The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
abgelehnt und Lali kann ihr Studium vergessen.
»So wie es aussieht, bin ich dazu verdammt, für immer in diesem Kaff festzusitzen«, sagt Lali resigniert. »Da bleibt mir nur noch, für fünf Dollar die Stunde in der Ann-Taylor-Boutique zu arbeiten oder im Supermarkt zu jobben. Oder – halt – ich könnte ja auch zur Bank! Ach nein«, sie schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn, »dafür müsste ich ja auch wieder studieren.«
»Hey, jetzt gib nicht gleich auf«, versuche ich, ihr Mut zu machen. »Es gibt bestimmt noch irgendeine andere Möglichkeit …«
»Welche denn?«
»Du könntest dich für ein Schwimm-Stipendium bewerben.«
»Und wenn ich dafür nicht gut genug bin?«
»Dann kannst du immer noch auf die Militärakademie gehen. Deine Brüder …«
»Sind beide dort und total unglücklich«, unterbricht sie mich.
»Jedenfalls darfst du nicht zulassen, dass Ed dir deine Zukunft versaut«, beschwöre ich sie. »Wenn du etwas wirklich willst, dann schafst du es auch. Und nicht einmal Ed kann dich davon abhalten.«
»Ja, klar«, sagt sie sarkastisch. »Aber dazu müsste ich erst mal wissen, was ich wirklich will.« Sie schlüpft in ihren Badeanzug. »Ich bin nun mal nicht wie du, Carrie. Keine Ahnung, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich mir von niemandem meine Chancen verbauen lassen will.«
Sie dreht sich abrupt um und nimmt ihre Badekappe von der
Bank, wobei sie versehentlich meine Klamotten auf den Boden fegt. Als wir uns gleichzeitig danach bücken, sehe ich, dass der zerknüllte Brief von der New School aus meiner Hosentasche gefallen und vor Lalis Füßen gelandet ist. Bevor ich danach greifen kann, hat sie ihn schon aufgehoben.
»Was ist das?«, fragt sie und faltet ihn neugierig auf.
»Nichts«, sage ich hastig.
»Nichts?« Ihre Augen weiten sich, als sie das Logo auf dem Briefkopf sieht. »Nichts?«, wiederholt sie noch einmal und streicht das Papier glatt.
»Gib her, Lali. Bitte.«
Aber da hat sie den kurzen Text schon überflogen.
Ganz toll. Ich hätte den Brief zu Hause lassen sollen. Ich hätte ihn in tausend kleine Stücke zerreißen und wegwerfen sollen. Oder verbrennen – obwohl das gar nicht so einfach ist, es klingt nur immer so schön dramatisch in Büchern. Stattdessen habe ich ihn in der kranken Hofnung mit mir herumgeschleppt, er könnte so eine Art Ansporn sein, mich jetzt erst recht ins Zeug zu legen. Und das habe ich nun davon.
»Lali, gib ihn her«, flüstere ich.
»Gleich«, sagt sie und liest ihn noch einmal. Dann sieht sie mich an und sagt mitfühlend: »Oh Mann, Carrie. Das tut mir leid.«
»Nicht so schlimm«, sage ich achselzuckend, dabei steigen mir fast die Tränen in die Augen.
»Doch, ist es.« Sie faltet den Brief zusammen, gibt ihn mir und greift dann nach ihrer Schwimmbrille. »Ich jammere dich hier wegen Ed voll und du hast eine Absage von der New School bekommen. Das muss echt hart für dich sein.«
»Na ja, irgendwie schon.«
»Sieht aus, als würden wir beide noch eine Weile hier festsitzen. « Sie legt mir einen Arm um die Schulter. »Aber wenn du an der Brown studierst, bist du wenigstens nur eine Dreiviertelstunde weit weg. Dann können wir uns immer noch oft sehen.«
Sie zieht die Tür zur Schwimmhalle auf und ein Schwall feuchtwarme chlorgeschwängerte Luft umfängt uns. Ich überlege kurz, ob ich sie bitten soll, niemandem von dem Brief zu erzählen. Aber dadurch bekäme die Sache eine noch größere Bedeutung. Am besten tue ich so, als würde es mir nicht so viel ausmachen, dann vergisst Lali es auch wieder.
Im nächsten Moment wirft sie auch schon ihr Handtuch in Richtung der Zuschauertribüne und rennt zum Becken. »Wer als Letzte drin ist, hat verloren!«, ruft sie und springt mit einer gewaltigen Arschbombe ins Wasser.
Die große Liebe
Als ich nach Hause komme, bietet sich mir ein bizarrer Anblick: Mein Vater jagt einen schmächtigen Typen mit Punkfrisur durch den Vorgarten, meine Schwester Dorrit jagt meinem Vater hinterher, und Missy, meine andere Schwester, jagt hinter Dorrit her. »Wehe, ich erwische dich noch einmal auf meinem Grundstück!«, schimpft mein Vater, als Paulie Martin, so heißt der Typ mit der Punkfrisur, sich auf sein Fahrrad schwingt und davonrast.
»Was ist denn hier los?«, frage ich Missy.
»Armer Dad.«
»Arme Dorrit«, sage ich und klemme mir meine Schulsachen unter den anderen Arm. Als bräuchte ich eine Erinnerung an meinen eigenen
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