The New Dead: Die Zombie-Anthologie
besser. Ich war mit einer Frau verheiratet, die so wundervoll, klug und kreativ war, dass ich mir nie hätte vorstellen können, sie würde mich auch nur eines zweiten Blickes würdigen. Ich schwöre, dass ich mich in dem Moment in Tori verliebte, als ich ihr zum ersten Mal auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes begegnete, und ich konnte nie ganz begreifen, warum sie ausgerechnet mich wollte.
Tori war Cellistin im örtlichen Symphonieorchester. Wie cool ist das denn? Sie war vielleicht nicht die beste Musikerin der Welt, doch das war mir egal. Ich wollte nicht, dass sie ständig unterwegs war, Auszeichnungen erhielt, wohin sie auch ging, und von Männern angehimmelt wurde, die viel reicher und intelligenter waren und besser aussahen als ich. Sie hatte schon längst aufgehört, von einer Karriere als Cellistin zu träumen, und war jetzt glücklich über den Umstand, von etwas leben zu können, das sie gerne tat. Schließlichwurde Tori schwanger. Wir hatten es erst vor Kurzem bemerkt, und es war noch zu früh, um es jemandem zu erzählen. Wir waren aufgeregt, und ich war auch einigermaßen besorgt. Ich glaube, die meisten Männer machen sich bei ihrem ersten Kind mehr Sorgen, als sie zugeben, doch ich dachte auch, es würde ein Abenteuer werden. Ein Abenteuer, auf das ich mich gemeinsam mit Tori einlassen würde, und schon aus diesem Grunde war es für mich etwas Tolles.
Die Arbeit war eine andere Sache. Sie war zwar ganz in Ordnung, aber auch nichts Besonderes. Ich war Kundenbetreuer bei einer ziemlich großen Werbeagentur, die ausschließlich mit ortsansässigen Firmen zu tun hatte. Mein Job war in keiner Weise kreativ oder eine Herausforderung und die Bezahlung nicht mehr als passabel. Die meiste Zeit über versuchte ich, Neukunden zu gewinnen und für Zufriedenheit bei den bereits vorhandenen zu sorgen. Es war eine Schinderei, die Leute davon zu überzeugen, Geld für eine beschissene Radiowerbung auszugeben, die sie wahrscheinlich gar nicht brauchten. Die meisten meiner Kollegen waren in Ordnung und das Arbeitsklima recht angenehm. Mein Chef war ein Arschloch, wenn meine Zahlen zurückgingen, mischte sich jedoch nicht ein, wenn ich mein Soll erreichte. Glücklicherweise gelang mir das meistens. Mein Verdienst reichte aus, um unsere Rechnungen zu bezahlen, sodass wir kreditwürdig waren und folglich weit über unsere Verhältnisse lebten … wie jeder andere auch. Wir hatten ein Haus gekauft, das wir uns kaum leisten konnten, und besaßen zwei Geländewagen, die zusammen so viel kosteten wie das halbe Haus. Unsere Kreditkartenrechnungen beglichen wir üblicherweise monatlich, und falls wir dies einmal nicht schafften, holten wir es gerade noch rechtzeitig nach.
Ein Samstagabend veränderte alles. Es war ’ne verdammt blöde Sache, die jedem passieren kann. Joe, einer meiner Arbeitskollegen, gab eine Junggesellenparty. Er gehörte zu der Sorte Jungs, die ich nicht ausstehen konnte, nämlich zu denen, die man „Lackaffen“ nannte und die nur für Football lebten und dreckige Witze erzählten. Ich glaube, dass er mich eigentlich gar nicht bei seiner Party hatte dabeihaben wollen, doch irgendwie ergab es sich, dass er mich einlud und ich schließlich hinging. Ehrlich gesagt lag mir nicht viel daran, ein paar Scheine hinzublättern, damit er sich besaufen konnte, doch es wäre schlecht fürs Arbeitsklima gewesen, Nein zu sagen.
Das Ganze begann in einer Bar und führte unweigerlich weiter in einen Stripclub. Wir absolvierten das volle Programm vom obligatorischen Lapdance über das Stopfen von Geldscheinen in G-Strings bis hin zum Saufen zu vieler und zu teurer Drinks. Es war ganz nett, aber etwas, auf das ich eigentlich gut und gern hätte verzichten können. Mit Joe und seinen blöden Freunden in einem Striplokal herumzuhängen oder den Abend mit Tori vor dem Fernseher zu verbringen … ohne zu zögern hätte ich den Abend zu Hause gewählt.
Ryan war einer der Jungs. Ich war ihm nie zuvor begegnet und kann mir nicht vorstellen, dass ich ihn gerne wiedersehen würde. Er war groß, trug seine blonden Haare etwas zu lang – wohl um salopp zu wirken – und hatte die Figur eines Kerls, der zu viel Zeit im Fitnesscenter verbrachte. Er war mit Joe zusammen aufgewachsen, und beide waren sie ziemlich besoffen. Ryan war derjenige, der den Vorschlag machte, in die Pine Box zu gehen. Er würde einen Ort kennen, der echt krank sei. Wir würden nicht glauben, wie krank er sei, und wir müssten uns unbedingt
Weitere Kostenlose Bücher