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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Enthusiasmus und der Freundlichkeit von Charlie Nagy – die harte Wahrheit, vor der sie immer gewarnt worden war: dass das größte Problem, dem sich die Mehrheit der Cellisten gegenübersah, der Mangel an Arbeit war.
    Doch solche Härten waren genau richtig für Abigail. Schon die wenigen Engagements, die sie bekam, waren mehr, als sie verdient hatte. Sie spielte noch immer fürFrancesca. Zu Beginn hatte sie es als eine Art Buße betrachtet; dann aber hatte die Musik ihr ein gewisses Maß an Zufriedenheit geschenkt, was aber nur ihre Schuldgefühle vergrößert hatte. Da Abigail aber nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen, akzeptierte sie sowohl die Musik als auch die Schuld und wies alles andere und jeden anderen von sich.
    Sie kapselte sich vollkommen ab. Eine verborgene Aussätzige.
    Bis Silas kam.

10.
    Als Silas zwanzig Jahre alt war und der Fotografiekurs am City of Westminster College sich dem Ende näherte, war sein Vater wieder nach Hause gekommen.
    Inzwischen waren gut zehn Jahre vergangen, seit er seine Frau und seine Kinder ohne ein Wort verlassen hatte, doch Paul Graves schien zwanzig statt nur zehn Jahre älter geworden zu sein. Das wenige Haar, das ihm geblieben war, hatte eine graue Farbe angenommen; seine Haut war teigig und voller Falten, und obwohl es erst September und noch relativ warm war, schien er zu frieren.
    »Ich nehme an, das ist ein Schock für dich«, sagte er an der Tür zu Silas.
    Auch wenn im ersten Moment tatsächlich der Schock vorherrschte, hoffte Silas, dass er im Alter auf seine Mutter kommen würde und nicht auf diesen Mann, dessen Gene dem Verfall offenbar wenig entgegenzusetzen hatten. Natürlich war Patricia noch ziemlich jung gewesen, als die Lawine sie unter sich begraben hatte, doch selbst wenn sie noch gelebt hätte – sie hätte nie und nimmer so alt ausgesehen wie ihr erster Ehemann; da war Silas sicher.
    »Was willst du?«, fragte er schließlich.
    »Willst du mich nicht hereinlassen?«, erwiderte Paul Graves.
    Silas zuckte mit den Schultern, öffnete die Tür und ließ seinen Vater ein.
    »Du hast Glück, dass ich hier bin«, sagte er. »Normalerweise bin ich um diese Zeit im College.«
    »Und dort studierst du dann, um der neue Bailey oder was auch immer zu werden«, sagte Graves.
    »Was auch immer«, entgegnete Silas, in dem Wut aufkeimte.
    Als er Graves ins Wohnzimmer führte, wünschte er sich, er hätte Jules warnen können. Vielleicht hätte er sie sogar davon abhalten können, nach Hause zu kommen, aber inzwischen war sie wohl schon aus der Schule; außerdem wollte er verdammt sein, wenn er diesen Mann allein im Haus ließ.
    »Ist Julia auf dem Weg nach Hause?«, fragte Graves.
    Silas drehte sich zu ihm um, schaute ihn angewidert an und schwieg.
    »Willst du ihr entgegengehen? Sie vorwarnen, damit es nicht so ein Schock für sie ist?«
    Silas setzte sich auf den Sessel, von dem er wusste, dass er einst seinem Vater gehört hatte. Sessel, Zigarette, Scotch, Zeitung oder Fernsehen oder beides, und das jeden Abend.
    Bis er sich verpisst hatte.
    »Du kannst mich ruhig eine Weile allein lassen«, sagte sein Vater. »Ich werde schon nichts stehlen.«
    »Das könntest du aber«, erwiderte Silas. »Woher soll ich wissen, dass du es nicht tust?«
    »Wenn es dir lieber ist, warte ich draußen auf der Straße.«
    Sie hörten beide, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde.
    Silas sprang auf. »Warte hier.«
    Er schloss die Wohnzimmertür im selben Augenblick hinter sich, da Jules hereinkam.
    »Was ist?«, fragte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte Silas und erklärte es ihr.
    »O Gott!« Jules wurde kreidebleich.
    »Alles in Ordnung?« Silas nahm sie am Arm, um sie zu stützen. »Schwesterlein?«
    Sie nickte. »Was ist mit ihm? Geht es ihm gut?«
    »Er sieht Scheiße aus«, antwortete Silas. »Richtig heruntergekommen.«
    »O Gott!«, sagte Jules noch einmal.
    Sie schickte sich an, ins Wohnzimmer zu gehen, doch Silas hielt sie fest.
    »Leg bloß nicht den roten Teppich für ihn aus, Jules. Er ist ein Bastard, vergiss das nicht.«
    »Aber wir wissen nicht, was er durchgemacht hat«, entgegnete sie.
    »Wenigstens ist er nicht tot«, sagte Silas.
    Es täte ihm Leid, seine Familie im Stich gelassen zu haben, sagte Graves mit offenkundigem Selbstmitleid, doch die Umstände seien äußerst schwierig gewesen.
    »Was für Umstände?«, fragte Silas.
    Sein Vater hatte sich müde aufs Sofa fallen lassen, als man ihn

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