Teufelsstern
Lokalteil. Am Tag zuvor hatte er über ein neues Fischrestaurant, eine Müllkippe und ein von der Schließung bedrohtes Seniorenheim berichten müssen. Matthew wusste, dass Richard auch an einem Buch arbeitete, in dem er über ihr gemeinsam bestandenes Abenteuer schrieb – die Ereignisse, die zur Zerstörung des Atomkraftwerkes Omega Eins und dem Verschwinden eines ganzen Dorfes in Yorkshire geführt hatten. Aber er hatte die Story nicht an die Presse verkaufen können. Warum sollte das bei Buchverlagen anders sein?
»Ich will jetzt nicht darüber reden«, sagte Richard. »Es ist noch zu früh am Morgen. Lass es uns heute Abend besprechen. Ich werde auch ausnahmsweise nicht so spät kommen, und wir können essen gehen. Oder wir bestellen uns was nach Hause.«
»Ja, von mir aus.« Matt griff nach seinen Büchern.
»Was ist mit Frühstück?«
»Ich gehe zu McDonald’s.«
Forrest Hill war eine Privatschule mitten im Nirgendwo zwischen York und Harrogate. Obwohl Matt Richard nichts darüber gesagt hatte, war sie der Hauptgrund dafür, dass er den Norden von England verlassen wollte. Er hasste diese Schule. Obwohl bald Sommerferien sein würden, war er nicht sicher, ob er es noch so lange dort aushalten konnte.
Von außen wirkte sie einladend. Sie hatte einen viereckigen Hof, umgeben von Gebäuden mit Bogengängen und Außentreppen, und es gab sogar eine Kapelle mit Buntglasfenstern und Wasserspeiern. Einige Bauten der Schule waren dreihundert Jahre alt, aber es gab auch zahlreiche neue Gebäude. Die Schule hatte ein Theater, einen Fachtrakt für Naturwissenschaften und eine zweistöckige Bibliothek. Die Neubauten waren erst in den letzten zwei oder drei Jahren errichtet worden.
Zum Schulgelände gehörten mehrere Tennisplätze, ein Schwimmbad und Sportfelder. Sie lag in einem Tal, und von allen Seiten führten Straßen zum Schulgelände. Als Matt sie zum ersten Mal gesehen hatte, kam sie ihm eher wie eine Universität vor. Erst als die dreizehn- bis achtzehnjährigen Jungen an ihm vorbeiliefen, die in ihren schicken blauen Jacketts und den grauen Hosen in ihre Klassen marschierten, hatte er begriffen, dass es tatsächlich eine Schule war.
Doch Welten trennten diese Schule von der, die Matt in Ipswich besucht hatte. Hier war alles so sauber und ordentlich. Kein Pommesgestank aus der Schulküche, keine Graffitis, keine abblätternde Farbe oder Fußballtore, deren Netze in Fetzen hingen. Hier gab es tausende von Büchern in der Bibliothek, und die Computer waren die neuesten Modelle. Und die Schuluniform machte den Unterschied besonders deutlich: Als Matt sie zum ersten Mal angezogen hatte, war es ihm vorgekommen, als hätte man ihn in ein albernes Kostüm gesteckt. Das Jackett lag schwer auf seinen Schultern und kniff unter den Armen. Und der grau-grün gestreifte Schlips war einfach lächerlich. Er wollte kein Geschäftsmann werden, warum musste er sich dann so kleiden? Wenn er sich im Spiegel betrachtete, hatte er das Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen.
Es war nicht Richards Idee gewesen, ihn hierher zu schicken. Der Nexus – die geheime Organisation, die über sein Leben zu bestimmen schien – hatte die Schule vorgeschlagen. Doch Matt hatte in den letzten zwei Jahren nichts gelernt. Er lag in jedem Fach weit zurück. Ihn mitten im Sommerhalbjahr in eine öffentliche Schule zu schicken, wäre problematisch gewesen. Aber eine Privatschule würde nicht zu viele Fragen stellen und ihn vielleicht auch so fördern, wie er es brauchte. Der Nexus zahlte das Schulgeld. Es schien eine gute Idee zu sein.
Aber es war von Anfang an schief gegangen.
Die meisten Lehrer von Forrest Hill waren in Ordnung, aber die anderen machten den Unterricht zur Hölle. Matt hatte nur ein paar Tage gebraucht, um sich gleich zwei Lehrer zu Feinden zu machen: Mr King, den Englischlehrer, und Mr O’Shaughnessy, der Französisch unterrichtete und außerdem noch der stellvertretende Schulleiter war. Die beiden waren um die dreißig, aber sie benahmen sich, als wären sie viel älter. Am ersten Tag hatte Mr King Matt angefahren, weil er auf dem Schulhof Kaugummi gekaut hatte. Und am zweiten hatte Mr O’Shaughnessy ihm mit schriller Stimme einen zehnminütigen Vortrag gehalten, weil sein Hemd aus der Hose gerutscht war. Und danach schienen beide jede Gelegenheit zu nutzen, auf ihm herumzuhacken.
Aber das eigentliche Problem waren die anderen Schüler. Matt konnte sich normalerweise durchsetzen. In seiner alten Schule hatte es
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