Teufelsjagd
gehe.«
»Gut!« Edward strahlte und klopfte Corbett energisch auf die Schulter. »Mein guter Jagdhund, mein scharfäugiger Bluthund. Ihr wißt doch, daß sie Euch so nennen, Corbett?« Edwards plötzliche Freundlichkeit hatte etwas Bösartiges. »Sie nennen Euch den Bluthund des Königs.«
»Ich bin ein Untertan des Königs«, erwiderte Corbett. Der König beugte sich ganz nahe zu ihm. Corbett konnte seinen von Wein geschwängerten Atem spüren.
»Ich weiß, Corbett. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, Bluthund in einer Bande von Kötern zu sein — das habe ich ihnen so gesagt. Reist nach Oxford, und findet heraus, wer diese armen Bettler auf dem Gewissen hat, aber denkt daran, ich will den Bellman, ich will ihn mit eigenen Händen aufknüpfen!« Der König erhob sich. »Ich werde noch vor Ende dieser Stunde aufbrechen, aber Simon wird hierbleiben. Jetzt will ich nur hoffen, daß dieser Bastard de Warrenne meine Geschichte nicht zu Ende erzählt hat. Habt Ihr sie gehört, Hugh? Über die Äbtissin, den Klosterbruder und die Schachtel Feigen?«
Noch bevor die Stunde um war, war der König tatsächlich unter Umarmungen, Küssen und Beteuerungen der königlichen Gunst aufgebrochen. Sein Gefolge bestieg die Pferde und galoppierte in einer Staubwolke davon. Der König rief, er sei in seinem Palast in Woodstock anzutreffen. »Hier residiere ich, um die Sache im Auge zu behalten.«
Corbett atmete erleichtert auf und umarmte Maeve. Sie kehrten in die Halle zurück, Corbett, um zu frühstücken. Dann befahl er allen zu gehen. Nur Maeve, Ranulf und ein ängstlich aussehender Simon blieben.
»Gehst du nach Oxford?« fragte Maeve schroff.
»Es scheint mir nichts anderes übrigzubleiben.«
Simon lächelte schwach. »Gott sei Dank, Sir Hugh. Über eine Weigerung würde sich der König fürchterlich ärgern. Er hat gestern seine Schreiber nur für die geringsten Fehler von ihren Hockern gestoßen.«
»Du hast das Siegel und den Ring also angenommen?« beharrte Maeve. »Ist es das, was du willst?« Maeve preßte verärgert die Lippen zusammen, ehe sie zu lachen anfing. »Ich bin nicht dumm, Hugh. Wenn du dem König diesmal nicht gehorchen würdest
»Willst du, daß ich gehe?« Corbett beugte sich zu ihr hinüber und tätschelte ihr den Bauch.
»Ja, das will ich«, antwortete Maeve. Sie nickte in Richtung Ranulf, der gespannt wie eine Katze dasaß. »Zum einen wäre es schön, endlich wieder einmal ein Lächeln auf Ranulfs Gesicht zu sehen, und du langweilst dich ebenfalls, Hugh. Schließlich schaut, wie Ranulf so richtig bemerkt hat, doch ein Schaf aus wie das andere.«
Corbett drückte ihre Hand. Er zog die Pergamentrolle hervor, die der König ihm gegeben hatte. Er rollte sie vorsichtig auf und studierte sie. Es war die Schrift eines Schreibers.
»Kanzleischrift«, murmelte er. »Das könnte also jeder routinierte Schreiber geschrieben haben.«
»Falls es einer der königlichen Schreiber war«, meinte Simon finster, »muß er damit rechnen, gehängt, gerädert und gevierteilt zu werden. Lest, Sir Hugh.«
»>An den Bürgermeister, die Ratsherren und den Kanzler der Universität Oxford und an die Rektoren der Colleges<«, fing Corbett an, »>sendet der Bellman brüderliche Grüße. ‘Wieder einmal beschwere ich mich und weise auf die Untaten unseres Königs und seines adeligen Rates hin.
Item: Zumindest einmal im Jahr sollte ein Parlament zusammentreten, bei dem der König den Petitionen seiner guten Ratsherren und Bürger lauschen sollte.
Item: DieHeilige Mutter, die Kirche, sollte von Steuern befreit und ihre Einnahmen sollten nicht angetastet werden, es sei denn, die Convocation der Geistlichkeit hätte zugestimmt.
Item: Der König verschwendet seinen Reichtum bei einem sinnlosen Krieg gegen die Schotten und schließt gleichzeitig Augen und Ohren vor den vielfachen Untaten seiner Beamten zu Hause.
Item: Der König sollte die Klauseln der Magna Charta bestätigen und die Privilegien der Universität...<«
Die Proklamation führte weitere wirkliche oder vorgebliche Mißstände auf, erst der letzte Absatz fiel Corbett wieder besonders ins Auge.
»>Erinnert ‘Euch in Euren Gebeten an den heiligen Simon de Montfort, den Earl of Leicester, der von besagtem König brutal ermordet wurde. Die Maßnahmen des Earls, wie sie hier in der Stadt veröffentlicht wurden, hätten zu einer guten Regierung dieses Reiches geführt. Niedergeschrieben in Sparrow Hall am Feiertag des heiligen Bonaventura, den 15. Juli 1303,
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