The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
» Du bist nicht die Einzige mit einer psychotischen Katze. «
» Findet ihr das lustig? « , fauchte ich sie an.
» Nein. Ich habe damit nicht gemeint – « Jared sah zu Boden.
» Mir ist klar, dass da ganz schön viel auf einmal auf dich einstürmt, aber du musst die Wahrheit erfahren « , sagte Lukas.
Ich nickte nur.
» Wir wohnen hier ganz in der Nähe. « Lukas dirigierte mich zurück zum Van und ich stieg ohne Widerrede ein. » Nach Hause kannst du sowieso nicht zurück. «
Ich zögerte kurz. » Wartet. Wie spät ist es? «
» Elf. Warum? «
Um halb zehn war ich mit Elle verabredet gewesen. Sie war bestimmt bei mir zu Hause vorbeigefahren, als ich nicht aufgetaucht war. Sofort hatte ich wieder vor Augen, wie mein Haus ausgesehen hatte, als wir geflohen waren – die Tür aus den Angeln gerissen, die Fenster zertrümmert, Messer, die wie Spicker in den Küchenwänden steckten. Angesichts der vielen Leute, deren Haustüren noch während unserer Flucht aufgegangen waren, war die Polizei vermutlich noch früher dort gewesen als Elle. Und Polizei bedeutete automatisch einen Anruf bei meiner Tante, die mich sofort in den nächsten Flieger nach Boston setzen würde, wenn ich mich dort wieder blicken ließ.
Falls Lukas und Jared die Wahrheit sagten, würden die Rachegeister mich überall ausfindig machen, selbst wenn ich mit dem Flugzeug davonflog. Es wäre dumm von mir, das Risiko einzugehen und abzuhauen, bevor ich nicht wusste, wie ich mich schützen konnte.
Ich wandte mich an Lukas. » Ich muss telefonieren. Ich war mit meiner Freundin verabredet und sie macht sich bestimmt voll die Sorgen. «
Er hielt mir sein Handy hin. » Aber kein Wort über uns. Wir wollen nichts mit den Cops zu tun haben. «
» Ich will ihr nur sagen, dass es mir gut geht. « Ich wählte Elles Nummer und sie ging gleich beim ersten Klingeln dran.
» Hallo? «
» Elle – «
» Kennedy? Oh Gott! Wo steckst du? « Sie sprach so schnell, dass ich sie kaum verstehen konnte. » Dein Haus ist komplett im Arsch und – «
» Elle? Bist du allein? «
» Ja, wieso? « Die selbstbewusste Gelassenheit, die sie sonst immer ausstrahlte, war wie weggeblasen.
» Du darfst niemandem sagen, dass ich angerufen habe, hörst du? «
» Okay. «
Ich atmete tief durch und bemühte mich um ihretwillen, ruhig zu klingen. » Pass auf, es geht mir gut. In meinem Haus ist etwas passiert und die Jungs haben mir geholfen. «
» Was für Jungs ? « , wisperte sie. » Du wirst überall gesucht. In deinem Haus ist die Spurensicherung unterwegs, und ich habe Elvis gefunden, wie er auf der Straße rumgeirrt ist. «
» Du hast ihn gefunden? Geht’s ihm gut? «
» Mit deiner dummen Katze ist alles okay. Sie sitzt in meinem Auto. « Ihre Stimme wurde lauter, als die Hysterie die Oberhand gewann. » Aber ich stehe hier auf dem Parkplatz vor dem Polizeirevier. Ich musste ihnen mehr oder minder über alles Auskunft geben, was du in den letzten zwei Tagen gegessen hast. Die denken, du wärst entführt worden. «
» Bleib kurz dran. « Ich schaltete das Handy auf Stumm und sah Lukas an. » Die Polizei glaubt, ich wäre gekidnappt worden. Soll sie denen sagen, dass es mir gut geht? «
» Nein. « Er schüttelte hastig den Kopf. » Die stellen ihr nur eine Million Fragen und dann verliert sie vielleicht die Nerven und verplappert sich. «
Ich schaltete wieder auf normal und nahm das Handy ans Ohr. » Elle, du darfst niemandem verraten, dass du mit mir gesprochen hast. «
Sie schniefte. » Brennst du durch? Ist es wegen dem Internat? Du kannst zu mir ziehen, wenn du da nicht hinwillst. «
Es machte mich fertig, ihr eine solche Angst einzujagen. » Ich laufe nicht weg. Es hängt damit zusammen, was mit meiner Mom geschehen ist. «
» Ihrem Herzinfarkt? Manchmal, da passieren solche Sachen einfach – «
» Sie hatte keinen Herzinfarkt. « Die Worte fühlten sich anders an, wenn ich sie laut aussprach. Wahrer.
Eine Sekunde lang antwortete Elle nicht. » Wie meinst du das? «
Lukas gab mir ein Zeichen, mich zu beeilen.
» Ich muss Schluss machen. «
» Ruf mich wieder an « , flüsterte sie verzweifelt.
» Mach ich. « Ich beendete das Gespräch und wünschte mir, sie wäre hier bei mir, und war zugleich auch froh, dass es nicht so war.
Jared fuhr wieder los und Lukas’ Tagebuch fiel vom Sitz. Ich hob es auf und strich mit der Hand über den abgewetzten Einband. Das silberne Armband meiner Mutter rutschte an meinem Handgelenk nach vorn. » Ich
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