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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hinterhergemurmelt,
und sein Grinsen wandelte sich in ein nachdenkliches Lächeln. Das gelbe
Kätzchen, das sich in seine Kniekehle kuschelte, hatte ihn fragend angesehen.
Er hatte wiederholt versucht, den kleinen Plagegeist zu verscheuchen, aber die
Katze weigerte sich, länger als ein paar Minuten von seiner Seite zu weichen.
    Je länger
sich die Stunden hinzogen und je kürzer sein Geduldsfaden wurde, desto mehr
fühlte er sich wie ein Gefangener. Wenn er nur seine Hosen gehabt hätte, dann
hätte er wenigstens im Zimmer auf und ab gehen können. Das Dröhnen in seinem
Kopf war zu dumpfem Kopfweh geworden, störend, aber nicht unerträglich.
    Kurz
nachdem die Teezeit vorüber war und er gerade ein Schläfchen machen wollte,
ging die Tür wieder einen Spaltbreit auf. Weil aber von Laura erneut nichts zu
sehen war, wollte er schon irgendetwas Zerbrechliches in Richtung Tür werfen.
Da entdeckte er einen Berg goldener Locken, der seit lich von einem blassroten
Band zusammengehalten wurde. Mehr war aus seiner Position nicht zu erkennen.
Sein neuester Besucher kroch, wie es schien, auf Händen und Knien herein.
    Eine kleine
Hand mit dicklichen Fingern und kurzen Fingernägeln krabbelte über die
Bettkante und wühlte sich gefährlich nah an seinen Hüften durchs Bettzeug. Als
sie nicht fand, wonach sie suchte, begannen die Locken sich wie ein vergoldeter
Springbrunnen zu heben. Nicholas Radcliffe verengte die Augen zu schmalen
Schlitzen, als Lottie Fairleigh über die Bettkante lugte, und betrachtete die
Kleine durch gesenkte Wimpern.
    »Da bist du
ja, du ungezogenes Biest«, fauchte Lottie und griff nach der Katze, die an
seiner Seite schlief.
    »Nicht
gerade eine freundliche Begrüßung für den Mann, den deine Schwester zu heiraten
gedenkt«, sagte Nicholas gedehnt und stützte sich auf den Ellenbogen.
    Lottie
purzelte nach hinten auf den abgetretenen Teppich, der Mund ein rotes,
überraschtes O.
    »Ich warne
dich, wenn du wieder zu kreischen anfängst, fange ich wieder zu brüllen an, und
dann sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.«
    Sie klappte
den Mund zu.
    »Na also,
schon besser«, sagte er. »Du bist fast auszuhalten, wenn du nicht so schreist.«
    »Ich
wünschte, ich könnte das Gleiche von Ihnen sagen«, gab sie zurück und brachte
ihn gegen seinen Willen zum Lachen. Sie stand auf und klopfte ihr
zerknittertes, weißes Kinderschürzchen ab, wobei sie genau das richtige Maß
gekränkter Eitelkeit an den Tag legte. »Ich bitte um Vergebung, Sir, dass ich
Sie gestört habe. Aber ich muss mein Kätzchen holen.«
    »Und ich hatte
ungerechterweise schon gedacht, du wolltest mich mit dem Kopfkissen ersticken.«
    Lotties
Kopf schoss mit wippenden Locken hoch. Die blauen Augen
sahen so schuldbewusst drein, dass er sich fast schämte, sie geneckt zu haben.
Doch sie erholte sich rasch und lächelte süß. »Eine ziemlich rüde Methode,
einen unerwünschten Gast loszuwerden, wenn auch wirkungsvoll. Aber ich würde
Gift vorziehen. Man hat eine so große Auswahl. Ich habe allein siebzehn
verschiedene, tödliche Giftpilze katalogisiert, alle im alten Eichenwald.«
    Nicholas
setzte sich auf und beäugte misstrauisch die Reste seines Mittagessens.
    »Wenn Sie
uns jetzt entschuldigen würden.« Sie griff nach dem Kätzchen.
    Das
Tierchen schlug Lottie die scharfen, kleinen Krallen in die Finger, dass sie
bluteten.
    »Autsch!
Was haben Sie mit ihr gemacht?« Lottie saugte an ihren zerkratzten Knöcheln,
während die Katze den Kopf auf Nicholas' nackte Brust legte und hingerissen
schnurrte.
    Nicholas
streichelte ihr seidiges Fell und zuckte die Achseln. »Deiner festen
Überzeugung zum Trotz habe ich durchaus meine charmanten Seiten.«
    »Das heißt
es von Napoleon auch. Habe ich jedenfalls gelesen.« Sie wedelte hochmütig mit
der Hand, als sei es ihre eigene Idee gewesen, die Katze bei ihm abzuladen.
»Sie dürfen die kleine Hochverräterin behalten, wenn Sie wollen. Ich habe mehr
als genug von der Sorte.« Hoch erhobenen Kopfes segelte sie auf die Tür zu. So
peinlich, wie ihr Auftritt gewesen war, wollte sie sich zumindest würdevoll
entfernen.
    »Carlotta?«
Sie drehte sich ohne zu zögern um. Nicholas hatte ihren Taufnamen
offensichtlich richtig erraten. Er betrachtete ihr undurchdringliches, kleines
Gesicht und hoffte, irgendetwas darin wieder zu erkennen. Doch sie war ihm so
fremd wie sein eigenes Spiegelbild. »Wir scheinen beide recht eigensinnig zu
sein. Aber deine Schwester hat mir versichert, dass wir

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