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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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todlangweilig wird.«
    Ich lehnte mich an die Vitrine und starrte aus dem Fenster auf all die Leute, die vorüberliefen. Ich versuchte, sie mit Blicken dazu zu bringen, hereinzukommen und damit zu beweisen, dass Aubra sich irrte. Aber sie hatte recht. Es waren erst zweiundzwanzig Minuten verstrichen und ich dachte, ich würde vor Langeweile sterben. So muss es auch für Caspian immer sein. Man sieht zu, wie die Sekunden verstreichen und hat nichts, um sich die Zeit zu vertreiben. Kein Wunder, dass er gern liest.
    Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich warf einen Blick auf Aubra. Sie hämmerte auf die Tastatur ihres Handys ein, offenbar schrieb sie eine wütende SMS. »Muss irgendwas erledigt werden?«, fragte ich. »Soll ich den Boden wischen oder die Serviettenständer auffüllen?«
    »Nein.« Sie sah nicht einmal auf.
    Ich trat hinter der Theke hervor. Kurz dachte ich daran, in Onkel Bobs Büro zu gehen und dort irgendetwas zu erledigen, aber es kam mir nicht richtig vor, Aubra allein zu lassen.
    Also schnappte ich mir eine Flasche Reinigungsmittel und eine Rolle Kleenex und nahm die Tische in Angriff. Sie waren nicht wirklich schmutzig, aber immerhin war es eine Beschäftigung. Ich wischte einen nach dem anderen sauber und anschließend auch noch die Stühle, wobei ich mir viel Zeit ließ, um sicherzugehen, dass auch der allerletzte Fleck verschwunden war.
    Schließlich bimmelten doch mal wieder die Glöckchen und ich sah erfreut hoch. Endlich wieder ein Kunde. Aber meine Freude verschwand sofort, als ein Bursche in Cargohosen und einem T-Shirt hereinspaziert kam, das zwar wie Vintage aussah, aber bestimmt fünfhundert Dollar gekostet hatte. An seinem Handgelenk schimmerte eine silberne Rolex.
    Sein Haar war anders. Anstatt seines sorgfältig gestylten blonden Irokesen-Schnitts trug er jetzt schwarz, aber ich erkannte ihn trotzdem. Es war der Vollidiot, den ich hier schon einmal in den Thanksgiving-Ferien getroffen hatte.
    Aubra kam quietschend hinter der Theke hervorgestürmt. Der Typ lächelte sie an, wobei sich ein perfektes Grübchen zeigte.
    Sofort stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich konnte diesen Kerl wirklich nicht leiden.
    »Hey, Baby!«, gurrte Aubra und warf sich in seine Arme. Doch er hielt sie ein bisschen auf Abstand und achtete darauf, dass sie sich nicht zu fest an sein Shirt presste. Aubra beruhigte sich wieder und drehte das Schild am Eingang um, sodass außen jetzt »Geschlossen« zu lesen war. Sie warf mir einen Blick zu. »Zeit für die nächste Pause.«
    Ich wollte nicht mit ihr streiten. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte die Kasse nicht selbst bedienen können.
    Sie ging nach hinten, dann wandte sie sich um und rief scharf: »Abbey, nun komm schon.«
    Ich sah sie überrascht an. »Ich? Ich – äh – ich fühle mich ganz wohl hier. Ihr könnt ruhig gehen.«
    Aubra stemmte die Hände in die Hüften und warf mir einen eisigen Blick zu. »Du kannst nicht hier im Laden bleiben.« Sie hielt inne und ich war mir sicher, dass sie ihren Satz gerne mit »du blöde Kuh« beendet hätte. »Wenn die Leute dich sehen, denken sie, dass wir offen haben. Also, jetzt komm schon.«
    Ich stellte das Reinigungsmittel auf den Tisch und folgte den beiden. Als wir zu dem Raum mit den Tiefkühltruhen kamen, warf Aubra den Kopf in den Nacken und verkündete: »Wir gehen hier rein. Du kannst bleiben, wo du willst, solange du dich nicht vorne rumtreibst.«
    Ich nickte und ging in Onkel Bobs Büro. Immerhin stand dort eine Couch. Wie lange sollte diese »Pause« eigentlich dauern?
    Auf der Couch lagen ein paar Zeitschriftenstapel, die ich einfach herunterfegte. Dann streckte ich mich aus und schloss die Augen für ein kurzes Nickerchen. Sollte Aubra mich doch suchen, wenn sie so weit war.
    Aber ich konnte nicht schlafen. Laute Stimmen weckten mich immer wieder auf.
    »Na gut«, schrie jemand, es klang wie Aubra. Dann hörte ich einen dumpfen Schlag. Als Nächstes kamen gedämpfte Geräusche, die in Weinen endeten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich mich raushalten? Oder nachsehen, was mit ihr los war?
    Ich setzte mich auf. Aber ich hatte keine Chance, weiter über mögliche Schritte nachzudenken, denn in diesem Moment tauchte der ehemalige Blondschopf, der sich jetzt in einen Gothic gewandelt hatte, auf der Türschwelle auf.
    Er stolzierte herein und fuhr mit einem Finger an Onkel Bobs Schreibtisch entlang, während er auf mich zukam. Die ganze Zeit sah er mir fest in die Augen,

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