The Green Mile
versuchte ich John an jenem Tag in seiner Zelle zu sagen. Lass meine Hände los. Ich werde ertrinken, wenn du es nicht tust. Ertrinken oder explodieren.
»Sie werden nicht explodieren«, antwortete er, als er meinen Gedanken hörte und bei der Vorstellung lächelte. Und das Schreckliche ist, dass es stimmte. Ich bin nicht explodiert.
Ich habe wenigstens ein Leiden der alten Menschen: Ich leide an Schlaflosigkeit. Spät in der Nacht liege ich in meinem Bett und lausche den dumpfen und hoffnungslosen Geräuschen gebrechlicher Männer und Frauen, die sich tiefer ins Alter husten. Manchmal höre ich ein Klingeln, mit dem ein Pfleger gerufen wird, oder das Quietschen von Schuhen auf dem Flur oder Mrs. Javits’ kleinen Fernseher, der auf die Spätnachrichten eingestellt ist. Ich liege hier, und wenn der Mond vor meinem Fenster steht, beobachte ich ihn. Ich liege hier und denke an Brutal, an Dean und manchmal auch an William Wharton. Stimmt, Nigger, ich bin so böse, wie du dir nur denken kannst. Ich erinnere mich an Delacroix und glaube ihn sagen zu hören: »Sehen Sie nur, Mr. Edgecombe, ich bringe Mr. Jingles eine neue Trick bei.« Ich denke an Elaine, die an der Tür des Wintergartens steht, und Brad Dolan sagt, dass er mich in Frieden lassen soll. Manchmal döse ich und sehe diese Autobahnbrücke im Regen, und John Coffey steht darunter in den Schatten. Er ist nie nur eine Sinnestäuschung in diesen kleinen Träumen. Er ist es bestimmt, mein großer Junge. Er steht nur da und beobachtet. Ich liege hier und warte. Ich denke an Janice, wie ich sie verloren habe, wie sie mir im Regen rot durch die Finger glitt, und ich warte. Jeder von uns muss sterben, ohne Ausnahme, das weiß ich, aber manchmal, o Gott, ist die Green Mile so lang.
Nachwort des Autors
Ich glaube nicht, dass ich noch einmal eine Novellenserie schreiben möchte (allein schon, weil einem die Kritiker sechsmal in den Hintern treten statt nur einmal), doch ich möchte die Erfahrung um nichts in der Welt missen. Während ich dieses Nachwort schreibe, bevor Teil 2 von The Green Mile veröffentlicht wird, ist das Experiment mit den Romanen in Fortsetzungen anscheinend ein Erfolg, zumindest, was die Verkaufszahlen betrifft. Dafür, treue Leserschaft, möchte ich Ihnen danken. Und manchmal weckt uns etwas, was ein bisschen anders ist, auch ein wenig auf – zeigt uns das alte Geschäft des Geschichtenerzählens in neuem Licht. So empfand ich es jedenfalls.
Ich schrieb eilig, weil das Format verlangte, dass ich eilig schrieb. Das war ein Teil des Kitzels, aber es führte vielleicht zu einigen Anachronismen. Die Aufseher und Häftlinge hören in Block E im Radio Allen’s Alley, und ich bezweifle, dass Fred Allen 1932 tatsächlich im Rundfunk gesendet wurde. Das mag auch für Kay Kyser und sein Kollege of Musical Knowledge gelten. Ich will mich nicht herausreden, aber manchmal hat es für mich den Anschein, dass jüngere Geschichte schwerer zu erforschen ist als das Mittelalter oder die Zeit der Kreuzzüge. Ich konnte ermitteln, dass Brutal die Maus auf der Green Mile tatsächlich Steamboat Willy genannt haben kann – der Disney-Zeichentrickfilm existierte zu diesem Zeitpunkt fast vier Jahre -, aber ich habe den schleichenden Verdacht, dass das kleine pornografische Comicheft mit Popeye und Olivia Öl nicht in die Zeit passt. Ich werde vielleicht einiges von diesen Dingen in Ordnung bringen, falls und wenn ich mich entscheide, The Green Mile als Einzelband zu bringen – aber vielleicht werde ich die Schnitzer auch drin lassen. Hat schließlich nicht auch der große Shakespeare in Julius Caesar den Anachronismus gebracht, dass eine Uhr schlägt, lange bevor die mechanischen Uhren erfunden wurden?
The Green Mile als Einzelband zu veröffentlichen würde sicher wieder eine einzigartige Herausforderung sein, das ist mir klar geworden – das Buch könnte gewiss nicht wie bisher in Abschnitten herausgebracht werden. Da ich mir Charles Dickens als Vorbild nahm, fragte ich herum, wie Dickens mit dem Problem fertigwurde, die Erinnerung seiner Leserinnen und Leser zu Beginn jeder neuen Episode aufzufrischen. Ich hatte etwas Ähnliches wie die Zusammenfassung erwartet, die jeder Fortsetzung in meiner geliebten Saturday Evening Post voranging, und festgestellt, dass Dickens nicht so simpel vorgegangen war; er baute die Zusammenfassung in die jeweilige Folge ein.
Während ich überlegte, wie ich das anpacken sollte, wies meine Frau mich darauf hin (sie nörgelt
Weitere Kostenlose Bücher