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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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VEGAS COUNTY JAIL an der Seite stand auf dem von der Sonne beschienenen Hof. Larry und Ralph wurden in den Wagen gestoßen. Die Türen wurden zugeschlagen, der Motor wurde angelassen, und die Fahrt ging los.
    Sie saßen auf den harten Holzbänken, die mit Handschellen gefesselten Hände zwischen den Knien.
    »Ich habe gehört, daß alle Einwohner von Las Vegas kommen werden«, sagte Ralph mit gesenkter Stimme. »Glaubst du, daß sie uns kreuzigen wollen, Larry?«
    »Das oder etwas Ähnliches.« Er betrachtete den großen kräftigen Mann. Ralphs schweißgetränkter Hut saß ihm fest auf dem Kopf. Die Feder war zerfetzt und verblichen, aber sie ragte immer noch trotzig aus dem Hutband heraus.
    »Hast du Angst, Ralph?«
    »Fürchterliche Angst«, sagte Ralph. »Ich konnte noch nie Schmerzen aushalten. Ich hatte sogar Schiß, zum Arzt zu gehen, wenn ich eine Spritze bekommen sollte. Ich wünschte, mir fiele was ein, damit sie die Sache aufschieben. Und was ist mit dir?«
    »Ich habe auch Angst. Setz dich doch neben mich.«
    Ralph stand auf, und seine Handschellen klirrten. Er setzte sich neben Larry. Eine Weile saßen sie schweigend da. Dann sagte Ralph leise: »Wir haben uns ganz schön lange gemeinsam durchgeschlagen.«
    »Das stimmt.«
    »Ich möchte bloß wissen, wozu. Er will mit uns eine Show veranstalten. Damit jeder sieht, daß er immer noch der große Boss ist. Haben wir nur deshalb den weiten Weg gemacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie schwiegen wieder. Nur das Dröhnen des Motors unterbrach die Stille. Ohne zu sprechen, saßen sie auf der Bank und hielten sich bei den Händen. Larry hatte zwar Angst, aber das Gefühl, mit sich ins reine gekommen zu sein, blieb unerschütterlich.
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen«, murmelte er, aber er hatte Angst. Er schloß die Augen, dachte an Lucy. Er dac hte an seine Mutter. Flüchtige Gedanken. Wie er an manch kaltem Morgen aufgestanden war, um sich für die Schule fertig zu machen. Wie er sich mal in der Kirche übergeben hatte. Wie er im Rinnstein ein Pornoheft gefunden und sich gemeinsam mit Rudy die Bilder angesehen hatte; sie beide mußten damals etwa neun Jahre alt gewesen sein. Wie er im ersten Frühling, den er in L. A. verbrachte, mit Yvonne Wetterlin die Baseball-Meisterschaft angeschaut hatte. Er wollte nicht sterben, er hatte Angst zu sterben, aber er hatte seinen Frieden mit sich selbst gemacht, so gut er konnte. Sein Weg ging hier zu Ende, aber er hatte diesen Weg nicht bestimmt, und er war zu der Überzeugung gelangt, daß der Tod nichts weiter war als ein Raum hinter der Bühne, wo man auf einen neuen Auftritt wartet, ja, ein Ort des Wartens, an dem man sich aufhält, bis die Show weitergeht.
    Er versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, sich zu sammeln. Sich bereit zu machen.
    Der Wagen hielt an, und die Türen wurden aufgerissen. Helles Sonnenlicht fiel herein, und er und Ralph blinzelten. Der Rattenmann und Burlson sprangen zu ihnen in den Wagen. Zusammen mit den Sonnenstrahlen drang ein leiseres, rauschendes Murmeln in das Wageninnere, und Ralph hob mißtrauisch den Kopf. Aber Larry kannte das Geräusch.
    1981 hatten die Tattered Remnants ihren größten Auftritt gehabt - sie spielten im Vorprogramm vor dem Auftritt von Van Haien und Chavez Ravine. Und das Geräusch, das sie vor ihrem Auftritt hörten, war genau wie dieses. Als er jetzt aus dem Wagen sprang, wußte er genau, was er erwarten konnte, und er verzog keine Miene, obwohl er Ralphs leises Keuchen neben sich hörte.
    Sie standen auf dem Rasen eines riesigen Hotel-Casinos. Der Eingang war von zwei goldenen Pyramiden flankiert. Auf dem Rasen standen zwei Lastwagen mit einer glatten Ladefläche. Auf jeder dieser Ladeflächen stand ein aus Stahlrohren errichteter Käfig. Um sie herum eine Menschenmenge.
    Die Leute bildeten einen großen Kreis um die Lastwagen. Sie standen auf dem Parkplatz des Hotels und auf den Eingangsstufen oder an der Auffahrt, wo früher die Gäste geparkt hatten, während der Portier einen Hotelpagen herbeipfiff. Auch auf der Straße selbst standen Leute. Einige der jüngeren Männer hatten ihre Freundinnen auf die Schultern genommen, damit sie besser sehen konnten. Das Fest konnte beginnen. Die Menschenmenge war wie ein großes Tier, und das leise Gemurmel war der Laut dieses Tieres. Larry schaute sich unter der Menge um, aber wenn ihn ein Blick traf, sah der Betreffende rasch weg. Die Gesichter wirkten blaß, abweisend, vom Tod gezeichnet, und die Leute

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