The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Carmen mit dir und Danny zu tun? Und überhaupt – Carmen kifft und hat Sex?«
»Du wirst es nicht glauben, Braddie, aber auch intelligente Menschen haben Sex.«
»Dann müssten wir ja wohl auch Sex haben.«
»Haben wir ja auch. Manche von uns jedenfalls.«
Wie bitte? Ich ziehe das Mathebuch weg, auf das sie sich mit den Ellbogen stützt, und knalle es zu. »Jetzt mal ganz langsam, Mouse. Du hast mit ihm geschlafen?«
»Ja.« Sie nickt und zuckt mit den Achseln, als wäre das keine große Sache.
»Ich fasse es nicht. Meine nobelpreisverdächtige Überfliegerfreundin hat vor mir Sex gehabt! Ich dachte immer, du stehst im Labor und erfindest ein Heilmittel gegen Krebs, stattdessen kifst du und hast Sex auf dem Rücksitz eines Autos!«
»Falsch – im Keller seiner Eltern.« Mouse zieht ihr Buch wieder zu sich heran.
»Im Keller …« Ich versuche, mir Mouse in einem feuchten Keller nackt mit einem Kerl auf irgendeiner Campingliege vorzustellen. Es gelingt mir nicht. »Und, wie war’s? Sag schon!«
»In dem Keller, meinst du?«
»Wie der Sex war!« Ich brülle es fast, um Mouse wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
»Sag’s doch gleich. Es war gut. Lustig. Aber beim Sex muss man erst mal ein bisschen herumexperimentieren, das klappt nicht gleich auf Anhieb.«
»Echt?« Ich runzle die Stirn. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich auf diese Enthüllung reagieren soll. Während ich in den Ferien einen ganzen Roman geschrieben habe, um mich für einen dämlichen Kurs für Kreatives Schreiben zu bewerben, hat Mouse mal eben ihre Jungfräulichkeit verloren. »Woher wusstest du überhaupt, was du machen musst?«
»Ich hab ein Buch gelesen. Carmen hat gesagt, dass jeder vor dem ersten Mal einen Sexratgeber lesen sollte, um einigermaßen vorbereitet zu sein, weil es sonst in einer Riesenenttäuschung enden könnte.«
Ich kneife die Augen zusammen und füge dem Filmchen von Mouse und diesem Danny, die im Keller seiner Eltern miteinander schlafen, als zusätzliches Requisit einen Sexratgeber hinzu. »Und meinst du, die Sache mit euch … geht weiter?«
»Ja klar«, sagt Mouse. »Er will in Yale studieren, genau wie ich.« Sie schlägt lächelnd ihr Mathebuch auf, als wäre damit alles geklärt.
»Hm.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. Aber warum bin ich eigentlich so überrascht? Mouse ist immer so perfekt organisiert, kein Wunder, dass sie auch ihr Liebesleben auf die Reihe gekriegt hat, noch bevor sie achtzehn ist.
Im Gegensatz zu mir, die mal wieder nichts auf die Reihe kriegt.
Geteiltes Leid ist doppeltes Leid
»Keine Ahnung, wie ich dieses Schuljahr überleben soll.« Maggie holt ein Päckchen Zigaretten raus, das sie ihrer Mutter geklaut hat, und zündet sich eine an.
»Mhm-mhm.« Ich höre nur mit halbem Ohr zu und nicke geistesabwesend. Der Schock darüber, dass Mouse mit ihrem Freund geschlafen hat, sitzt mir immer noch in den Knochen. Was, wenn ich die Einzige bin, die noch Jungfrau ist?
Nein, Quatsch, das kann gar nicht sein. Zerstreut greife ich nach einer herumliegenden Ausgabe unserer Schülerzeitung The Nutmeg. »ENDLICH! JOGHURT AUF DEM SPEISEPLAN DER CAFETERIA!«, brüllt mir die Schlagzeile entgegen. Ich verdrehe die Augen und lege sie wieder zurück. Bis auf die Handvoll Schüler, die den Nutmeg herausgeben, liest ihn kein Mensch. Irgendjemand hat das Heft auf dem wackeligen Campingtisch in der alten Scheune neben der Schule liegen lassen. Der Tisch steht hier schon ewig. In die Kunststofplatte sind die Initialen von Verliebten eingeritzt, Jahreszahlen von Abschlussklassen und Kommentare zur Castlebury High, wie zum Beispiel »Castlebury = ätzend«. Lehrer kommen nie hierher,
deswegen ist die Scheune auch so etwas wie unser inoffizielles Raucherzimmer.
»Wenigstens gibt es dieses Jahr Joghurt in der Cafeteria«, sage ich, ohne nachzudenken. Und was, wenn ich für immer Jungfrau bleibe? Wenn ich bei einem Autounfall sterbe, bevor ich auch nur ein einziges Mal Sex hatte?
»Was soll das denn jetzt heißen?«, fragt Maggie.
Oh-oh. Es folgt: die gefürchtete Ich-hasse-meinen-Körper-Diskussion. Maggie wird sagen, dass sie sich zu dick findet, und ich werde sagen, dass ich mich zu knabenhaft finde. Darauf wird Maggie sagen, dass sie viel lieber so aussehen würde wie ich, woraufhin ich sagen werde, dass ich viel lieber so aussehen würde wie sie. Und das Ganze bringt natürlich überhaupt nichts, weil wir zwei Minuten später immer noch in unseren eigenen Körpern
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