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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Morden zu tun hat?«
    »Möglich.« Bullock wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich würde den Mörder gerne finden. Ich hoffe, es ist so ein Laffe von Student. Übrigens hat man uns heute morgen eine weitere Leiche gebracht. Ein alter Mann und schlichtes Gemüt, hieß Senex. Er wurde so gefunden wie die anderen.« Bullock lächelte grimmig. »Eine Ausnahme allerdings — der alte Mann hatte die Hände zu Fäusten geballt. Als ich ihm mit Gewalt die Finger öffnete, fand ich Straßenschmutz, Steine und, was wichtiger ist, einen Knopf.«
    »Einen Knopf?« erkundigte sich Ranulf.
    »Ja, aus Metall, mit dem Relief eines Spatzen, dem Wappen von Sparrow Hall. Außerdem«, fuhr Bullock fort, »werden diese Knöpfe, wie Ihr wißt, Sir Hugh, nur von den Professoren oder von bestimmten reichen Gelehrten an ihren Umhängen getragen. Die meisten anderen können sich nichts Besseres als Sackleinwand leisten.«
    »Was meint Ihr also?« fragte Corbett.
    Bullock erhob sich. »Meiner Ansicht nach gibt es in Sparrow Hall einen Geheimbund von Zauberern, die dem Herrn der Galgen gehorchen. Die Morde an diesen alten Männern müssen mit irgendwelchen abscheulichen Praktiken zu tun haben, aber ich habe dafür keinerlei Beweis oder Anhaltspunkt. Der alte Mann hat den Knopf vielleicht aufgelesen, als er verfolgt wurde, oder er hat ihn im Todeskampf jemandem vom Mantel gerissen. Das ist jedoch nicht die einzige Leiche, mit der wir es heute morgen zu tun haben.« Bullock nahm einen Schluck aus seinem Weinkelch. »Gestern abend wurde kurz vor der Abendmesse William Passerel, der Schatzmeister, von einem Mob Studenten aus Sparrow Hall verjagt. Alle wissen, daß Ascham, der von jedermann geschätzt wurde, den Anfang von Passerels Namen auf ein Stück Pergament schrieb, ehe er in der Bibliothek starb. Passerel mußte flüchten und suchte in der St. Michael’s Church Schutz. Pater Vincent, der Gemeindepfarrer, bot ihm Kirchenasyl an und gab ihm zu essen und zu trinken. Der Mob verlief sich, aber etwas später kam jemand in die Kirche und ließ einen Krug Wein und einen Becher vor der Tür des Lettners stehen. Passerel trank den Wein, der mit Gift versetzt war. Er starb fast sofort.«
    »Wie wollt Ihr das wissen?« fragte Corbett.
    »In der St. Michael’s Church lebt eine Anachoretin, eine verrückte Alte, die Magdalena heißt. Sie sah diese Person, einen bloßen Schatten, in die Kirche schleichen. Dann bemerkte sie, wie Passerel trank, und hörte unmittelbar darauf seinen Todesschrei.« Bullock ging zur Tür. »Kommt, ich bringe Euch in die Leichenkammer!«
    Sie begaben sich nach unten, durch das Torhaus und über den immer noch sehr belebten Innenhof. Dann stiegen sie eine lange enge Treppe hinunter, die in die Keller und zu den Kerkern der Burg führte. Hier war es stockdunkel. Ab und zu warfen Fackeln einen flackernden Lichtkegel. Anschließend liefen sie einen feuchten und muffigen Gang entlang und zu einem Raum hinter einer Biegung an dessen Ende. Bullock stieß die Tür auf, und ein übler Geruch schlug ihnen entgegen. Fauliges und durchnäßtes Stroh bedeckte den Boden. Die dicken Talgkerzen und stinkenden Öllampen, die auf einem Wandbord standen, gaben dem gewölbten Raum etwas Unheimliches. Als Corbetts Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, konnte er zwei Tische erkennen, wie man sie in Schlachthäusern fand. Auf beiden lag ein Leichnam. Einer war mit einem Laken bedeckt, nur die Füße ragten heraus, der andere war bis auf ein Lendentuch nackt. Der Mann, der sich über sie beugte, war wie ein Mönch in eine Kutte mit Kapuze gekleidet. Er schaute nicht auf, als sie eintraten, sondern fuhr fort, das Gesicht des Toten mit einem Tuch abzutupfen.
    »Guten Tag, Hamell!«
    Der Mann drehte sich um, nahm die Kapuze ab und lehnte sich gegen den Tisch. Sein Gesicht war gelb wie das der Leichen und lang wie das eines Pferdes. Er ließ den Mund offenstehen. Seine Oberlippe war von einem borstigen Schnurrbart bedeckt, der ungleichmäßig geschnitten war. Mit verquollenen traurigen Augen schaute er den Sheriff an.
    »Das ist Hamell, der Castle-Quacksalber.«
    »Und ein Schluckspecht obendrein«, flüsterte Ranulf.
    »Ich bin nicht betrunken.« Hamell schwankte auf sie zu. »Ich mußte mich nur stärken. Das hier ist wirklich ekelhaft.« Corbett bemerkte, daß er nach Ale stank. »Wollt Ihr die Leiche mitnehmen?«
    »Das ist der Bevollmächtigte des Königs«, erklärte Bullock.
    »Oh, der Herr stehe uns bei!« lallte Hamell.

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