The Penthouse (Fundament) (German Edition)
als einmal eine heikle Situation gemeistert und heil überstanden hatte. Nachdem sich Ramon als Star-Quarterback auf dem College das Kreuzband gleich doppelt gerissen hatte, musste er seine Träume als Profi-Footballspieler an den Nagel hängen und beschloss stattdessen, sich bei der Akademie einzuschreiben um eine „Karriere“ als Ordnungshüter zu beginnen.
Ihre Kinder gingen beide in dieselbe Klasse und ihre Frauen hatten sich in all den Jahren ebenfalls angefreundet und hegten tiefe Sympathie untereinander.
„Ich bin wach“, erwiderte Singer gähnend während er an seiner Uniform herum zupfte, „schau du lieber wieder auf die Straße.“
Der Wagen ließ den hell erleuchteten Stadtkern von Kansas City hinter sich und näherte sich den zwielichtigen und gefährlichen Außenbezirken. Dort hatte man einen Platz in der ersten Reihe, wenn man beobachten wollte, wie sich die Spreu vom Weizen trennte. Hier galt nicht das Gesetz des Staates, sondern das der Straße. Der Stärkere gewinnt…der Schwächere stirbt. So weit war es mittlerweile gekommen.
„Extrem ruhig heute, hm?“
Singer nickte bestätigend, ließ seinen Blick auf die Uhr wandern. „Yep. Feine Sache. Könnte ruhig öfter mal passieren.“
Ramon brummte zustimmend und bog in eine der unzähligen und dunklen Nebenstraßen ein, immer mit einem Auge in den Rückspiegel schauend.
„Seit ich hier in Kansas bin, hatten wir noch nie so eine lockere Nacht. Fühlt sich seltsam an. Kann‘s gar nicht wirklich beschreiben.“
Singer sah sich die brettervernagelten Schaufenster von bankrotten Geschäften an, die der Rezession zum Opfer gefallen waren. Unweigerlich musste er an das Elend der Menschen dort draußen denken. Kein Wunder, dass der Respekt vor der Polizei nachließ, wenn die Regierung nichts gegen den sozialen Abstieg der meisten Menschen unternahm. Die Reichen wurden reicher und die Armen wurden ärmer. So etwas wie den bürgerlichen Mittelstand gab es schon längst nicht mehr. Nachdem die chinesische Wirtschaftsblase vor ein paar Jahren geplatzt war, die halbe Welt aus dem Gleichgewicht gebracht hatte und unzähligen Firmen den Todesstoß verpasst hatte, war die Welt nicht mehr dieselbe wie zuvor. Das Vertrauen in den global strukturierten Handel war abhanden gekommen, viele Länder beschränkten sich auf das Nötigste außerhalb ihrer Grenzen und versuchten nun, ihre eigenen Probleme selbst zu lösen. Staatenvereinigungen wie die EU gab es nur noch auf dem Papier, die mehr damit beschäftigt war, den Euro als Zahlungsmittel am Leben zu halten, als internationale Politik zu führen. Die komplette Vertrauensbasis der Staaten untereinander, aufgebaut auf über fünf Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit, existierte nicht mehr. Selbst Polizisten wie Gardiola und Singer lebten eher schlecht als recht in einer kleinen Wohnung irgendwo in einem heruntergekommenen Gebäudekomplex außerhalb der freundlicheren Innenstadt.
„Wie geht’s Trish?“, fragte Ramon und sah seinen Kumpel aus den Augenwinkeln an. Singer zuckte leicht zusammen, was seinem Freund nicht entging.
„Gut denke ich. Hat immerhin noch nicht die Scheidung eingereicht.“
Ramon tat seine Frage sofort leid. „Immer noch so schlecht bei euch?“
Chris vergrub sein Gesicht in den Händen. „So wie die letzten Monate auch. Ich komme heim, leg mich ins Bett und steh morgens auf, um zur Arbeit zu gehen. Alltag eben.“
Chris war mit Trish seit sechs Jahren verheiratet. Sie hatten sich damals in einer vernebelten Spelunke kennengelernt, danach recht zügig geheiratet. Es war Liebe auf den ersten Blick. Anfangs war die Beziehung zwar harmonisch und glücklich gewesen, doch der raue Polizeialltag auf den Straßen ließ Chris mental abstumpfen und er trieb immer mehr von Trish und seinem siebenjährigen Sohn Peter davon. Der Polizeidienst machte ihn kaputt.
Die seelischen Abgründe in Chris Leben wurden immer größer und die emotionale Distanz zu seiner Familie nahm von Woche zu Woche zu. Irgendwann hatte Trish die Koffer gepackt, ihm gesagt er könne sich zum Teufel scheren und war zusammen mit Peter zu ihren Eltern gezogen. Sie kam zwar nach einiger Zeit zurück, machte aber keinen Hehl daraus, dass sie ihr früheres Leben zurückhaben wollte. Sie wollte wieder den Mann haben, in den sie sich verliebt hatte, mit dem sie zusammenlebte und ein Kind gezeugt hatte. Und sie wollte, dass er kündigte. Direkt und ohne Umschweife.
„Okay, verstehe. Die üblichen Ausreden. Du musst dir
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