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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Feuchtigkeit an der Schulter ließen sie herumfahren.
    Und in diesem Moment explodierte ihr Gesicht.
    Die Kugel zerschmetterte ihr Gebiss, durchschlug den Oberkiefer und zerfetzte zusammen mit einigen Zahnsplittern die Wange.
    Hätte sie ihren Hals einen halben Zentimeter weiter nach rechts gedreht, hätte die dritte Kugel die Drosselvene durchtrennt und den Kehlkopf einen Fingerbreit nach links gedrückt. So aber trat das Geschoss sauber wieder aus und schlug neben Elises Schulter in den Baum ein.
    Lisa schrie auf, wurde herumgerissen und kippte zur Seite. Ihr Schrei klang komisch, ein gurgelndes Husten, sie spuckte Blut und Zahnsplitter, die Elise im Gesicht und am Hals trafen und ihr selbst als feiner dunkler Speichelfaden übers Kinn liefen. Sie schluckte; der Geschmack war ekelhaft und überlagerte alle anderen Sinneseindrücke.
    Wäre Lisa nicht zur Seite gekippt, hätte die vierte Kugel ihr Rückgrat getroffen.
    So aber schlug das Geschoss direkt unter dem Haaransatz über dem linken Auge in Elises Kopf ein und schleuderte sie gegen die raue Baumrinde. Blut floss ihr über die Stirn und in die Augen und spritzte an Lisas blutverschmierte Wange. Elise schüttelte den Kopf, wie ein aufgeschreckter nasser Hund, und hob die Hände, um sich das Blut aus den Augen zu wischen, damit sie etwas erkennen konnte, und Lisa sah, wie der fünfte Schuss ihre Freundin direkt unter der Brust traf. Aus dem Loch, das plötzlich im T-Shirt klaffte, quoll Blut. Geh in Deckung, dachte sie. Versteck dich! Hinter den Baum!
    Elise wirkte benommen und verblüfft zugleich, wie ein Kind, dessen Spielzeug hinuntergefallen war und nun zerbrochen vor ihm lag; ihre weit aufgerissenen Augen blinzelten gegen den fortwährenden Blutstrom an. Lisa rollte zur Seite, rappelte sich taumelnd wieder auf, packte Elise am Arm und zerrte sie mit sich. Irgendwo in den Büschen hörte sie jemand brüllen; sie spürte das Blut in ihrem Mund und musste sich fast übergeben, spürte die gezackten Ränder ihrer zerschmetterten Zähne.
    »Elise!«, sagte sie. »Steh auf! Elise!«
    Ihre Stimme war nicht mehr ihre eigene. Ihre Worte klangen völlig unverständlich. Sie packte Elises anderen Arm und zog mit aller Kraft, schleifte ihre Freundin weiter mit sich fort, und dann waren sie auf der anderen Seite des Baumes, für einen Moment in Sicherheit vor dem unbekannten Angreifer. Aber ihr war klar, dass sie von hier fortmussten und dass Elise nicht laufen konnte; offensichtlich konnte sie sich kaum noch bewegen, geschweige denn aufstehen. Sie hörte gar nicht mehr auf zu blinzeln, und überall war das Blut aus ihrer Kopfwunde, lief ihr in die Augen und am Hals hinunter, durchtränkte ihr T-Shirt, glänzte im Mondschein auf ihrer Jeans.
    Sie musste Hilfe holen. Irgendwen finden. Aber der Gedanke, Elise allein im Wald zurückzulassen, war unerträglich. Sie hatte Angst, dass sie ihre Freundin verlieren könnte, dass sie ihr einfach wegsterben würde. Aber gleichzeitig fürchtete sie sich davor, bei ihr zu bleiben. Denn da hinten waren immer noch diese Leute.
    Sie würden kommen und die Sache hier zu Ende bringen.
    Im Grunde hatten sie gar keine andere Wahl.
    O mein Gott, Elise.
    Sie konnte nicht bei ihr bleiben.
    Wenn sie blieb, würden sie beide verbluten.
    Vor wenigen Sekunden erst hatte sie die Fremden gehört, trotz ihrer Panik. Sie bildete sich das nicht bloß ein. Dort draußen in der Dunkelheit. Es klang, als würden sie streiten. Mindestens zwei Männerstimmen und eine Frauenstimme, hinten in den Büschen.
    Sie waren stehen geblieben.
    Vielleicht haben sie Angst gekriegt, überlegte sie. Vielleicht waren sie weggerannt.
    Falls dem so war, konnte sie ebenfalls fortrennen und Hilfe holen.
    Sie musste es versuchen.
    Sie tätschelte Elises Hand. Wie klein und zerbrechlich sie sich doch anfühlte. Und dann ließ sie sie los, und dieses Loslassen war selbst schon eine Art Tod, ein Aufgeben, das sie laut aufschluchzen ließ im plötzlich stillen Wald.
    Sie spähte hinter dem Baum hervor. Und das Letzte, was sie im aufblitzenden Mündungsfeuer sah, war ein Mann, der ihr von irgendwoher vage bekannt vorkam. Er stand knapp einen Meter von ihr entfernt und blickte am Gewehrlauf entlang.
    Und ihr allerletzter Gedanke war: Warum?

    Ray war verärgert.
    Normalerweise war er kein so beschissener Schütze. Aber nach dem ersten Schuss hatten Tim und Jennifer plötzlich einen Heidenlärm veranstaltet, und das hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Deshalb hatte er nach den

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