Versunkene Staedte
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Ketten rasselten in der Dunkelheit der Zellen.
Der Uringestank der Latrinen und die Ausdünstungen von Schweià und Furcht mischten sich mit dem süÃlichen Geruch nach fauligem Stroh. Wasser tropfte und rann an altem Marmor hinunter. Die einstige Pracht war längst mit einem schwarzen Film aus Moos und Algen überzogen.
Feuchtigkeit und Hitze. Der Geruch des fernen Meeresâ ein grausamer, quälender Duft, der die Gefangenen daran erinnerte, dass sie nie wieder frei sein würden. Hin und wieder brach einer von ihnen, ein Hochwasserchrist oder Anhänger des Rostheiligen, in lautes Gebet aus, doch die meiste Zeit warteten sie schweigend, um Kräfte zu sparen.
Ein Klappern vom AuÃentor her verkündete, dass jemand kam. Das Trappeln mehrerer FüÃe war zu hören.
Einige der Gefangenen blickten überrascht auf. Kein Stampfen, auch kein aggressives Gebrüll von Soldaten. Und dennoch wurde das Gefängnistor geöffnet. Merkwürdig. Sie warteten und hofften, dass das alles nichts mit ihnen zu tun haben würde. Dass sie noch einen weiteren Tag überleben würden.
Die hereinkommenden Wärter hielten sich dicht beieinander, als müssten sie sich gegenseitig Mut machen. Sie drängten sich vorwärts, den engen Gang entlang, bis zur letzten rostigen Zellentür. Einige hatten Pistolen. Einer trug einen Elektroschocker, aus dem knisternde Funken sprühtenâ das Werkzeug eines Dompteurs, auch wenn er nicht damit umgehen konnte.
Die Männer stanken nach Furcht.
Der Schlüsselmeister spähte durch die Gitterstäbe. Eine gewöhnliche dunkle Zelle, in der drückende Hitze herrschte und schimmliges Stroh verteilt war. Doch dort, in der Ecke, lag ein riesiger Schatten.
» Steh auf, Töle « , sagte der Schlüsselmeister. » Dein Typ wird verlangt. «
Der Schatten reagierte nicht.
» Los, hoch mit dir! «
Immer noch keine Reaktion. In der Nachbarzelle war ein belegtes Husten zu hören, das stark nach Tuberkulose klang. Einer der Wärter murmelte: » Wahrscheinlich ist er jetzt doch endlich tot. «
» Nein. Diese Biester sterben nicht. « Der Schlüsselmeister zog seinen Schlagstock und lieà ihn über die Eisenstäbe rattern. » Steh auf, oder du wirst es bereuen. Wir verpassen dir ânen Stromschlag. Mal sehen, wie dir das gefällt. «
Das Ding in der Ecke rührte sich nicht. Zeigte kein Lebenszeichen. Sie warteten.
Einige Minuten vergingen.
SchlieÃlich sagte einer der Wärter: » Er atmet nicht. Kein bisschen. «
» Der ist mausetot « , stimmte ein anderer zu. » Die Panther haben ihn erledigt. «
» Hat ja auch lange genug gedauert. «
» Hat mich hundert rote Chinesen gekostet. Als der Oberst sagte, die Töle würde gegen sechs Sumpfpanther antreten⦠« Der Wärter schüttelte reumütig den Kopf. » Hätte leicht verdientes Geld sein sollen. «
» Du hast diese Ungeheuer noch nie im Norden, an der Grenze, kämpfen gesehen. «
» Sonst hätte ich auf die Töle gesetzt. «
Sie betrachteten den Kadaver. » Tja, jetzt ist er nur noch Madenfutter « , sagte der erste Wärter. » Der Oberst wird nicht besonders glücklich darüber sein. Reich mir die Schlüssel. «
» Nein « , gab der Schlüsselmeister mit rauer Stimme zurück. » Das glaub ich nicht. Diese Tölen sind die Brut von Dämonen. Der Beginn der groÃen Reinigung. Der heilige Olmos hat es vorausgesehen. Sie werden erst sterben, wenn die letzte Flut kommt. «
» Jetzt gib mir schon die Schlüssel, alter Mann. «
» Geh bloà nicht zu nah ran. «
Der Wärter bedachte den Schlüsselmeister mit einem verächtlichen Blick.
» Das ist kein Dämon. Nur Fleisch und Blut, genau wie wir, auch wenn er ein Konstrukt ist. Wenn man ihn zu stark verletzt oder auf ihn schieÃt, dann stirbt er. Er ist genauso sterblich wie die Soldaten, die für die Gottesarmee kämpfen. Ruf die Organsammler. Vielleicht wollen die ja seine Eingeweide. Wir können zumindest sein Blut verkaufen. Konstrukte haben sauberes Blut. «
Er rammte den Schlüssel ins Schlüsselloch. Verstärkter Stahl wurde quietschend beiseitegeschobenâ ein zusätzliches Gitter, allein dazu gedacht, das Ungeheuer im Zaum zu halten. Dann öffnete er das zweite Schloss an den rostigen Gitterstäben, die für einen Menschen ausreichend waren,
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