen ging Ascham spät am Nachmittag in die Bibliothek. Er verriegelte und versperrte die Tür. Das Fenster war bereits mit Läden verschlossen. Er entzündete eine Kerze, aber wir wissen nicht, ob er arbeitete oder nach etwas suchte. Als er nicht wieder im Speisesaal auftauchte, machte sich der Schatzmeister William Passerel auf die Suche nach ihm.« Simon zuckte mit den Schultern. »Die Tür wurde gewaltsam geöffnet, und Ascham wurde mit einem Armbrustbolzen in der Brust in einer Blutlache gefunden. Aber er war nicht sofort gestorben.«
Der Beamte schob seinen Hocker zurück, öffnete seinen Beutel und reichte ein Stück Pergament über den Tisch. Corbett rollte es auf.
»>Der Bellman fürchtet weder König noch königliche Beamte<«, las er laut. »>Der Bellman wird die Wahrheit verkünden, und alle werden sie hören.<«
Diese Nachricht war in derselben Schrift wie die Proklamation niedergeschrieben.
»Dreht es um«, sagte Simon.
Corbett tat das und sah seltsame Symbole, die mit Blut geschrieben waren. »P A S S E R...« Es waren einzelne Buchstaben.
»Offensichtlich«, erklärte Simon, »schrieb Ascham das sterbend mit seinem eigenen Blut.«
»Aber das ist doch der Name des Schatzmeisters des College, den Ihr erwähnt habt?«
»Ja. William Passerel«, erwiderte Simon. »Doch gegen ihn können wir nichts
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