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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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dass wir Reanimierte nur deshalb duldeten, weil sie hinter Masken und Uniformen verborgen wurden, sodass wir vergessen konnten, was sie in Wirklichkeit waren.
    Ryan bemerkte meine Stimmung und versuchte, mich in Fahrt zu bringen. Er wollte mir einen Lapdance spendieren, doch ich war ein Spielverderber. Ich hatte keinen Spaß und wollte auch nicht so tun, als ob.
    Vor mich hin starrend versuchte ich, nicht zu den Tänzerinnen hinüberzusehen, doch hin und wieder wagte ich einen kurzen Blick, um mir zu bestätigen, dass es wirklich so schlimm war, wie ich dachte. Und das war es. Doch dann bemerkte ich aus den Augenwinkeln, dass eine der Tänzerinnen plötzlich verharrte, was zu einiger Aufregung führte. Sie stand mit schlaff herabhängenden Armen und krummem Rücken am Rande der Bühne und starrte ins Publikum. Starrte, wie ich feststellte, in meine Richtung. Zumindest dachte ich, sie blicke zu mir herüber. Ihre linke Hand war merkwürdig verdreht, und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass sie ihre langen Fingernägel in die weiche Haut ihres Handtellers bohrte. Wässrig dunkles Reanimiertenblut tropfte auf die Bühne. Eine Handvoll Männer in Jeans und T-Shirt kam herbei und erteilte ihr wild gestikulierend und lautstark einige Befehle, doch sie rührte sich nicht und wandte ihren Blick aus toten, trüben Augen nicht von mir.
    Nun erkannte ich die Reanimierte. Ich erkannte sie , wusste, wer sie war oder wer sie gewesen war. Es war Maisie Harper. Ich hatte das Gefühl, ein Abgrund würde sich auftun, in den ich hineinstürzte … Ein Sturz ins Verderben … Ich erkannte dieses Gesicht, und was noch viel schrecklicher war, sie erkannte auch mich. Maisie hatte ihrGeheimnis mit in den Tod genommen, doch dann war sie aus dem Grab gestiegen und hatte es mitgebracht. Sie starrte mich an, und unsere Blicke verschmolzen miteinander. Ich konnte nicht wegsehen. Plötzlich öffnete sie den Mund und sprach ein einziges Wort. Sogar aus der Entfernung konnte ich an ihren Lippen ablesen, was sie sagte: „Du.“ Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich in Schwierigkeiten war und dass die Dinge nie wieder so sein würden, wie sie einmal gewesen waren.
    Ich saß in der Küche des Apartments und starrte auf das unheimliche schwarze Blut, das nicht gerann und auf dem Handtuch trocknete. Ein paar Tropfen waren auf meine Hose gespritzt. Nachdem ich Maisie den Stich versetzt und sie mir offen getrotzt hatte, hatte ich ihren Arm verbunden und ihr mitgeteilt, dass ich fertig mit ihr sei. Sie hatte sich wieder ins Wohnzimmer gestellt, auf den Platz, wo sie sich am wohlsten fühlte. Ryan sagte, dass sie nicht viele Informationen verarbeiten könnten. Ihre Hirnaktivität sei sehr gering und ihre Reaktionsspanne äußerst begrenzt. Das sagte Ryan, doch allmählich kam mir der Verdacht, dass er vielleicht nicht wusste, wovon zum Teufel er überhaupt sprach.
    So gut ich konnte machte ich sauber und ging dann nach Hause. Es war Samstagnachmittag, und Tori war mit einer Freundin unterwegs gewesen, um Babysachen zu kaufen, wobei sie wieder einmal mehr ausgegeben hatte, als wir uns leisten konnten. Vorher hätte mich das vielleicht aufgeregt, doch jetzt hatte ich völlig andere Dinge im Kopf. Tori war schon lange zu Hause, als ich zurückkam, und wollte wissen, wo ich gewesen war. Sie stand da und sah trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft noch immer sehr schlank aus, wie ein Zahnstocher, der eine Weintraube verschluckt hatte. Sie fragte mich, was ich gemacht habe und warum überall Blut auf meiner Jeans sei. Ich fühlte mich so unbehaglich, dass ich sie nicht einmal anlügen konnte. Das ärgerte mich, und ich hasste es, böse auf sie zu sein, aber ich war frustriert. Vielleicht hätte ich sagen sollen, sie könne mich mal. Ich bin kein geduldiger Mensch, so viel steht fest. Es gab einen heftigen Wortwechsel und einige Tränen. Tori warf mir vor, unsensibel zu sein, und ich entgegnete, dass sie wegen der Schwangerschaft und der Hormone nicht mehr rational denkenkönne. In aller Regel reagieren schwangere Frauen nicht besonders gut auf so etwas.
    Da wir für gewöhnlich nicht auf diese Weise miteinander umgehen, war sie verwirrt und sauer auf mich.
    Am Sonntag, dem Tag darauf, war es nicht besser, und der Montag im Büro war eine Katastrophe. Ich hatte nicht gut geschlafen, und als ein Kunde wegen einer Reklamation vorbeischaute, war ich nicht so verständnisvoll und aufmerksam, wie es in unserer hart umkämpften Branche

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