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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wasserklosett, das ich und die Wärter von Block E (manchmal sogar Direktor Moores) benutzten; die andere Tür führte zu einer Art Lagerschuppen. Dort endete man, wenn man die Green Mile hinunterging.
    Es war eine kleine Tür – ich musste den Kopf einziehen, wenn ich hindurchging, und John Coffey musste sich sogar setzen und durchrutschen. Man gelangte auf einen kleinen Treppenabsatz, und drei Betonstufen führten hinab auf einen Dielenboden. Es war ein elender Raum ohne Heizung und mit Eisendach, genau wie das Dach des Blocks, an den der Raum angebaut war. Im Winter war es darin so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte, und im Sommer war es stickig und heiß. Bei der Hinrichtung von Elmer Manfred – im Juli oder August 1930 war das, glaube ich – wurden neun Zeugen ohnmächtig.
    Auf der linken Seite des Lagerschuppens war wieder Leben. Werkzeuge (alle in Halterungen, mit Ketten gesichert, als wären es Karabiner statt Spaten und Hacken), Kurzwaren, Säcke mit Samen für die Frühjahrsaussaat in den Gefängnisgärten, Kartons mit Toilettenpapier, Paletten mit Rohlingen für die Gefängnisschlosserei und sogar Säcke mit Kalk zum Markieren des Baseball- und Football-Spielfeldes – die Knackis spielten auf der sogenannten Weide, und in Cold Mountain freute man sich sehr auf Nachmittage im Herbst, an denen gespielt wurde.
    Rechts war, wieder einmal – der Tod. Old Sparky persönlich stand auf einer Dielenplattform in der Südostecke des Lagerraums, mit stämmigen Eichenbeinen, breiten Eichenarmen, die den Angstschweiß von Hunderten Leuten in den letzten paar Minuten ihres Lebens aufgesogen hatten, und mit der Metallkappe, die für gewöhnlich keck hinten auf dem Stuhl hing wie die Kappe eines Roboter-Kids in einem Buck-Rogers-Comicstrip. Ein Kabel führte von der Kappe fort durch ein Loch mit einer Dichtungsmanschette in der Wand hinter dem Stuhl. Auf einer Seite stand ein verzinkter Eimer. Wenn man hineinschaute, sah man einen runden Schwamm, der genau in die Metallkappe passte. Vor Hinrichtungen wurde er in Salzlake getränkt, damit er die Stromladung besser leiten konnte, durch den Draht, durch den Schwamm und in das Gehirn des zum Tode verurteilten Mannes.

2
    1932 war das Jahr von John Coffey. Die Einzelheiten stehen in den Zeitungen, und jeder, der sich genug dafür interessiert, um nach ihnen zu suchen, kann sie lesen – jemand, der mehr Energie hat als ein sehr alter Mann, der in einem Pflegeheim in Georgia dem Ende seines Lebens entgegendöst. Es war ein sehr heißer Herbst, das weiß ich noch; ein wirklich sehr heißer. Ein Oktober wie ein August, und die Frau des Direktors, Melinda, war eine Weile im Krankenhaus in Indianola. Es war der Herbst, in dem ich den schlimmsten Harnwegsinfekt meines Lebens hatte, nicht schlimm genug, um mich ins Krankenhaus zu bringen, aber fast schlimm genug, um mir bei jedem Pinkeln den Tod zu wünschen. Es war der Herbst von Delacroix, dem kleinen, fast kahlköpfigen Franzosen mit der Maus, der Mann, der im Sommer kam und diesen raffinierten Trick mit der Holzrolle machte. Doch hauptsächlich war es der Herbst, in dem John Coffey in den Block E kam, zum Tode verurteilt wegen der Sexualmorde an den Detterick-Zwillingen.
    Bei jeder Schicht waren vier oder fünf Wärter im Block, aber viele davon waren Springer. Dean Stanton, Harry Terwilliger und Brutus Howell (die Männer nannten ihn »Brutal«, aber das war ein Scherz, denn er tat trotz seiner enormen Körpergröße keiner Fliege etwas zuleide, wenn es nicht sein musste) sind inzwischen tot, und ebenso Percy Wetmore, der wirklich brutal … und noch dazu blöde war. Percy hatte nichts im Block E zu suchen, wo ein bösartiges Naturell nutzlos und manchmal gefährlich war, aber er war ein angeheirateter Verwandter des Gouverneurs, und so blieb er.
    Es war Percy Wetmore, der Coffey in den Block führte, mit dem angeblich traditionellen Ruf: »Eine wandelnde Leiche! Hier ist eine wandelnde Leiche!«
    Es war immer noch so heiß wie die Angeln des Höllentors, Oktober oder nicht. Die Tür zum Gefängnishof wurde geöffnet und ließ eine Flut von stra«lendem Licht und den größten Mann herein, den ich je gesehen habe, abgesehen von den Basketballtypen im Fernsehen. Er trug Ketten an den Armen und um seine fassartige Brust; Fußeisen an den Knöcheln, verbunden mit einer Kette, die klirrte wie ein Strom von Münzen, als sie über den grünen Gang zwischen den Zellen schleifte. Percy Wetmore war an einer Seite, der dünne,

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