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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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ohne dabei ins Stolpern zu geraten. Das war eine ziemliche Leistung in einem Büro, das so vollgestopft war wie das von Onkel Bob. Schließlich blieb er vor der Couch stehen und hielt den Finger hoch, um ihn zu inspizieren.
    »Ts, ts, ts, ich hasse unordentliche Arbeitsplätze.« Sorgfältig darauf bedacht, nicht mit den Zeitungsstapeln in Berührung zu kommen, setzte er sich neben mich. Ich bekam eine Gänsehaut und zwang mich dazu auszuatmen, wobei mir vorher gar nicht klar gewesen war, dass ich den Atem überhaupt angehalten hatte.
    »Ich mag’s gern ordentlich und sauber«, sagte er. »Und du?«
    Ich nickte und schluckte.
    »Haben wir uns schon mal gesehen?«, fragte er. »Aubra meinte, du heißt … Abbey?«
    »An Thanksgiving«, hörte ich jemanden antworten, dann bemerkte ich, dass ich dieser jemand war. »Du hast ein paar Zeitungen für meinen Onkel vorbeigebracht und ich habe sie dir abgenommen.«
    »Ah ja.« Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich heiße Vincent.«
    Ich zögerte kurz, aber ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr ich ihn verachtete, also kapitulierte ich. Er griff an meiner Hand vorbei und fuhr mit den Fingern über mein Handgelenk, bevor er mir die Hand schüttelte. Mir wurde ganz flau im Magen und mein Bauchgefühl riet mir, ihm meine Hand sofort zu entreißen.
    Aber er hielt sie fest.
    »Du nimmst es mir doch nicht mehr übel, wie ich mich bei unserer ersten Begegnung verhalten habe, oder? Und ich nehme es dir auch nicht übel, dass du mich im Kalten hast stehen lassen.« Er lächelte, wobei sich perfekt weiße Zähne zeigten, aber vor meinem inneren Auge tauchte nur eine Mischung aus einem schmierigen Autoverkäufer, einem Moderator einer Dauerwerbesendung und einer schlechten Anmache auf. Ich würde auf gar keinen Fall zu einer weiteren Kerbe in seinem Bettpfosten werden.
    Endlich zog ich meine Hand weg und widerstand dem Bedürfnis, sie an meiner Shorts abzuwischen. Das hatte Zeit, bis er weg war. Stattdessen stand ich auf. »Es war nett, dich kennenzulernen, Vincent. Jetzt muss ich los und Aubra helfen.«
    Er erhob sich ebenfalls in einer einzigen fließenden Bewegung.
    »Na, ich nehme mal an, wir sehen uns, Abbey«, sagte er und ließ ein weiteres strahlendes Lächeln aufblitzen. Ich ging hinter ihm her nach draußen und sah zu, wie er kurz mit Aubra redete, die wieder hinter der Theke stand. Sie schüttelte den Kopf und umarmte ihn, inzwischen wieder mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
    Sobald er draußen war, wollte ich sie fragen, was passiert war und wie es kam, dass sie mit einem solchen Vollidioten zusammen war. Aber sie hinderte mich mit einem stählernen, leicht rot umrandeten Blick am Reden.
    »Das wird unser kleines Geheimnis bleiben, stimmt’s, Abbey?« Sie wandte den Blick ab und trat an die Tür, um das Schild wieder umzudrehen. »Jedenfalls hoffe ich das. Ich würde dich nicht gern dabei ertappen, wie du versehentlich ein paar Scheine aus der Kasse verlegst.«
    Ach so, so soll das also laufen? Ichignorierte sie und holte die Reinigungsutensilien, die ich auf dem Tisch stehen gelassen hatte. Das hätte mir eigentlich von Anfang an klar sein müssen.
     
    Um zehn nach fünf fuhr Mom vor und ich ging in Onkel Bobs Büro, um ihm zu sagen, dass ich jetzt gehen und nicht mehr wiederkommen würde.
    Nach der Pause mit Aubras kleinem Freund hatte sie mir sogar noch mehr die kalte Schulter gezeigt und mich angewiesen, einen riesigen Haufen Erbrochenes aufzuwischen. Das war das Ergebnis eines übereifrigen Jungen, der seinen Kumpeln erklärt hatte, er könne zehn Kugeln Eis auf einmal verschlingen.
    Er hatte sich geirrt.
    Onkel Bob saß hinter seinem Schreibtisch. Er sah auf, als ich hereinkam. »Mom ist hier, ich geh dann mal und …« Für eine Millisekunde verlor ich die Nerven, aber dann sah ich nach unten und entdeckte Reste des Erbrochenen auf meinen Schuhen. »Ich werde es nicht schaffen …«
    Er hielt etwas hoch und deutete darauf. »Sieh mal, was ich immer noch habe.« Es war der Becher mit der Aufschrift »Bester Boss der Welt«, den ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. »Ich benutze ihn jeden Tag. Er ist mein Lieblingsbecher.«
    Sofort verflog mein Vorsatz, den Job hinzuschmeißen. Ich lächelte ihn matt an. »Das freut mich, Onkel Bob. Dann bis Mittwoch.«
    Er strahlte mich an und ich drehte mich um und ging. Allerdings beschloss ich, in Zukunft einfach Nein zu sagen, egal, wie verzweifelt sich jemand aufführte.
    Draußen im Auto fragte mich

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