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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Lektion erteilen, die er nicht so schnell vergessen würde. Auch das hatte Rex ihr geraten.
    Wenige Minuten später verließ Gwenda das Haus. Eigentlich hatte sie packen wollen, aber sie hatte nichts gefunden, was sich lohnte mitzunehmen. So hatte sie schließlich nur die Axt eingepackt, mit der sie früher Holz gehackt hatte. Die steckte jetzt in der Tasche, die an ihrem Arm baumelte.
    Gwenda schloss die Tür hinter sich ab und ging. Sie wusste genau, wohin sie wollte: zur Forrest-Hill-Schule in Yorkshire. Sie war auf dem Weg zu ihrem Neffen.
    Matt würde Augen machen!

AUSSENSEITER
    Es war derselbe Traum wie immer.
    Matt Freeman stand auf einem hohen Felsen aus schwarzem Gestein, der aus dem Boden ragte wie ein Giftpilz. Matt war hoch oben und ganz allein, umgeben von einem Meer, das tot aussah. Die Wellen rollten heran wie Öl, und obwohl der Wind heulte und ihm die Gischt in die Augen spritzte, fühlte er nichts – nicht einmal die Kälte. Ihm war klar, dass dies ein Ort war, an dem die Sonne niemals auf- oder unterging. Und er fragte sich, ob er bereits gestorben war.
    Matt drehte sich um und sah zum Strand. Er wusste, dass dort vier andere auf ihn warteten und dass zwischen ihnen ein Wasserstreifen lag, der mindestens einen Kilometer breit und etliche Kilometer tief war. Die vier waren immer da. Drei Jungen und ein Mädchen, ungefähr in seinem Alter. Sie warteten darauf, dass er das Wasser überquerte und zu ihnen kam.
    Aber diesmal war es anders. Einer der Jungen hatte eine Möglichkeit gefunden, zu ihm zu gelangen. Er saß in einem langen schmalen Boot, das aus Binsen geflochten war und einen Bug hatte, der geformt war wie der Kopf einer Wildkatze. Sehr stabil sah es nicht aus. Matt konnte sehen, wie es von den Wellen angriffen wurde und wie sie versuchten, es zurückzutreiben – aber der Junge ruderte mit kraftvollen, rhythmischen Zügen. Er kam immer näher, und nun konnte Matt auch erkennen, wie er aussah: braune Haut, dunkle Augen, halblanges schwarzes und sehr glattes Haar. Er trug zerschlissene Jeans und ein weites Hemd mit einem Loch am Ellbogen.
    Matt war plötzlich voller Hoffnung. In wenigen Minuten würde das Boot die Insel erreicht haben, und wenn er einen Weg fand, der von dem Felsen herunterführte, dann könnte er endlich entkommen. Matt rannte zur Kante des Felsens, und von dort aus sah er, wie sich etwas in dem tintenschwarzen Wasser spiegelte. Es war ein Vogel. Seine Form veränderte sich ständig, denn sie wurde durch den Wellengang verzerrt. Matt konnte nicht erkennen, was für einer es war. Er hatte eine enorme Spannweite, weiße Federn und einen langen, schlangenartigen Hals. Es war ein Schwan! Abgesehen von den drei Jungen und dem Mädchen war er das einzige Lebewesen, das Matt bisher in dieser Albtraumwelt gesehen hatte. Automatisch schaute er nach oben, in der Erwartung, den Schwan Richtung Festland fliegen zu sehen.
    Der Schwan war ein riesiges Monster, so groß wie ein Flugzeug. Seine Augen funkelten gelb, und er streckte die Krallen aus, um damit nach dem Wasser zu greifen und es wie einen Vorhang hochzuziehen. Matt wollte den anderen Jugendlichen eine Warnung zurufen. Doch bevor er überhaupt den Mund aufgemacht hatte, riss das Vieh den dolchartigen Schnabel auf und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Wie zur Antwort ertönte ein Donnerschlag, und Matt fiel auf die Knie, als der Riesenvogel über ihn hinwegflog. Der Luftzug zerrte an ihm, und der grauenhafte Schrei gellte noch immer in seinen Ohren. Und dann fiel der Vorhang aus Wasser wieder herunter, und die Flutwelle überspülte den Felsen, den Strand und das gesamte Meer. Matt spürte, wie die Wassermassen über ihn hereinbrachen… und wachte nach Luft japsend in seinem Bett in der kleinen Dachkammer auf, durch deren Fenster das erste fahle Morgenlicht fiel.
    Matt tat das, was er immer machte, wenn sein Tag auf diese Weise begann: Er schaute auf seinen Wecker. Es war halb sieben. Dann sah er sich um, weil er sich überzeugen wollte, dass er wirklich in seinem Zimmer war, hoch oben in dem Haus in York, in dem er nun schon seit fünf Wochen lebte. Im Geiste hakte er alles ab, was er sah. Seine Unterrichtsbücher lagen auf dem Schreibtisch. Die Schuluniform hing über der Stuhllehne. Sein Blick wanderte über die Poster an der Wand: die von seinem Lieblingsfußballverein und ein Plakat von Krieg der Welten. Seine PlayStation 2 lag in einer Ecke auf dem Fußboden. Das Zimmer war unordentlich, aber es war sein Zimmer.

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