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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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bettelte. Das ist jedoch schon alles...«, er stand auf, »... was ich Euch erzählen kann.« Er schaute auf die Stundenkerze, die in ihrer hölzernen Halterung neben dem Kamin brannte. »Ich muß gehen. Der König erwartet mich in Woodstock.« Seine Stimme bekam etwas Bittendes: »Ihr werdet doch reisen, Sir Hugh, um unser aller willen?«
    Corbett nickte. »Ranulf, kümmere dich darum, daß Simon etwas zu essen bekommt und daß sein Pferd bereitgestellt wird.« Er erhob sich und nahm Simons Hand. »Sagt dem König, daß ich ihn in Woodstock auf suchen werde, wenn diese Sache zu einem Abschluß gekommen ist.«
    Corbett setzte sich und wartete, bis Ranulf Simon aus der Halle geführt hatte. Maeve nahm seine Hand.
    »Du solltest dorthin reisen«, sagte sie leise. »Eleanor geht es gut. Oxford ist nicht weit, und der König braucht dich.« Corbett verzog das Gesicht. »Das wird gefährlich werden«, murmelte er. »Das habe ich im Gefühl. Der Bellman, wer immer er ist, ist bösartig. Er verbirgt sich hinter den Bräuchen und Traditionen der Universität und könnte dem König sehr schaden. Er wird alles versuchen, nicht gefaßt zu werden, denn dann steht ihm ein schrecklicher Tod bevor. Edward haßt de Montfort, sein Andenken und alles, was mit ihm zu tun hat.« Er sah seine Frau an. »Vor zwei Jahren machte während einer Ratssitzung in Windsor irgendein armer Schreiber den Fehler, de Montforts >Oxforder Erklärung< zu erwähnen. Edward hätte ihn fast erwürgt.« Corbett legte seinen Arm um seine Frau und zog sie an sich. »Ich werde reisen«, fuhr er fort, »aber es wird weitere Morde, weiteres Chaos, weitere Seelenqualen und weiteres Blutvergießen geben, bevor diese Sache vorbei ist.«

    Corbetts Worte waren prophetisch. Noch während er seine Sachen für Oxford packte, saß William Passerel, der fette Schatzmeister mit dem rötlichen Gesicht, in seiner Schreibstube in Sparrow Hall und versuchte den Lärm unten von der Straße zu überhören. Er warf seine Feder auf den Tisch, legte den Kopf in die Hände und versuchte die Tränen der Angst zurückzudrängen, die ihm in die Augen stiegen.
    »Warum?« flüsterte er. »Warum nur mußte Ascham sterben? Wer hat ihn umgebracht?«
    Passerel seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Oh, warum? Oh, warum? schrie es in ihm. Warum hatte Ascham seinen Namen beziehungsweise den Anfang davon auf dieses Pergament geschrieben? An dem Tag, an dem Ascham ermordet worden war, war er in Abingdon gewesen. Er war nur wenig früher zurückgekehrt. Jetzt klagte man ihn an, den Mann ermordet zu haben, den er als einen Bruder angesehen hatte. Passerel starrte auf das Kruzifix, das oben an der weißgetünchten Wand hing. »Ich habe es nicht getan, Herr!« betete er. »Ich bin unschuldig!«
    Das geschnitzte Antlitz des Erlösers schaute blind auf ihn herab. Passerel hörte, wie der Tumult auf der Straße zunahm. Er ging zum Fenster und spähte hinaus. Eine Gruppe Gelehrter, die meisten von ihnen aus den Grafschaften von Wales, hatte sich unten zusammengedrängt. Passerel erkannte viele von ihnen. Einige trugen Umhänge mit einem aufgenähten Spatzen, dem Wahrzeichen des College. Ihr Anführer, David ap Thomas, ein großer, blonder, stämmiger junger Mann, war damit beschäftigt, ihnen mit den Händen fuchtelnd einen Vortrag zu halten. Selbst der blinde Bettler, der sonst mit seiner Bettlerschale am Anfang der Gasse stand, hatte seine feuchten und schmutzigen Lumpen enger um die Schultern gezogen und war näher gekommen, um zu lauschen.
    Passerel versuchte die Fassung wiederzugewinnen. Er kehrte zu der Liste über Aschams persönliche Habe zurück, die er gerade aufstellte: ein scharlachroter Umhang mit Ärmeln mit Schottenmuster, grüne Kissen, Seidenborten, große silberbeschlagene Trinkgefäße aus Maserholz, goldene Manschettenknöpfe, mit Silberfäden durchwirkte Roben, Untertassen, Teller, Bernsteinperlen und Breviere. Eine Weile arbeitete er weiter, obwohl ihn der zunehmende Tumult auf der Straße ablenkte. Der Lärm ging jedoch in höhnische Rufe und Schreie über, und er hörte seinen Namen.
    Verstohlen begab er sich zum Fenster und schaute hinaus. Ihm wurde das Herz schwer, und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Aus der Menge war ein wütender Mob geworden. Sie riefen und schrien und schüttelten drohend die Fäuste. Ihr Anführer David ap Thomas, der die Hände in die Seiten gestemmt hatte, entdeckte Passerel, welcher aus dem Fenster lugte.
    »Da ist er!«

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