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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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die Stimme, »das Einzige, was sie anhat, ist …« Wieder machte er eine seiner nervenaufreibenden Kunstpausen.
    Â»Was denn nun?«, fragte Morgenstern ungeduldig.
    Â»â€¦Â ein Kettenhemd«, antwortete Schneidt. »Ein schweres, langes Kettenhemd aus Tausenden von kleinen Eisenringen. So schwer wie früher unsere Bleiwesten, bevor die Schutzwesten aus Kevlar aufgekommen sind.«
    Später, im Dienstwagen, erzählte er Hecht von dem mysteriösen Einbruch, den die Familie Morgenstern tags zuvor im Pfünzer Kastell entdeckt hatte.
    Â»Ich wette, dass die Limeskönigin eines von den beiden geklauten Kettenhemden anhat.«
    Â»Und sonst gar nichts«, sagte Hecht mit betont neutralem Tonfall. »Eine tote Nixe im Teich.« Mit getragener Stimme fing er an zu rezitieren: »Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb. Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief.«
    Morgenstern schüttelte den Kopf. »Du immer mit deiner Bildungshuberei. Lass das bloß den Schneidt nicht hören.«
    Â»Was ist nur aus dem Volk der Dichter und Denker geworden?«, fragte Hecht und hob theatralisch die Hände.
    Es war kurz vor elf Uhr, als sie nach einer temporeichen Fahrt über die Autobahn bis zur Ausfahrt Altmühltal und weiteren drei Kilometern auf der Landstraße mit ihrem Dienstwagen, einem dunkelblauen Audi, Pfahldorf erreichten. Am westlichen Ortsende standen bereits ein Einsatzwagen der Feuerwehr, ein Streifenwagen der Polizeiinspektion Beilngries und – das vor allem – rund drei Dutzend Schaulustige. Das ganze Dorf, so schien es, hatte sich versammelt, der Fund der Leiche hatte sich wohl wie ein Lauffeuer verbreitet. Kinder jeden Alters waren mit ihren Fahrrädern gekommen, ein paar Jugendliche waren auf ihren Mopeds herangeknattert, eine alte Bäuerin war mit ihrem Rollator, dem »Gehwagerl«, zum Ort des Geschehens geschlurft. Bauern in Gummistiefeln waren direkt von der Hofarbeit herbeigeeilt.
    Morgenstern parkte den Wagen hinter dem Krankenwagen des Roten Kreuzes, stieg aus und sah sich um. Der Weiher lag auf der einen Seite der Straße, umgeben von Sträuchern und einer Wiese, das Dorf befand sich auf der anderen Seite, überragt von einer Kirche, deren Turm auffällig mit grün glasierten Dachplatten gedeckt war.
    Hier also verlief die alte Grenze des römischen Weltreichs. Der Ortsname Pfahldorf, so hatte ihm Hecht auf der Fahrt erläutert, nahm Bezug auf die im Mittelalter noch gut erkennbare Grenzbefestigung, den »Pfahl«.
    Langsam gingen die Kommissare auf die Menschengruppe zu, die sich am Rande des Weihers versammelt hatte. Hier lag die tote Limeskönigin. Jemand hatte eine grob gewebte Wolldecke über den Leichnam gelegt, und die beiden Beamten der Polizeiinspektion Beilngries bemühten sich zusammen mit Feuerwehrleuten, die Gaffer auf Abstand zu halten.
    Â»Hier gibt’s nichts zu sehen«, sagte einer immer wieder, was freilich glatt gelogen war. Die Mutigeren unter den Jugendlichen hielten Smartphones in die Höhe. Morgenstern runzelte die Stirn. Wenig später würden die Bilder vermutlich über Twitter und Facebook aller Welt zur Verfügung stehen. Polizei und Feuerwehr konnten am Ende froh sein, wenn nicht noch jemand die Wolldecke zur Seite zupfte, um das Gesicht der Toten als selbst ernannter »Leserreporter« der Bild-Zeitung anzubieten.
    Â»Ich hasse solche Massenaufläufe«, flüsterte Hecht. Morgenstern nickte grimmig.
    Â»Wir müssen als Erstes eine ordentliche Absperrung einrichten. Sonst brauchen wir hier erst gar nicht anzufangen.«
    Â»Aber wie bringen wir die Leute auf Abstand?«, fragte Hecht.
    Morgenstern grinste. »Lass mich nur machen. Jetzt kommt eine Lektion in ›Psychologie für Fortgeschrittene‹.«
    Er ging auf einen der verzweifelt wirkenden uniformierten Polizeibeamten zu und flüsterte ihm etwas zu. Der Mann nickte und lief zu seinem Dienstwagen. Einige Augenblicke später kehrte er mit einem Megafon zurück und drückte es Morgenstern in die Hand. Er wirkte skeptisch.
    Morgenstern nahm die Flüstertüte, drängte sich durch die Schaulustigen hindurch und stellte sich dicht neben die Tote. Breitbeinig in seinen Cowboystiefeln, fehlte nur noch ein Sheriffstern.
    Â»Hallo, hallo«, sprach er ins Megafon. Das Gerät funktionierte tadellos.
    Â»So, Herrschaften, alle mal

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