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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Sie schien es wirklich eilig zu haben. »Wenn der Verkehr nicht allzu stark ist, könnte ich es schaffen.« Ich wusste zwar, wer Vivian Diamond war, war ihr aber noch nie begegnet. »Wie erkenne ich Sie?«
    »Oh, machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde Sie erkennen.« Damit beendete sie das Telefonat.
    Ich hasste es, wenn Leute einfach so auflegten. Und sie würde mich erkennen? Aber wieso? Ich legte den Hörer wieder auf das Ladegerät. Als ich mich umdrehte, stand Nana im Türrahmen und starrte mich an.
    Ihr faltiges Gesicht war ausdruckslos. Wenn ich sie nicht so gut gekannt hätte, hätte ich geglaubt, es läge an den vielen Runzeln, dass ich keine Regung erkennen konnte. »Wer ist tot?«, fragte sie.
    »Niemand.«
    »Wenn jemand so früh anruft, dann ist immer jemand tot.« Sie hielt inne. »Oder stören Freunde auch so früh?«
    »Das Telefon hat einfach nur geklingelt, Nana, und ich bin rangegangen. Manchmal sind es meine Freunde, die anrufen, und manchmal –«
    »Na gut.«
    Ich hatte den vagen Verdacht, dass das Zusammenleben mit Nana dem Großziehen eines verwöhnten Teenagers ähneln würde. Sie würde die Augen verdrehen, mich unterbrechen und so tun, als hätte ich keine Ahnung von nichts.
    Jetzt gab sie mir einen gefalteten Zeitungsteil. »Mit dem bin ich fertig.« Sie wandte sich um und schlurfte an dem großen Eichentisch vorbei.
    Als sie die dicklichen Hände hob, um sich über den weißen Haarturm zu streichen, erinnerte mich die Geste daran, dass ich ihren wöchentlichen Friseurtermin noch nicht in meinen Kalender eingetragen hatte. Sie bestand darauf, ihr Haar weiterhin zu einem Turm toupiert zu tragen, eine Frisur, die eher gewartet als frisiert werden musste. Als Kind hatte ich lange Zeit geglaubt, sie hätte eine außergewöhnliche Kopfform. Als ich dahintergekommen war, dass nur Lockenwickler und Haarspray an diesem Eindruck schuld waren, hatte Nana mir gleich weniger Furcht eingeflößt. Ich legte den Zeitungsteil aus der Hand, nahm einen Stift und notierte den Friseurtermin.
    Als ich den Stift weglegte, fiel mir die Schlagzeile auf der ersten Zeitungsseite ins Auge:»Frau tot aufgefunden«. Darunter stand in kleinerer Schrift: »Die Polizei vermutet Kulthintergrund« . Auf dem Foto erkannte ich das Gesicht eines weinenden kleinen Mädchens, das von zwei Sanitätern zurückgehalten wurde, als es seine Hände nach der mit einem Tuch bedeckten Leiche auf einer Bahre ausstreckte. Das Mädchen war Beverley Kordell, Lorries Tochter.

2
    Vivian war unpünktlich.
    Ich hatte beschlossen, die Trauer zu verdrängen und stattdessen meiner Wut freien Lauf zu lassen. Es war vielleicht nicht unbedingt meine beste Eigenschaft, jede Emotion sofort in Wut verwandeln zu können, aber eine äußerst nützliche. Allerdings musste ich die nervöse Energie, die damit einherging, irgendwie abbauen. Als ich wartend in dem Coffeeshop saß, wippte ich verärgert und ungeduldig mit den Füßen. Die Sohlen meiner burgunderroten flachen Wildlederschuhe wurden aufs Äußerste strapaziert.
    Mit meinen Bluejeans, einem rötlich braunen Blazer, einem schwarzen Tanktop und meinen Haaren in einem locker geflochtenen Zopf hatte ich einen ordentlichen, aber legeren Business-Look hingekriegt, obwohl ich mit den Gedanken ganz woanders gewesen war, als ich mich angezogen hatte. Es war mir völlig egal, ob Vivian mein Erscheinungsbild professionell fand oder nicht.
    Ich las den Artikel über den Mord an Lorrie schon zum fünften Mal und konnte es immer noch nicht glauben. Die Polizei hatte auf einen anonymen Tipp hin Lorries Leiche im Schlafzimmer ihrer Wohnung gefunden. Als die Beamten eintrafen, hatte Beverley in ihrem Zimmer geschlafen. In dem Artikel fand sich nichts zu Lorries Todesursache, nur dass ihre Leiche »angeblich rituell arrangiert« gewesen sei und dass »Symbole mit, wie die Polizei vermutet, Blut an die Wände gemalt worden waren«.
    Obwohl dieser Oktobermorgen selbst für Ohio ungewöhnlich kühl war, hatte ich mir einen Eismokka bestellt. Mein Magen brannte vor innerer Hitze. Der Kaffee war viel zu stark. War der Barista daran schuld, oder spiegelte die Bitterkeit vielleicht meinen Geisteszustand wider?
    Ich versuchte der Situation etwas Positives abzugewinnen, doch alles, was mir einfiel, war, dass Lorrie ein Geheimnis von mir gewusst hatte und ich mir um ihre Verschwiegenheit nun keine Sorgen mehr machen musste. Das war alles Positive. Ich würde Lorrie nie wiedersehen. Und die arme Beverley! So jung – im

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