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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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unzählige Spinnen über ihren Körper krabbeln. Sie selbst wäre nie im Leben in der Lage gewesen, aufzuspringen und ihm die Stuhlbeine in die Kniekehlen zu rammen und davonzurennen. Sie roch Schießpulver, und der Schuss dröhnte ihr in den Ohren und übertönte alle anderen Geräusche. Dann merkte sie, dass sie sich während dieses kurzen Moments in die Hose gepinkelt hatte.
    Die Ehefrau – Elizabeth heißt sie, kannst du dir nicht mal ihren Namen merken, verdammt nochmal? – hockte neben ihrem Mann auf dem Boden. Sie presste die Hände auf seine Wunde, presste sie in die Wunde hinein, als würde sie versuchen, sein Leben festzuhalten. Sie schluchzte, schüttelte den Kopf, und Jennifer konnte trotz des Dröhnens in ihren Ohren undeutlich die hysterischen Schreie der Frau hören. Und wie Ray etwas zu ihr sagte, allerdings auch das nur vage.
    Sie sah, wie er langsam von einer zur anderen blickte. Wie sein Blick auf jeder von ihnen einen Moment verweilte. Katherine rührte sich nicht. Sie lag auf der Seite, noch immer mit den Handschellen an den Stuhl gefesselt, ein Bein angewinkelt, als wäre sie mitten im Lauf erstarrt. Die beiden mittleren Streben der Rückenlehne waren bei dem Sturz zersplittert.
    Sally lag schräg an die Wand gelehnt da. Ihre Stirn war blutverschmiert.
    Als er zu Jennifer blickte, sah sie, wie er den feuchten Fleck zwischen ihren Beinen bemerkte und angewidert die Lippen verzog, doch sie schämte sich kein bisschen. Es war ihr egal, dass sie sich in die Hose gemacht hatte.
    Plötzlich wandte er sich ab und marschierte mit seinem seltsam wippenden Gang in den Flur, während er in der Hosentasche nach neuen Patronen für den Revolver suchte, und verschwand.
    Sie hockte immer noch wie gelähmt da, konnte sich nach wie vor nicht bewegen.
    Sie war nicht wie die anderen. Die anderen hatten ihn nicht gekannt.
    Jetzt schon.
    Die Frau, Elizabeth, schien nicht bemerkt zu haben, dass Ray das Zimmer verlassen hatte. Sie kniff die Augen zusammen, um ihre Tränen zurückzuhalten, während sie am ganzen Körper zitterte. Sie wiegte den zerschmetterten Kopf ihres Mannes in ihren Armen, die fast bis zu den Ellbogen mit Blut beschmiert waren.
    Ihr Rock war völlig durchnässt.
    Kurz darauf kehrte Ray zurück. Er kam fast wie ein Geist ins Zimmer geschwebt und starrte einen Moment lang mit aufgerissenen Augen auf die weiße runde Stelle an der Wand, wo bis vor kurzem noch der Spiegel gehangen hatte. In einer Hand hielt er den Revolver, in der anderen ein Tranchiermesser mit gezackter Stahlklinge.
    Er starrte die Wand an, als würde dort noch der Spiegel hängen, dann drehte er sich um.
    Zum zweiten Mal an diesem Abend verschwammen für sie Licht und Dunkelheit, und sie klammerte sich an die Armlehnen des Stuhls, denn sie wusste, dass sie nicht das Bewusstsein verlieren durfte, da sie sonst wahrscheinlich nie wieder aufwachen würde. Sie hielt sich mit aller Kraft daran fest, bis ihre Hände schmerzten und sie wieder etwas erkennen konnte, die kahlen Wände und die abgedeckten Möbel. Sally, die an der Wand lehnte, und Katherine draußen im Flur. Sie sah, dass Ray langsam an ihr vorbeilief und von hinten an die bei ihrem Ehemann kniende Frau herantrat. Er schob den Revolver in den Gürtel.
    Die Spitze nach unten gerichtet, hielt er das Messer über sie. Jennifer hörte inzwischen wieder so gut, dass sie verstand, wie er murmelte mach mit ihr das, was sie mit Sharon gemacht haben. Er sprach tatsächlich über Sharon Tate, und falls die Ehefrau wusste, dass Ray hinter ihr stand, dann ließ sie es sich nicht anmerken. Sie hielt weiter den Kopf ihres Mannes in den Armen, bis das Messer herabgesaust kam und oberhalb des Schlüsselbeins in ihren Körper drang. Sie jaulte auf wie ein geprügelter Hund. Blut sprudelte aus der Wunde, und Ray stieß die Klinge bis zum Griff hinein.
    Die Hände der Frau schnellten nach oben und packten seine Fäuste, die den Messergriff hielten. Mit einer ruckartigen Säbelbewegung zog er die Klinge heraus, dann packte er sie an der Schulter und stieß sie mit dem Gesicht auf ihren Mann. Unter ihr bildete sich bereits eine Lache, während sie sich an ihre pulsierende Wunde fasste und ihr eigenes Leben festzuhalten versuchte. Sie stieß wimmernde, gurgelnde Laute aus, an ihrem Kinn lief Blut hinunter, und Jennifer wandte den Blick ab, schloss die Augen, sah weg, bis sie einen dumpfen Knall neben sich hörte.
    Erschrocken blickte sie zu Boden und sah, dass Ray die Frau zu ihr

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