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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fuhr ihm eine Großpackung Schmerz durch den Kopf, und seine Wirbelsäule knackte bedenklich. Sein Magen wogte erschreckend im Bauch, und eine lähmende Übelkeit überkam ihn, die bestürzende Art entmannender Übelkeit, bei der man weinen und zu Gott flehen möchte, er möge sie beenden.
    Anstatt zu schreien - das hätte er gar nicht gekonnt - beugte sich Nick über die Knie, stützte den Kopf in die Hände und wartete darauf, daß es besser wurde. Nach einer Weile war das auch der Fall. Er spürte das Pflaster, das man ihm über den Riß in der Wange geklebt hatte, und als er die betroffene Gesichtshälfte ein paarmal verzog, stellte er fest, daß ihm ein Kurpfuscher obendrein noch ein paar Stiche verpaßt haben mußte.
    Er sah sich um. Er saß in einer kleinen Zelle, die wie ein aufrechtgestellter Karton aussah. Im Anschluß an die Pritsche kam eine Gittertür. An der Wand neben der Pritsche stand eine Toilette ohne Brille und Deckel. Hinten über ihm - er sah es, als er den steifen Hals ganz vorsichtig reckte - war ein kleines vergittertes Fenster.
    Nachdem er so lange auf der Bettkante sitzen geblieben war, daß er sicher sein konnte, er würde nicht in Ohnmacht fallen, streifte er die grauen, verwaschenen Pyjamahosen, die er trug, nach unten, setzte sich auf die Toilette und urinierte mindestens eine Stunde. So kam es ihm jedenfalls vor. Als er fertig war, stand er auf und hielt sich dabei wie ein alter Mann an der Pritsche fest. Er sah ängstlich nach Blutspuren im Becken, aber sein Urin war klar. Er spülte ihn weg. Er ging vorsichtig zur Gittertür und sah auf den kurzen Flur hinaus. Links war die Ausnüchterungszelle. Ein alter Mann lag auf einer der fünf Pritschen, eine Hand wie Treibholz baumelte auf dem Fußboden. Rechts führte der Flur zu einer Tür, die angelehnt war. In der Mitte des Flurs hing eine Lampe mit grünem Schirm, wie er sie schon in Billardhallen gesehen hatte.
    Ein Schatten erhob sich und tanzte auf der angelehnten Tür. Dann betrat ein großer Mann in Khaki-Uniform den Flur. Er trug einen Sam-Browne-Gürtel und eine großkalibrige Pistole. Er hakte die Daumen in die Hosentaschen und sah Nick fast eine Minute schweigend an. Dann sagte er: »Als ich ein Junge war, haben wir einmal in den Bergen einen Puma gestellt, geschossen und dann auf steinigen Wegen zwanzig Meilen bis in die Stadt geschleift. Was von dem Tier übrig war, als wir zu Hause ankamen, war der traurigste Anblick meines Lebens. Du bist der zweittraurigste, Junge.«
    Nick fand, daß die Worte einstudiert klangen, sorgfältig zurechtgelegt und gehütet, Fremden und Vagabunden vorbehalten, die von Zeit zu Zeit die vergitterten Kartons bewohnten.
    »Hast du einen Namen, Babalugah?«
    Nick legte einen Finger auf die geschwollenen und aufgerissenen Lippen und schüttelte den Kopf. Er hielt eine Hand vor den Mund, führte sie mit einer langsamen diagonalen Bewegung durch die Luft und schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Was? Kannst nicht sprechen? Was ist denn das für eine Scheiße?«
    Die Worte waren mit freundlicher Miene gesprochen, aber Nick konnte Aussprache und Betonungen nicht folgen. Er griff einen unsichtbaren Bleistift aus der Luft und schrieb damit.
    »Du willst einen Stift?«
    Ein zustimmendes Nicken.
    »Wenn du stumm bist, warum hast du dann keinen Ausweis?«
    Nick zuckte die Achseln. Er kehrte die leeren Taschen nach außen. Er ballte die Fäuste und machte Schattenboxen in der Luft, was wieder zu stechenden Kopfschmerzen und Übelkeitsgefühl im Magen führte. Am Ende tippte er leicht mit den Fäusten an die Schläfen, verdrehte die Augen nach oben und sank gegen die Gitterstäbe. Dann deutete er auf seine leeren Taschen.
    »Du bist ausgeraubt worden.«
    Nick nickte.
    Der Mann in Khaki wandte sich ab und ging wieder in sein Büro. Einen Augenblick später kam er mit einem stumpfen Bleistift und Notizblock zurück. Oben auf jedem Zettel stand: Büro Sheriff John Baker .
    Nick drehte den Block um und zeigte mit dem Radiergummiende auf den Namen. Er zog fragend die Brauen hoch.
    »Ja, das bin ich. Und wer bist du?«
    »Nick Andros«, schrieb er. Er steckte die Hände durch das Gitter. Baker schüttelte den Kopf. »Ich geb' dir nicht die Hand. Bist du auch taub?«
    Nick nickte.
    »Was ist gestern abend passiert? Doc Soames und seine Frau hätten dich fast überfahren wie ein Waldmurmeltier, Junge.«
    »Zusammengeschlagen und ausgeraubt«, schrieb Nick. »Ungefähr eine Meile von einer Kneipe an der Main Street

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