Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
heruntergekommen, um sie zu erwürgen.
    Sie wich
unwillkürlich vor ihm zurück.
    Er hielt
abrupt inne. »Wenn Sie meine Verlobte sind, warum benehmen Sie sich dann, als
hätten Sie Angst vor mir?« Er kam ein Stück
näher und sah so aufrichtig bestürzt aus, dass Laura sich fühlte, als wolle sie ihm eine Verletzung beibringen. »Habe ich Ihnen jemals wehgetan oder Sie
glauben lassen, ich könne etwas Derartiges tun?«
    »Bis jetzt
nicht.« Sie stieß mit der Schulter an den Kaminsims und brachte eine Porzellanvase
ins Wanken. Er griff um ihre
Schulter herum, hielt die Vase fest und schnitt ihr damit ganz nebenbei den
Fluchtweg ab. »Nein, das haben Sie nicht, wollte ich sagen.«
    Als er ihr
die Hände an die Wangen legte, waren die stechenden Fingerkuppen mit einem Mal
vergessen. Seine Daumen spielten
sanft über ihre zarte Haut. Doch anstatt zurückzuweichen, hätte sie sich am
liebsten in seine Berührung fallen lassen.
    Seine
heisere Stimme war hypnotisierend. »Falls ich einer von diesen brutalen
Grobianen bin, wäre es besser gewesen, Sie hätten mich der Gnade der Franzosen
überlassen. Weil ich in diesem Fall ein grausames Schicksal verdient hätte.«
    Laura
duckte sich unter seinem Arm durch und setzte sich auf die monderhellte
Polsterbank am Fenster. Sie sank in die Kissen und
faltete die Hände im Schoß. »Ich fürchte mich nicht vor Ihnen«, log sie. »Ich
hielt es nur für das Beste, den Anschein von Unziemlichkeit zu vermeiden.«
    »Ein wenig
spät, sich darum Sorgen zu machen, oder nicht? Wenn man bedenkt, dass wir
einander noch nicht einmal in ordentlicher Kleidung gesehen haben.« Der Schalk
blitzte in seinen Augen. »Zumindest, soweit ich mich erinnern kann.«
    Laura
blickte an ihrem Nachtgewand hinunter. Das züchtige Nachtkleid mit dem
gefältelten Oberteil und dem hohen Spitzenkragen
enthüllte weit weniger, als es das feuchte Kleid getan hatte. Seltsamerweise
war es aber das offene Haar, das sie sich so nackt fühlen ließ. Ein solch
unordentlicher Anblick sollte allein einem Ehemann vorbehalten bleiben.
    »Trotz Ihrer
Verfassung haben wir doch eine gewisse Form zu wahren.«
    Sein
Lächeln schwand. »Waren Sie deshalb den ganzen Tag über nicht an meinem Bett?
Um die Form zu wahren?«
    »Sie haben
ein schreckliches Martyrium durchlitten. Ich nahm an, sie bedürften der Ruhe.«
    »Und wie
viel Ruhe, glauben Sie, kann ein Körper ertragen? Sie sagten, ich sei
zwischenzeitlich immer wieder zu Bewusstsein gekommen.« Er legte den Arm auf
den Kaminsims und trommelte mit den Fingern. »Wie lange genau bin ich schon
hier?«
    Sogar jetzt,
wo er sich vollkommen wohl zu fühlen schien, barfuß wie er war und mit
zerzaustem Haar, betrachtete er durchdringend ihr Gesicht. Suchte er nach der
Wahrheit oder nach irgendwelchen Spuren von Betrug?
    Sie zwang
sich, ihm in die Augen zu sehen. »Zwei Ihrer kommandierenden Offiziere haben
Sie vor knapp einer Woche zu uns gebracht. Wir waren nicht sicher, in
Anbetracht der Schwere Ihrer Verletzung, ob Sie das Bewusstsein je wieder erlangen
würden.«
    »Jetzt, da
ich es habe, erwartet man mich mutmaßlich auf meinem Posten zurück.«
    »Aber
nein!«, sagte Laura hastig. »Napoleon hat abgedankt, und Louis sitzt wieder auf
dem französischen Thron. Man hat mir versichert, dass man Ihrer Dienste nicht
weiter bedarf.«
    »Nun, dann
hängen sie mich wenigstens nicht als Deserteur.« Er runzelte die Stirn. »Was
ist mit meiner Familie? Hat man sie von meiner Rückkehr in Kenntnis gesetzt?«
    Laura
konzentrierte sich ganz darauf, den Rock ihres Nachtgewands in adrette Falten
zu legen. »Unglücklicherweise haben Sie mir praktisch nichts von Ihrer Familie
erzählt. Soweit ich verstanden habe, haben Sie und Ihre Familie sich
voneinander entfremdet, lange bevor wir beide uns trafen. Sie schienen mehr als
entschlossen, Ihren Weg alleine zu machen.«
    Ein
Schatten, der mit dem Mondlicht nichts zu tun hatte, huschte fast unmerklich
über sein Gesicht. »Eigenartig«, murmelte er.
    »Was ist
eigenartig?«, fragte Laura und fürchtete, zufällig seinem Gedächtnis
nachgeholfen zu haben.
    Ein
melancholisches Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. »Von allem, was Sie mir
berichtet haben, ist dies das Erste, was mir wirklich bekannt vorkommt.«
    »Elternlos
zu sein ist etwas, das wir gemein haben, müssen Sie wissen. Meine Eltern sind
bei einem Feuer ums Leben gekommen, als ich dreizehn Jahre alt war. Dies war
auch der Grund, warum mein guter Cousin Ebenezer glaubte, dass wir

Weitere Kostenlose Bücher