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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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zum Hals in der Scheiße.«
    Er täuschte sich.
    Im Steiner/Hanlon-Fall war er nicht strafmündig gewesen, und bei der gegenwärtigen Sache kooperierte er mit ihnen. Aber Schilling würde ihm nicht auf die Nase binden, dass ihn schlimmstenfalls eine Jugendstrafe erwartete. Ein Haken war nur nützlich, wenn er einen Widerhaken hatte. Sie benötigten immer noch seine Aussage gegen Ray.
    »Lass uns im Moment nur an die Mädchen denken, okay, Tim? Danach überlegen wir uns, wie wir dich da wieder rausboxen.«

    Allmählich dämmerte Tim, dass sie womöglich tot war.
    Es war wie mit Kopfschmerzen, die man zunächst kaum bemerkte, bis sie immer stärker wurden und man das Gefühl hatte, einem würde gleich der Schädel platzen.
    Dass sie tatsächlich tot sein könnte, kam ihm völlig irreal vor. Bisher war niemand gestorben, den er gut gekannt hatte, nur irgendein Onkel, mit dem er nichts zu tun gehabt hatte. Und jetzt waren am selben Abend Mr. Griffith und Rays Mutter gestorben. Aber selbst zwischen den beiden und Jennifer bestand noch ein himmelweiter Unterschied. Er hatte Mr. Griffith oder Rays Mutter nie berührt. Soweit er sich erinnerte, hatte er ihnen kein einziges Mal die Hand gegeben. Mit Jennifer Fitch dagegen hatte er geschlafen, und das schien für ihn der alles entscheidende Unterschied zu sein. Als wäre für ihn Berühren gleichbedeutend mit Kennen.
    Nein, bisher war noch nie jemand gestorben, den er berührt hatte.
    Oder den er liebte.
    Oder sich einbildete zu lieben. Denn noch vor kurzem hätte er gesagt, er würde Ray lieben wie einen Bruder, aber jetzt war von dieser Liebe nichts mehr übrig, nicht das Geringste, und es war ihm scheißegal, ob Ray überlebte oder draufging. Aber was war Liebe dann überhaupt? Etwas, das man anstellte wie den Alarm an einem Wecker und mit einem schnellen Schlag wieder ausschaltete, sobald man aufwachte, sobald es zu laut und nervig wurde? Er fragte sich, ob er Jennifer noch lieben würde, wenn diese Sache vorbei war. Und falls sie starb, ob er dann ihr Andenken lieben würde.
    War so etwas überhaupt möglich?
    Er versuchte sie sich tot vorzustellen, weil er wusste, dass das durchaus möglich war, und weil er meinte, er sollte darauf vorbereitet sein. Er versuchte, sie sich erschossen vorzustellen, so wie die beiden Mädchen damals, mit einem Kopfschuss oder mit einer Kugel im Herzen. Oder erschlagen oder erwürgt. Er versuchte es sich bildhaft vorzustellen, denn alles war möglich. Aber dann fiel ihm ein, wie sie sich anfühlte, ihre Haut, ihre Lippen und Brüste, und wie ihr Haar duftete, und das Bild einer toten Jennifer wollte sich vor seinem inneren Auge einfach nicht einstellen.
    Sie konnte nicht sterben. Oder etwa doch?
    Er hatte sie berührt.
    »Da vorne müssen Sie abbiegen«, sagte er.
    »Ich weiß, Junge«, sagte Schilling. »Ich weiß.«

47
Sally
    Du hättest wegrennen sollen, dachte sie. Du hattest die Möglichkeit dazu. Du hättest einfach zur Tür rausrennen können.
    Sie kannte diese Jennifer doch gar nicht. Sie hätte sie zurücklassen können. Einfach so.
    Der Frau am Boden konnte man ohnehin nicht mehr helfen.
    Und dann fragte sie sich: Was hätte Ed getan?
    Es spielte keine Rolle. Sie hatte das getan, was ihr in dem Moment richtig erschien, was ihrem Charakter entsprach.
    Es verschaffte ihr eine gewisse Befriedigung zu wissen, dass sie Ray schwer verletzt hatte, ihn gezeichnet hatte. Er würde aus dieser Sache nicht mehr sauber und unversehrt herauskommen. Es war ihm nicht mehr möglich, auf unschuldig zu plädieren oder sich aus der Geschichte herauszulügen, ganz gleich, was er sich auch einfallen ließ. Wenn die Polizei ihn fand und sein Gesicht sah, würden sie wissen, dass die Wunden von ihrer – Sallys – Attacke mit der Porzellanlampe stammten. Die blutige Krone auf seinem Kopf. Die tiefe Schnittwunde an der Stirn, der weniger tiefe, halbmondförmige Kratzer quer über der Wange.
    Ich hab dich erwischt, dachte sie. Ich.
    Sie beobachtete, wie er sich das Blut aus dem rechten Auge wischte und über sein Kinn schmierte, wie er den Kopf schüttelte und das Blut an die Wand spritzte. Wie er das Messer aufhob und auf sie zukam.
    Jetzt ist es so weit, dachte sie. O Gott!
    Sie presste sich mit dem Rücken an die Wand. Die Wand war massiv, fest. Real.
    Er trat zu ihr und hielt ihr lächelnd die Waffe an die Stirn. Ein feiner Blutfilm überzog seine Zähne. Die Hand, mit der er die Waffe hielt, war ganz glitschig von Blut.
    »Du hast mich entstellt,

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