Teufelskreis
tiefer im Sand.
Beiläufig registrierte er, dass Dutzende Truppen mit ihm auf einer Linie liefen. Er warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass weitere von ihnen vor der Mauer eine Schlachtreihe bildeten, andere bezogen ihre Positionen auf den Zinnen. Davin war dankbar, dass offenbar irgendjemand den Befehl dazu gegeben hatte, und er fragte sich flüchtig, wer es gewesen sein mochte.
Er wandte sich den Neuankömmlingen zu. „Ich bin Major…” Er räusperte sich und setzte erneut an. Seine Stimme war immer noch brüchig, aber jetzt weithin vernehmlich. „Ich bin Major Davin. Ich habe das Kommando über die Feste Northwatch. Was treibt Euch hierher?”
Für einen kurzen Moment gab sich Davin der Hoffnung hin, dass die Orks antworten würden, sie wären nur auf der Durchreise und innerhalb einer Stunde wieder abzugsbereit. Er hoffte es genauso inständig, wie er damals nach seiner Rückkehr vom Massaker an seinem Trupp gehofft hatte, aus der Armee entlassen zu werden. Und damit hatte diese Hoffnung wohl die gleiche bescheidene Aussicht, sich zu erfüllen…
Der größte und schrecklichste Ork trat vor. (Davin war schon allein deshalb gewillt, ihn als den Größten und Schrecklichsten anzusehen, weil er vortrat.)
„Ich bin Burx. Ich spreche für Thrall, den Kriegshäuptling der Horde und Lord der Clans. Diese Eure Feste verletzt das Bündnis zwischen unseren Völkern. Ihr habt eine Stunde, um sie zu räumen und alle Spuren Eurer Anwesenheit zu tilgen.”
Davin stammelte: „Ihr… das kann nicht Euer Ernst sein. Es ist unmöglich, die Feste binnen nur einer Stunde zu räumen!”
Burx grinste. Es war die Art von Lächeln, die ein Raubtier zeigte, wenn es lediglich die Zähne fletschte und kurz davor stand, sich auf seine hoffnungslos unterlegene Beute zu stürzen. „Wenn Ihr dieser Anordnung nicht folgt, lasst Ihr uns keine andere Wahl als anzugreifen. Und Euch alle zu töten.”
Davin hegte nun keinerlei Zweifel mehr, dass ihm und den anderen Bewohnern genau das bevorstand.
ZWANZlG
Jaina hatte Aegwynn und Lorena zu dem kleinen Speiseraum geschickt, der sonst hochrangigen Offizieren und Vertretern des Staates vorbehalten war. Letztere Titulierung war für den kürzlich verstorbenen Kristoff und Jaina selbst reserviert gewesen, hatte ihnen Duree, die kleine Frau, die Jaina zur Seite stand, erklärt. Die junge Magierin hatte Aegwynn ebenfalls den Zutritt gestattet. Als Duree Einspruch erhob, erklärte Jaina, dass ein Wächter einen höheren Rang hatte als ein Staatsoberhaupt.
Jaina hatte sich in ihre Kammer zurückgezogen. Auch sie musste etwas zu sich nehmen, aber gleichzeitig auch herausfinden, wo sich die Zauberer aufhielten. Lorena wollte eigentlich schnellstmöglich zu ihren Truppen nach Northwatch - für den Fall, dass Thrall es nicht schaffte, die Kampfhandlungen zu stoppen. Aber Jaina hatte das abgelehnt. Sie vertraute Thrall offenbar voll und ganz. Außerdem brauchte sie Lorena als Schutz, wenn sie auf Zmoldor und seine Diener traf. Vor allem, weil Kristoff ihre Leibwache nach Northwatch geschickt hatte.
Aber Jaina musste in Ruhe arbeiten, deshalb schickte sie die alte Wächterin und den jungen Oberst zum Essen. Aegwynn bestellte nur einen Salat und etwas Fruchtsaft, Lorena hingegen orderte einen Teller voller Fleisch und einen Eberschnaps. Ein Getränk, von dem Aegwynn noch nie etwas gehört hatte. Lorena erklärte ihr jedoch bereitwillig, dass die Orks es herstellten.
Aegwynn lachte auf, als sie das hörte. „Wie die Zeiten sich doch geändert haben…”
„Was meint Ihr damit?”
„Es ist noch nicht lange her, dass die Orks die Schergen der Dämonen waren, deren Vernichtung ich mein Leben geweiht hatte. Sie waren Monster, Berserker die das Land im Namen von Gul’dan verwüsteten, der Sargeras diente. Die Vorstellung, dass Menschen ein Ork-Getränk genießen, ist im besten Fall… bizarr.”
Lorena lächelte. „Ja, aber ist ,nicht lange her’ nicht ein relativer Begriff, wenn man mit jemanden redet, der so alt ist wie Ihr?”
Aegwynn gluckste. „Ein guter Einwand.”
„Ihr seid wirklich tausend Jahre alt?”
Ironisch lächelnd und mit einer wegwerfenden Handbewegung erwiderte Aegwynn: „Ein Jahrhundert mehr oder weniger - was macht das schon aus?”
Lorena schüttelte den Kopf. „Magie… Ich habe sie niemals verstanden, habe sie immer gehasst, selbst wenn sie auf mein Geheiß zum Einsatz kam.”
Aegwynn zuckte die Achseln. „Ich wollte niemals
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