Teuflische Kuesse
gut
zusammenpassen würden. Er war es, der uns einander vorgestellt hat, als Sie
während eines Heimaturlaubs vor zwei Jah ren über Weihnachten sein Gast waren.
Der gute, gute Ebenezer Flockhart ... der zweite Sohn eines Onkels dritten Grades.«
Sie zuckte zusammen, so peinlich wie das jetzt geklungen hatte.
»Erinnern
Sie mich daran, ihm zu danken, wenn wir einander das nächste Mal treffen.«
»Ich
fürchte, das wird nicht möglich sein. Er ist nämlich ... nämlich ...«
»Im Krieg
gefallen?«, schlug ihr Verlobter vor.
Laura war
tatsächlich versucht gewesen, ihrem fiktiven Vetter Ebenezer einen ehrenhaften
Tod für König und Vaterland anzudichten, aber die letzten Reste ihres
ramponierten Gewissens behielten die Oberhand. »Er ist nach Amerika gesegelt.
Was immer sein Traum war, und nun, da auch dort drüben der Krieg vorüber ist,
stand es ihm frei, seine Träume zu verwirklichen.«
»Vielleicht
besuchen wir ihn eines Tages. Da er derjenige ist, der uns miteinander bekannt
gemacht hat, wird es ihn sicher freuen, die leuchtenden Gesichter unserer
Kinder zu sehen.«
»Unserer
Kinder?«, wiederholte Laura mit einem Quieken in der Stimme. »Wie viele würden
das wohl sein?«
Er zuckte
die Achseln. »Das lässt sich nicht so genau sagen. Ich schätze, ein halbes
Dutzend würde reichen.« Er zog den Kopf ein und machte ein verschämtes Gesicht,
das nicht zum durchtriebenen Blitzen seiner Augen passte. »Für den Anfang
zumindest.«
Lauras
Verstand schlug Kapriolen. In gerade einmal zwei Tagen hatte sie es vom
unschuldigen Kuss auf die Lippen eines Fremden zu einem halben Dutzend
potenzieller Kinder gebracht.
Für den
Anfang zumindest.
Sein lautes
Gelächter überraschte sie. »Kein Grund, so blass zu werden, meine Liebe. Ich
habe nur gescherzt. Oder sollten Sie es versäumt haben, mir mitzuteilen, dass
ich keinerlei Humor besitze?«
»Mir war
natürlich klar, dass Sie scherzen«, versicherte sie mit nervösem Schluckauf.
»Sie haben immer gesagt, Sie wünschten sich nur zwei Kinder – einen Jungen und
ein Mädchen.«
»Wie
bescheiden von mir.« Er setzte sich neben sie auf die Bank am Fenster und
streckte die langen Beine aus. Laura rückte so weit von ihm ab, wie das
gemütliche Rund der Kissen es nur zuließ. Er nahm gerade noch ihre eiskalten
Finger in seine warmen Hände, bevor sie zu Boden fallen konnte. »Ich bin ein
wenig verwirrt von Ihrem Verhalten, meine Liebe. Sie sagten, wir seien lange
Zeit voneinander getrennt gewesen, aber Sie scheinen nicht sonderlich geneigt zu
sein, sich erneut mit mir ... bekannt zu machen.«
»Sie müssen
mir meine Scheu vergeben, Sir. Wir sind zwar seit fast zwei Jahren verlobt,
aber auf Grund Ihrer Karriere beim Militär waren Sie höchst selten hier zu
Besuch. Sie haben mich vor allem per Brief umworben.«
Er zog sie
näher an sich. Der spöttische Blick wich ernsthaftem Interesse. »Haben Sie
meine Briefe hier? Sie könnten meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen oder
mir wenigstens sagen, was für eine Art Mann ich bin.«
Das hatte
Laura nicht bedacht. »Ich fürchte, ich habe Ihre Briefe nicht mehr. Ich habe
mich ihrer entledigt.«
Er ließ
gänzlich verblüfft ihre Hände los. »Nun, der schnöden Sentimentalität kann man
Sie jedenfalls nicht bezichtigen.«
»Oh, nein.
Sie haben mich missverstanden!« Sie legte ihm die Hand auf den Arm und bemerkte
es nicht einmal. »Sozusagen entledigt. Ich habe jedes Wort in Ehren gehalten,
das Sie mir schrieben. Ich habe mit Ihren Briefen unterm Kopfkissen geschlafen
... und so ist es dann auch passiert, dass Cookie sie am Waschtag mit in die
Lauge geworfen und ausgekocht hat. Es tut mir unendlich Leid.«
»Und mir
erst.« Niedergeschlagen sank er in die Kissen zurück und raufte sich das Haar.
»Woher kommt es, dass ich mich an jeden noch so staubigen Winkel in diesem Haus
erinnere, aber an nicht einen Moment, den ich hier verbracht habe?«
»Ich weiß
nicht«, erwiderte Laura noch verwirrter als er.
»Es macht
mich verrückt, dass ich mich nicht an Sie erinnern kann. Oder an uns.« Er
beugte sich vor und studierte ihr Gesicht. »Haben wir einander geküsst?«
Wäre da
nicht dieser fordernde Blick gewesen, Laura hätte geglaubt, dass er wieder
einen Scherz machte. Sie wandte das Gesicht ab. War es nicht ironisch, dass sie
ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, belügen konnte, aber rot wurde, wenn es die
Wahrheit zu sagen galt? »Einmal.«
Er nahm sie
am Kinn und drehte sacht ihr Gesicht zu sich. »Das ist
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