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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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einer raschen Bewegung nahm sie das Mikro wieder von mir weg.
    Mom glitt rasch ins Bild und legte in einer mitfühlenden Geste einen Arm um mich. »Abbey und Kristen waren seit ihrem siebten Lebensjahr die besten Freundinnen. Ich finde, es ist großartig, dass Kristens Gedenken auf diese Weise geehrt wird.« Ihr Arm legte sich noch enger um mich; ich musste mich zusammenreißen, um mein Lächeln beizubehalten.
    »Und wie kommst du mit dieser Tragödie zurecht? Glaubst du, die Stadt Sleepy Hollow hätte mehr unternehmen müssen, um das Unglück zu verhindern?« Sie machte nicht einmal eine Pause, um mich antworten zu lassen. »Meinst du, dass der Sicherheit von Baustellen in unserer Stadt größere Priorität eingeräumt werden sollte?«
    Ich erstarrte. Sie hielt mir erneut den Schaumstoffball unter die Nase, aber ich stand nur da und lächelte ausdruckslos. Was sollte ich darauf antworten? Wollte sie, dass ich alle diese Fragen auf einmal beantwortete? Oder nur die letzte? Moms Arm verwandelte sich in den tödlichen Würgegriff einer Anakonda und ich begriff- sie wollte, dass ich schwieg.
    »Ich bin sicher, dass wir uns alle fragen, ob wir mehr hätten tun können, wenn sich eine Tragödie ereignet hat«, sagte sie. »Als besorgte Bürger wollen wir immer wissen, wie man verhindern kann, dass etwas Derartiges jemals wieder geschieht. Wir müssen einfach unser Bestes tun, um garantieren zu können, dass Sicherheitsvorschriften in vollem Umfang eingehalten werden, und bessere Gesetze auf den Weg bringen, um unsere Gemeinden zu schützen.«
    Mom war ein echter Profi.
    Der Kameramann machte eine Geste, als wolle er sagen, Kommen wir zum Schluss, und die Reporterin trat wieder ins Bild. »Wahrere Worte wurden nie gesprochen. Ich bin Cara Macklyn für Channel Eight News mit einem Bericht von der Einweihungsfeier der neuen Washington-Irving-Brücke.«
    Wir standen mit erstarrten Mienen da, bis der Kameramann rief »Uuuund das war’s!«. Dann machte Mom der Reporterin ein Kompliment zu ihrer Kleidung, die Reporterin machte Mom ein Kompliment zu ihrer liebenswerten Tochter und ich stand in der Mitte von alldem und wusste nicht, wann ich mit dem Lächeln aufhören konnte.
    Schließlich schüttelten wir uns alle die Hände und dann schob mich Mom zum Podium. Bürgermeister Archer war inzwischen eingetroffen. Er war dabei, einige Karteikarten mit Notizen zu überfliegen, aber als er uns bemerkte, blickte er auf. Ich sagte Hallo und ließ eine weitere Runde Händeschütteln über mich ergehen.
    Mom stand neben mir und sah aus, als sei sie unheimlich stolz auf mich. Aber alles, was ich denken konnte, war Wieso habe ich mich darauf eingelassen? Was, wenn ich es vermassle?
    Erneut rannen Schweißperlen meinen Rücken hinab, am liebsten hätte ich mich jetzt sofort geduscht. Es war heiß und stickig und durch das Anwachsen der Menge wurde mein überwältigendes Gefühl von Angst und Beklemmung noch verstärkt.
    Plötzlich traf es mich wie ein Schlag.
    Ich kann das nicht! Das sind zu viele Leute. Ich kann nicht vor so vielen Leuten sprechen!
    Ich atmete tief durch und versuchte, nicht zu hyperventilieren. Aber ich hörte, wie ich kleine Luftstöße ein- und aussog und wie mein Atem immer schneller ging. Mom wandte sich mir zu und ich sah, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Fühlst du dich nicht wohl?«, fragte sie. »Du siehst ja aus, als müsstest du dich gleich übergeben.«
    »Zu viele Leute … kann nicht … mir ist übel …«
    »Doch, du kannst, Abbey«, sagte sie. »Das geht so schnell vorüber, dass du es gar nicht mitbekommst. Du sagst einfach nur ein paar Worte über Kristen, und das war’s auch schon.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich … kann … nicht.« Ich sah mich um. Ich musste gehen. Ich musste von hier weg.
    Mom musste bemerkt haben, dass ich kurz davor war zu fliehen, denn sie packte mich am Arm und drückte vorsichtig. Das lenkte mich tatsächlich vom Hyperventilieren ab … ein bisschen zumindest.
    »Du hast aufgeschrieben, was du sagen willst, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    »Na dann ist doch alles bestens. Sobald der Bürgermeister dich aufruft, liest du einfach vor, was du geschrieben hast. Ich bleibe bei dir und unterstütze dich. Okay?«
    Ich nickte wieder und dann begann Bürgermeister Archer zu sprechen. Er begrüßte die Menge und dankte allen für ihr Kommen. Danach zählte er die Namen aller Mitglieder des Stadtrates und des Bauausschusses auf, die »unermüdlich an diesem Projekt gearbeitet

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