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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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eine Menge fieser Typen gegeben, denen es Spaß gemacht hatte, andere zu quälen. Matt war klar gewesen, dass es eine Weile dauern würde, bis er in Forrest Hill neue Freunde fände – vor allem, weil die anderen Jungen so anders waren als er. Und doch war er überrascht gewesen, wie wenige sich von ihnen bereit zeigten, ihm eine Chance zu geben.
    Natürlich kannten sich alle anderen. Die Jungen in seinem Alter gingen schon seit mehreren Jahren auf diese Schule und hatten längst Freundschaften geschlossen. Sie hatten eine eingespielte Lebensweise, und Matt wurde als Eindringling betrachtet. Und – was noch schlimmer war – er kam aus einer ganz anderen Welt. Von einer öffentlichen Schule und dazu noch einer, die nicht in Yorkshire stand. Die meisten der Jungen waren lediglich misstrauisch und hielten Abstand zu ihm, doch es gab einen, der es auf Matt abgesehen hatte.
    Sein Name war Gavin Taylor. Er war in Matts Klasse, und er herrschte über den gesamten Jahrgang.
    Gavin war nicht einmal sehr groß. Er war schlank, trug die Nase hoch, und sein blondes, stets fettiges Haar reichte bis zu den Schultern. Er achtete sehr darauf, dass sein Schlips immer schief hing, und schlurfte mit den Händen in den Hosentaschen herum – eine Haltung, die Lehrer und Schüler gleichermaßen warnte, ihm bloß nicht in die Quere zu kommen. Angeblich war er einer der reichsten Jungen der Schule. Sein Vater hatte eine Internetfirma, die Gebrauchtwagen in ganz England verkaufte. Und Gavin hatte vier oder fünf Freunde, die riesig waren. Sie folgten ihm durch die Schule wie Leibwächter.
    Es war Gavin, der entschieden hatte, dass Matt an seiner Schule nichts zu suchen hatte. Es verachtete Matt nicht wegen dem, was er über ihn wusste, sondern wegen dem, was er nicht wusste. Matt war am Ende des Schuljahres aus dem Nirgendwo aufgetaucht. Er weigerte sich zu sagen, warum er seine bisherige Schule verlassen hatte, was mit seinen Eltern passiert war oder was er die letzten zwei Monate gemacht hatte. Gavin hatte die ersten paar Wochen immer wieder gestichelt und gelästert, in der Hoffnung, dass Matt etwas ausplaudern würde. Die Tatsache, dass Matt keine Angst vor ihm hatte und sich weigerte, ihm irgendetwas zu erzählen, ärgerte ihn nur noch mehr.
    Doch was dann passierte, machte alles noch schlimmer. Gavin hörte zufällig, wie die Schulsekretärin in ihrem Büro telefonierte. Und dabei erfuhr er, dass Matt Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt hatte. Und er hatte keine Kohle. Irgendeine Wohlfahrtsorganisation in London bezahlte sein Schulgeld. Nur Minuten später wusste die ganze Schule Bescheid, und Matts Schicksal war besiegelt. Er war bloß ein Versager. Matt gehörte nicht zu ihnen und würde es auch nie.
    Vielleicht gab es ein paar Jungen, denen seine Vorgeschichte egal gewesen wäre, weil aber alle vor Gavin kuschten, stand Matt ohne einen einzigen Freund da. Richard hatte er davon nichts erzählt. Er gehörte nicht zu denen, die sich beklagten. Als seine Eltern starben und man ihn zu seiner Tante Gwenda Davis geschickt hatte, ja sogar, als man ihn wie einen Sklaven in Hive Hall gehalten hatte, war es ihm gelungen, einen Schutzwall um sich zu errichten. Aber diese Schule war Tag für Tag schwerer zu ertragen. Matt wusste genau, dass er früher oder später ausflippen würde.
    Der Bus setzte ihn wie gewöhnlich um kurz vor acht ab. Der Schultag begann immer damit, dass sich alle in der Kapelle versammelten. Dann sangen sechshundertfünfzig Schuljungen, die noch halb schliefen, schleppend ein Kirchenlied, und der Schulleiter oder einer der Lehrer verlas ein paar Ankündigungen. Matt versuchte, nicht aufzufallen. Er dachte über das nach, was er am Morgen zu Richard gesagt hatte. Er war fest entschlossen zu gehen. Es reichte ihm.
    Die ersten beiden Stunden waren nicht so schlimm. Der Mathe- und der Geschichtslehrer waren jung und mitfühlend. Beide ließen nicht zu, dass die anderen auf Matt herumhackten. Die Pause verbrachte Matt in der Bibliothek, um dort noch schnell ein paar Hausaufgaben zu machen. Danach hatte er eine Stunde bei dem Nachhilfelehrer, der mit ihm Rechtschreibung und Grammatik übte. Doch in der letzten Stunde vor der Mittagspause hatte er Englisch, und Mr King war schlecht gelaunt.
    »Freeman, steh bitte auf!«
    Matt erhob sich zögernd. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Gavin einen anderen Jungen anstieß und grinste. Matt bemühte sich, keine Miene zu verziehen.
    Mr King kam auf ihn zu. Der Englischlehrer hatte

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