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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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und Beinkleider derselben Farbe, die in Stiefeln steckten. Am Gürtel trug er in einem Ring einen Dolch. An seinem Gesicht war nichts Außergewöhnliches, abgesehen von seinen Augen. Diese leuchteten und waren gleichzeitig abwartend und ängstlich, bis ihm Lady Braose ein Zeichen gab, vorzutreten. Er näherte sich ihr wie ein Schoßhündchen und stellte sich hinter sie. Corbett sah Lady Mathilda neugierig zu, die dem jungen Mann Zeichen gab. Dieser nickte und gestikulierte ebenfalls. Lady Mathildas Züge wurden nachsichtig und erinnerten Corbett an die einer Mutter, die sich mit ihrem Lieblingskind unterhält.
    »Das ist mein Knappe«, erklärte sie stolz. »Master Moth.« Sie lächelte Corbett an. »Es tut mir leid, daß ich so taktlos war, Sir, aber immer wenn Master Moth nicht bei mir ist...«, sie schaute zum Sheriff hinüber, »... dann mache ich mir Sorgen um ihn.« Sie tätschelte Master Moth die Hand. »Er ist taubstumm, hat keine Zunge und kann weder lesen noch schreiben. Eine Waise, ein Findelkind, das bei Sparrow Hall ausgesetzt wurde. Er ist der Sohn, den ich immer gerne gehabt hätte, aber nicht haben konnte.« Sie wandte sich erneut an ihn und machte weitere Zeichen. Der junge Mann antwortete und deutete dann aufs Fenster. »Sheriff«, sagte Lady Mathilda schroff, »es ist Zeit, daß wir aufbrechen, sonst verschwindet unser Karren noch ohne uns! Sir Hugh?« Sie erhob sich. »Ihr seid doch heute abend unser Gast?«
    Corbett nickte.
    »Ich vermute, daß dann auch die Befragung beginnt?«
    »Ja, Madam.«
    Lady Mathilda nahm Moth beim Arm und hinkte auf die Tür zu.
    »Kommt schon, Sheriff«, meinte sie kurz angebunden. »Ihr wollt uns lossein, und wir wollen nicht bleiben.«
    Sir Walter verabschiedete sich von Corbett und folgte ihr. Dann rief er über seine Schulter zurück, daß Corbett wisse, wo er zu finden sei, falls es Fragen gäbe. Corbett wartete, bis ihre Schritte in der Ferne verhallten. »Ziemlicher Schlamassel, was, Ranulf?« fragte er. »Haß und Abneigung überall.«
    »Liebt überhaupt jemand in Oxford jemand anderen, Sir Hugh?«
    Corbett lächelte gezwungen und ging zum Fenster. Er schaute auf den Burghof hinunter und sah Sir Walter und sein Gefolge, die gerade auf dem Weg zum Leichengewölbe waren, während Lady Braose gerade Moth losschickte, den Karren zu holen
    »Das kommt mir seltsam vor«, murmelte er. »Ist dir das aufgefallen, Ranulf? Der Schatzmeister von Sparrow Hall wird von einem Mob Studenten verfolgt und ist gezwungen, Schutz in einer Kirche zu suchen. Dort wird er später vergiftet, aber niemand fragt, warum. Niemand trauert. Natürlich sind sie gekommen, um die Leiche zu holen, aber sie haben sich benommen, als wollten sie nur ein vergessenes Gepäckstück auflesen. Warum ist das so?«
    »Vielleicht mochte Passerel niemand?«
    »Das glaube ich nicht«, Corbett fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und bemerkte, wie hungrig und durstig er war. »Kommt, laßt uns in einer Schenke frühstücken und dann ins Gästehaus gehen, um zu sehen, was uns dort erwartet.«
    »Ihr habt Eure eigene Frage noch nicht beantwortet, Herr?«
    Corbett hielt mit der Hand auf der Türklinke inne.
    »Ich wette ein Faß Wein gegen ein Faß Malvasier, daß man Passerel früher oder später als den Mörder, vielleicht sogar den Bellman hinstellen wird. Wenn wir dumm genug sind, das zu schlucken, dann wird der Bellman nicht wieder in Erscheinung treten, bis wir Oxford verlassen haben.«

.4.

    Zwei Stunden später, Regenwolken ballten sich zusammen, trafen Corbett und seine Gefährten in der Sparrow Hall in der Pilchard Lane ein. Das College war ein hübsches dreistöckiges Gebäude aus gelbem Sandstein mit grauem Schieferdach. Über dem prächtigen Hauptportal befand sich ein großes Erkerfenster. Die anderen Fenster waren breit und rechteckig und hatten eine bunte Bleiverglasung.
    Das Wohnheim auf der anderen Seite der Gasse war wesentlich schlichter. Offensichtlich hatte der Gründer drei vierstöckige Wohnhäuser gekauft mit dem Sockelgeschoß aus Ziegeln und den oberen Stockwerken aus Fachwerk und diese Gebäude behelfsmäßig durch Laubengänge verbunden. Auch die Fassade war bei weitem nicht so luxuriös wie beim College, einige der Fenster waren mit Fensterläden verschlossen, andere hatten Scheiben aus Horn.
    Corbett, Ranulf und Maltote gingen durch eine Seitengasse in den Hinterhof, dessen schadhaftes Pflaster mit Schmutz bedeckt war. Hier waren die Ställe, die Schmiede und die

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