Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Grund, sein Schiff während einer hartnäckigen Verfolgung durch ein Fregattengeschwader, das ihn um Kap Horn herum und an der süd- und nordamerikanischen Küste entlangjagte, leichter zu machen. Untermauert wurde die Legende durch die Entdeckung einer kleinen Pyramide von Kanonenkugeln in einer der Höhlen der Insel – und außerdem durch die Tatsache, dass der quadratische Schacht mit roh behauenen Holzbalken abgestützt wurde.
    Die Kanonenkugeln waren zwar längst verschwunden und wurden mittlerweile als Mythos betrachtet, doch die Existenz der Balkenverschalung rund um das rätselhafte Loch in der steinigen Erde war ja nicht zu leugnen.
    »Meine Schuhe sind nass geworden«, beklagte sich Jimmy.
    Ungehalten fuhr Nick zu seinem jüngsten Bruder herum und schimpfte: »Verdammt noch mal, Jimmy, ich hab dir doch gesagt, wenn ich dich nur einmal meckern höre, bleibst du beim Boot.«
    »Ich hab ja gar nicht gemeckert«, erwiderte der Junge und bemühte sich, nicht wehleidig zu klingen. »Ich hab es doch nur gesagt.« Er schüttelte ein paar Wassertropfen von seinem nassen Fuß, um zu zeigen, dass es ihm nichts ausmachte. Drohend musterte ihn Nick mit eisigem Blick und konzentrierte sich wieder auf ihr Vorhaben.
    Pine Island hatte die Umrisse eines Valentinstag-Herzens, das aus dem eisigen Pazifik aufgestiegen war. Der einzige Strandabschnitt befand sich dort, wo sich die beiden oberen Wölbungen trafen. Die restliche Insel war mit Klippen umgürtet, die so uneinnehmbar wie Burgmauern erschienen, oder sie wurde von unter Wasser liegenden Felsen geschützt, die wie Perlen auf einer Schnur aussahen und den Boden auch des stabilsten Bootes aufschlitzen konnten. Nur eine Handvoll Tiere war auf der Insel heimisch, vorwiegend Eichhörnchen und Mäuse, die von Stürmen auf das Eiland verschlagen worden waren, sowie Seevögel, die sich auf den hochgewachsenen Kiefern ausruhten und in den Wellen nach Beute Ausschau hielten.
    Eine einzige Straße teilte die Insel. Sie war vor zwanzig Jahren von einer anderen Generation Ronish-Männer mühsam aus dem Wald gehackt worden. Mit benzingetriebenen Pumpen bewaffnet, waren sie der Insel zu Leibe gerückt, um den Schacht trockenzulegen. Allerdings hatten sie schließlich feststellen müssen, dass ihnen kein Erfolg beschieden war. Ganz gleich wie viele Pumpen sie auch betrieben oder wie viel Wasser sie aus der Tiefe zutage förderten, der Schacht lief immer wieder voll. Eine gründliche Suche nach dem unterirdischen Gang, der ihn mit dem Meer verband, führte zu keinem Ergebnis. Man überlegte, in der Nähe des Schachtes einen Kofferdamm um die Öffnung der Bucht aufzuschütten, da man glaubte, dass es logischerweise keinen anderen Zufluss geben konnte. Doch die Männer entschieden, dass sich ein solcher Aufwand nicht lohne.
    Nun waren Nick und seine Brüder an der Reihe. Und jener hatte etwas herausgefunden, auf das seine Onkel und sein Vater bislang nicht gekommen waren. Als nämlich Pierre Devereaux den Schacht damals ausgehoben hatte, um dort seinen Schatz zu verstecken, dürfte ihm als einzige Pumpe die von Hand zu bedienende Bilgenpumpe seines Schiffes zur Verfügung gestanden haben. Auf Grund ihrer geringen Leistung hatten die Piraten den Schacht mit ihrer Ausrüstung aber niemals trockenlegen können, wenn nicht einmal drei Zehn-PS-Pumpen es geschafft hatten.
    Eine Erklärung für die besonderen Verhältnisse in dem Schacht musste also woanders zu finden sein.
    Nick wusste von den Geschichten, die seine Onkel erzählten, dass sie ihren Versuch, in den Schacht vorzudringen, im Hochsommer unternommen hatten. Als er einen alten Almanach zu Rate zog, sah er, dass sich die Männer für ihr Unterfangen eine Periode mit besonders hohem Ebbestand ausgesucht hatten. Er wusste jedoch, dass er und seine Brüder – um einige Aussicht auf Erfolg zu haben – ihren Versuch, den Grund des Schachtes zu erreichen, zu dem gleichen Zeitpunkt im Jahr starten müssten, an dem Devereaux den Schacht gegraben hatte: und zwar wenn die Ebbephasen den niedrigsten Stand hatten. Das würde in diesem Jahr am siebten Dezember um kurz nach zwei Uhr der Fall sein.
    Die älteren Brüder hatten ihr Projekt, das Geheimnis des Schachtes zu lüften, bereits seit dem Frühsommer geplant. Indem sie alle möglichen Jobs annahmen, hatten sie genug Geld zusammengekratzt, um eine geeignete Ausrüstung zu kaufen, und zwar als Erstes eine mit Benzin betriebene Zweiwegpumpe, dann das Seil und Grubenhelme mit Batterielampen.

Weitere Kostenlose Bücher