The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
informieren sollen, sobald er auftaucht.« Grandpa schnaubte abfällig. »Als würde ich denen irgendwas verraten. Sie meinten, seine Frau habe ihn noch nicht mal als vermisst gemeldet, es waren seine Vorgesetzten, die sich gewundert haben, als er nicht bei der Arbeit erschien.«
»Das überrascht mich nicht«, murmelte ich.
»Häh?« Grandpa legte eine Hand an sein Ohr, um mich besser zu verstehen.
»Nichts, ich hab mich nur gefragt, ob sie ihn wohl je finden werden.«
»Ich hoffe, dass dieser elende Hurensohn ein für alle Mal von diesem Planeten verschwunden ist«, knurrte Grandpa.
Wenn du wüsstest, dachte ich. Sal hatte mir nie die ganze Geschichte darüber erzählt, wer denn nun wirklich aufgeräumt hatte, nachdem wir Robins Roost an jenem Abend verlassen hatten. Er hatte nur gemeint, je weniger ich wüsste, umso besser. Und damit war ich ganz und gar einverstanden.
XLIV
Der 10. Dezember 2150. Mein sechzehnter Geburtstag.
Nachdem ich meine Impfungen gegen sexuell übertragbare Erkrankungen erhalten hatte, verließ ich die Praxis des Arztes. Sie meinen, ein Mädchen solle auf Nummer sicher gehen. Doch ich war der Meinung, dass es eher darum ging, dass die Kerle sich nichts einfangen wollten. Als Nächstes stand das Tätowier-Studio der Regierung auf dem Programm. Ich saß auf dem Stuhl der ID -Technikerin und biss die Zähne zusammen, während sie mir die Nadel ins Handgelenk stach. Als sie endlich fertig war, war das von der Regierung vorgeschriebene XVI -Tattoo in meine Haut eingebrannt – ein schwarzer Makel.
»Sind Sie sich auch ganz sicher, dass ich das tun soll?«, fragte die Technikerin an Grandma gewandt und deutete auf eine Zeile in den Unterlagen.
»So steht es doch da«, erwiderte Grandma. »Das Mädchen weiß genau, was es tut – man braucht es nicht verfolgen zu können wie ein Tier.«
Die Frau schüttelte den Kopf, machte aber weiter. Ich jaulte kurz auf, als das Werkzeug meine Haut durchdrang und die Kapsel raussaugte. Sie schmiss das Ding in den Abfalleimer. Ein GPS weniger, das man verfolgen konnte, dachte ich.
Grandma steckte meine Geburtsurkunde wieder ein, unterschrieb die restlichen Formulare und dann gingen wir.
Anschließend mussten wir zum Büro für Identifikation und Rangeinordnung. Noch mehr Formulare, noch mehr Unterschriften. Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich auf meinem Foto tatsächlich lächelte. Auf der neuen Scankarte waren sämtliche Informationen gespeichert und in dem Kästchen mit der Bezeichnung Kreative war ein Haken gesetzt. Alles, was ich dafür hatte tun müssen, war, ihnen einen Studiennachweis über meine Kunstkurse in Cementville zu zeigen und eine Gebühr zu bezahlen. Jetzt wusste ich, weshalb Ginnie so viel geopfert hatte, damit ich diese Stunden hatte nehmen können.
So gern ich auch ein weiteres Tattoo gehabt hätte, wie das von Wei – die Distel, die sich um die XVI rankte –, war mir doch klar, dass ich mir das nicht leisten konnte. Und außerdem, als sie mir, ein wenig widerwillig, wie mir im Nachhinein schien, von ihrer Tätowierung erzählt hatte, da war es mir so vorgekommen, als hätte sie noch eine weitere Bedeutung, eine, die mehr ausdrückte als nur eine ablehnende Haltung gegenüber XVI -Tattoos. Vielleicht würde ich es mir ja eines Tages leisten können, mir eine eigene Tätowierung machen zu lassen, die nur für mich eine Bedeutung hatte. Als wir das Gebäude verließen, wartete Wei bereits auf uns.
»Lass uns ins Rosies gehen«, schlug sie vor. »Ich würde alles geben für einen Shake.«
Grandma küsste mich auf die Wange. »Geht ihr ruhig. Verbring den Tag mit deinen Freunden. Du hast dir ein wenig Spaß verdient.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
Das Rosies war leer, als wir dort eintrafen.
»Ich geh mal nach hinten und seh nach, wo Rosie steckt«, meinte Wei. »Glaubst du, du könntest einen Tisch für uns finden?« Wir lachten beide los – der Laden war ja schließlich menschenleer.
Ich setzte mich und betrachtete mein Handgelenk. Die Wirkung des Beruhigungsmittels ließ langsam nach, mein Arm pulsierte. Mrs Jenkins hatte Wei einen Behälter voll Salbe für mich mitgegeben. Gerade hatte ich den Deckel abgeschraubt, als plötzlich die Küchentür aufging.
»Überraschung!«
Rosie kam durch die Tür und trug einen riesigen Kuchen, der mit weißem Zuckerguss und Schokostreuseln dekoriert war. Ihr folgten alle meine Freunde und auch Grandma, Grandpa und Dee. Sogar Mr und Mrs Jenkins und Miss Gray waren
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