The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
PR-Chefin gewesen war.
Pia hatte Talia im vergangenen Sommer für die Stelle vorgeschlagen, nachdem sie kurz überlegt hatten, ob sie diesen Job selbst übernehmen wollte oder überhaupt dazu in der Lage war.
»Warum Talia?«, hatte Dragos gefragt.
»Weil sie nicht nur qualifiziert ist, sondern auch verdammt bezaubernd«, erklärte ihm Pia. »Ist sie dir nicht aufgefallen? Die Leute reißen sich schier die Beine aus, um ihr einen Gefallen zu tun. Sie halten ihr die Türen auf und so ’n Scheiß – außerdem würde sie nie ›so ’n Scheiß‹ sagen. Und Dragos, so sehr ich dich auch liebe, muss ich dir doch sagen, dass du in dieser Position jemanden brauchst, der wirklich bezaubernd ist.«
»Du bist bezaubernd«, sagte er.
»Wirklich? Oh, wie süß von dir.« Die Freude besänftigte sie, und sie schenkte ihm ein mildes Lächeln. »Das bin ich nicht, und das weißt du. Aber trotzdem, oh, ist das süß.«
»Warum solltest du die Stelle nicht annehmen?«, fragte er, neugierig auf ihre Begründung.
»Zum einen bin ich nicht qualifiziert«, sagte sie.
»Na und?« Es war ihm egal, ob Pia qualifiziert war. In diesem Fall war er absolut bereit, schamlose Vetternwirtschaft walten zu lassen. Mit der Zeit würde sie das Nötige für diesen Job schon lernen, und bis dahin würde sie nicht allzu viel vermasseln.
Pia lag auf ihm, den Kopf auf seine Brust gebettet. Sie mochte es, zarte Kreise um seine Brustwarzen zu zeichnen, während sie miteinander sprachen. Das trieb ihn in den Wahnsinn. Außerdem hatten sie sich gerade erst geliebt, und in solchen Momenten würde er ihr am liebsten alles zugestehen, was sie wollte. Er fand es amüsant, dass sie sich dieser Tatsache offenbar überhaupt nicht bewusst war.
»Zum anderen hast du Leute im Team, die wirklich qualifiziert sind und eine solche Beförderung verdienen, zum Beispiel Talia«, erklärte sie.
Er küsste sie auf die Stirn und atmete mit halb geschlossenen Augen ihren Duft ein. Wenn sie miteinander intim waren, bestand er stets darauf, dass sie den Verhüllungszauber ablegte, der ihre wahre Natur vor allen anderen verbarg. Ihr perlmuttfarbenes Leuchten fiel durch seine Wimpern und erhellte all die dunklen Winkel in seinem Inneren.
»Ich bin noch immer bei meinem ›Na und?‹«, sagte er.
Sie gähnte. »Drittens hielte ich es für einen großen Fehler, einen Job anzunehmen, in dem ich deine Angestellte wäre. Das würde dich nur noch mehr in dem Glauben bestärken, du könntest mich einfach so überrollen.«
Heiser flüsterte er: »Mach ich das mit dir, wenn ich auf dir liege?«
Ihr kehliges, kaum hörbares Kichern rief ihm fiebrige Bilder davon ins Bewusstsein, was sie gerade getan hatten. Was er mit ihr angestellt hatte. Was er schon bald wieder mit ihr anstellen würde.
»Ernsthaft«, sagte sie. »Ich bin vielleicht deine Geliebte und deine Gefährtin …«
»Du bist mehr als das.« Er nahm ihre linke Hand und küsste ihre Fingerspitzen, wobei der Diamant an dem Ring, den er ihr angesteckt hatte, alles Licht im Zimmer einfing und es in regenbogenfarbenen Funken reflektierte. »Du wirst meine Frau, sobald wir die Zeit haben, es richtig zu machen.«
Sie machte eine kurze Pause, ehe sie sagte: »Okay, ich finde es ein bisschen einschüchternd, was du mit ›es richtig machen‹ meinen könntest, und irgendwann werde ich deine Frau sein, ja, aber eigentlich will ich Folgendes sagen: Ich habe keine Ahnung, wie ich deine Partnerin sein soll. Ich glaube, dieser Job wäre dafür nicht der richtige Weg.«
»Also gut«, sagte er. Und das war es gewesen.
Als er jetzt durch den überfüllten Bereich der Arena schritt, quittierte Talia seine Anwesenheit mit einem kurzen, freundlichen Blick, unterbrach jedoch keine Sekunde ihr Gespräch mit den Reportern, und Dragos blieb auf Abstand. Die Selkie war schon in Ordnung, nahm er an, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte, um zu den Aufzügen zu gelangen. Es gab nur ein Problem mit ihr: Sie hatte Todesangst vor ihm.
Das mochte zwar eine vernünftige Reaktion auf ihn sein, doch sobald sie in seine Nähe kam, machte sich diese Angst in ihrem Geruch bemerkbar. Dragos kannte keinen Wyr, der ihr in diesem Zustand auch nur ein einziges Wort geglaubt hätte, daher beschränkten sich ihre Möglichkeiten im Augenblick auf gemeinsame Fernsehauftritte – und Dragos trat so gut wie nie im Fernsehen auf.
Außerdem gab es noch eine weitere bedauerliche Konsequenz. Ihre Angst machte ihn rasend. Selbst an guten Tagen
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