Teufelskreis
Panik gepackt worden. Er versteckte sich hinter ein paar Eichen, ließ den Zauberer unbeschützt zurück. Und während der Magier sein Bestes gab, um sich zu verteidigen, setzte ihn schließlich einer der Dämonen in Brand.
Davin sah aus der Sicherheit seines Baumverstecks zu, wie der Zauberer, den er hatte schützen sollen, vor Schmerzen brüllte und sehr, sehr langsam starb.
Irgendwie - Davin hatte nie begriffen, warum - übersahen ihn die Dämonen. Vielleicht betrachteten sie Davin nicht als Bedrohung, was sicherlich auch stimmte. Als sein Trupp ausgelöscht war und die Dämonen davonzogen - wohin auch immer Dämonen ziehen mochten -, lief Davin zum Basislager zurück und erwartete, scharf für seine Feigheit gerügt zu werden. Er war bereit, die Konsequenzen zu tragen, wenn er nur nicht wieder hinaus musste, um so etwas noch einmal durchzumachen.
Stattdessen feierten sie ihn als Helden, weil er das Gemetzel überlebt hatte und zurückgekommen war, um darüber zu berichten.
Und dann beförderten sie ihn.
Davin stand alldem fassungslos gegenüber. Er war kein Held, ganz gewiss nicht, eher das genaue Gegenteil. Aber jeder Versuch dies klarzustellen, brachte ihm nichts anderes ein, als dass er für übermäßig bescheiden gehalten wurde.
Es war verrückt. Statt vom Kampf befreit zu werden, erhielt er das Kommando über Truppen.
Bald darauf jedoch war der Krieg so freundlich, vorbei zu sein. Was Davin die Peinlichkeit ersparte, tatsächlich eine Armee in eine Schlacht führen zu müssen, die er unmöglich siegreich hätte beenden können.
Die Brennende Legion wurde zurückgeschlagen nach Woher-auch-immer-sie-gekommen-war, und Davin erhielt noch eine weitere Beförderung. Dieses Mal zum Major. Nach Admiral Proudmoores Ankunft und anschließendem Tod wurde Davin schließlich das Kommando über die Feste Northwatch übertragen.
Bis vor kurzem hatte er dieses Leben gemocht. Northwatch war ein friedlicher Flecken, und auch wenn Davins Feigheit ihm das Kämpfen unmöglich machte, war er in Verwaltungsdingen durchaus talentiert.
Jedenfalls so lange nichts passierte, was das geregelte Tagwerk ins Chaos stürzte.
Davin mochte Oberst Lorena nicht sonderlich. Dennoch wünschte er, sie wäre jetzt hier gewesen. Sie konnte eine Garnison im Ernstfall bei weitem besser befehligen als er, denn im Gegensatz zu Davins Karriere basierten Lorenas Beförderungen auf echten Verdiensten.
Und wenn die Streiter des Flammenden Schwerts schon sie erwischt hatte, ganz zu schweigen von Lady Proudmoore, welche Hoffnung blieb dann ihm noch, Davin?
Oreil kam hereingestürmt, seine zu große Rüstung schepperte bei jedem Schritt. „Major Davin! Major Davin! Die Orks rücken an. Ihre Boote haben bereits angelegt.”
Davin seufzte ein weiteres Mal. „Die Boote haben bereits angelegt?”
„Hat Euch niemand informiert?” Oreil blinzelte unruhig. „Oh, wartet, ich sollte das ja tun. Es tut mir Leid, Sir, aber ich war so aufgeregt. Bitte bestraft mich dafür nicht.”
Davon stand hinter seinem Tisch auf und ging zur Tür. „Gefreiter, im Moment sollte ein Militärgericht die geringste Eurer Sorgen sein!”
Langsam stieg Davin die enge Treppe hinunter, die zum Boden des im Zentrum der Festung gelegenen Turms führte. Northwatch war auf einem welligen Hügel, der zur Großen See hinlief errichtet worden. Die östliche Begrenzung der Feste bildete eine Steinwand, die zwischen zwei Hügeln lag. Die Gebäude, aus denen sich Northwatch zusammensetzte, wiesen zur Westseite der Mauer hin, die Ostseite war ein mit Palmen bewachsener Strand.
Als er den Bogengang erreichte, der durch die Steinmauer zum Strand hinausführte, sah Davin Orks und Trolle.
Viele Orks und Trolle.
Ihre Boote waren alle an Pfählen vertäut, die jemand in den Sand gerammt hatte. Es gab Dutzende, jedes vollbesetzt mit einem Dutzend Trollen und Orks. Einige trugen Tierhäute, andere die Schädel gefährlicher Bestien als Helme. Alle waren mit Äxten, Breitschwertern, Morgensternen, Knüppeln und anderen Waffen ausgerüstet, die auf den ersten Blick größer zu sein schienen als Davin.
„Das ist es also”, murmelte er selbstvergessen. „Wir werden alle sterben…”
„Was sagtet Ihr, Major?”, fragte einer der Soldaten, der den Bogengang bewachte.
Davin schüttelte rasch den Kopf. „Nichts.”
Irgendwie schaffte er es, sich dazu zu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nachdem er den Bogengang passiert hatte, versanken seine Stiefel mit jedem Schritt
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