The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen
an Willenskraft. »Und wo kann ich die kaufen?«, fragte sie halb im Scherz. Ich erklärte ihr, dass Willenskraft nicht zu kaufen sei, dass sie diese aber selbst aufbauen könnte, wenn sie bereit sei, ein wenig Einsatz zu bringen. Also wandte sie jedes Mal, wenn sie in die Nähe ihres Computers kam, Leben oder Tod an. Anfangs hielt es sie nicht davon ab, online zu gehen und auch etwas zu kaufen, aber es hatte nicht mehr den ursprünglichen Reiz für sie. »Wenn ich die Gestalt auf dem Sterbebett sehe, die mich von meiner Dummheit abbringen will, kann ich einfach nicht mehr so loslegen wie vorher.« Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie ohne inneren Zwang einkaufen.
Das Tool Leben oder Tod gibt uns die Kraft, uns in Situationen, in denen wir uns sonst leicht ablenken lassen und in Gedanken verlieren, zu konzentrieren. Wir sind eine Gesellschaft von hyperaktiven »Multitaskern« mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Flohs. Wir brauchen eine Kraft, die stark genug ist, um unsere Konzentration auf eine Sache aufrechtzuerhalten, bis wir sie beendet haben. Das ist Willenskraft.
Alex war ein kontaktfreudiger Hollywood-Agent mit ausnehmend viel Energie – und doch liefen ihm die Klienten davon. Er konnte sich das gar nicht erklären, denn er verschaffte ihnen gute Angebote. Ich ermutigte ihn dazu, einen seiner Klienten zu fragen, warum er weggeblieben war. Die Antwort war ein Schock für ihn. Der Klient sagte, er hätte das Gefühl, dass Alex sich nicht richtig um ihn kümmerte. Als Alex ihm antwortete, er hätte doch einen lukrativen Vertrag für ihn abgeschlossen, erfuhr er: »Es geht nicht ums Geld; Sie geben mir das Gefühl, nicht wichtig zu sein. Sie machen immer mehrere Dinge gleichzeitig, und wenn wir miteinander telefonieren, hören Sie mir gar nicht richtig zu.«
Alex hatte sich nie konzentrieren können. Nur seinem Charme hatte er es zu verdanken, dass er das College beendet und Karriere gemacht hatte. Aber unter der Oberfläche blieb das Gefühl, als sei sein ganzes Leben eine Lüge: Er ging unvorbereitet zu jedem Termin und hatte kaum das Drehbuch gelesen, das er verkaufen wollte. Seine Ehe empfand er ebenfalls als verlogen. Er hatte nicht mehr viel mit seiner Frau gemeinsam, und wenn er, was selten vorkam, mit ihr ausging, telefonierte er unentwegt oder sprach mit den Leuten am Nachbartisch. Nicht einmal auf seine Lieblingsbeschäftigungen konnte er sich konzentrieren. Er brauchte ein zweites Handy, um zwischen Gesprächen hin und her zu wechseln.
Er war der klassische Kandidat für das Tool Leben oder Tod . Wenn er nicht lernte, sich zu konzentrieren, stand alles, was er bisher erreicht hatte, auf dem Spiel. Ich fand das folgende Signal für ihn: Immer wenn er in Versuchung kam, sich abzulenken, sollte er Leben oder Tod anwenden, um die nötige Willenskraft aufzubringen, sich wieder auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Ich wusste, dass sich ihm jede Menge Gelegenheiten zur Übung boten. Er war erstaunt, wie schwach seine Konzentrationsfähigkeit tatsächlich war. »Ich bin dauernd zerstreut. Ich könnte auch gleich das Atmen als Signal nutzen.«
So schwer ihm die Anwendung des Tools fiel, er blieb dabei. Es war für ihn ein Meilenstein, sich zwanzig Minuten am Stück auf ein Manuskript zu konzentrieren. Mit zunehmender Konzentrationsfähigkeit ergab sich ein völlig unerwarteter zusätzlicher Vorteil. »Ich habe mein Leben lang immer Winkel und Haken geschlagen, um bloß nicht durchschaut zu werden. Jetzt bereite ich mich vor, bevor ich zu einem Meeting gehe. Zum ersten Mal fühle ich mich erwachsen.«
Das Tool Leben oder Tod versetzt uns in die Lage, etwas Neues zu wagen. Mit das Schwerste im Leben ist es, etwas Neues zu beginnen: in eine andere Stadt umzuziehen, eine Beziehung zu jemandem aufzubauen, der neu in unser Leben getreten ist (Stiefkinder, angeheiratete Verwandte usw.), oder ein Unternehmen zu gründen. Jeder dieser Schritte – wie auch alle anderen neuen Vorhaben – löst eine menschliche Urangst in uns aus: die Angst vor dem Unbekannten. Wir ziehen immer das Vertraute vor, auch wenn es uns nicht guttut, nur weil uns der Wille fehlt, diese Angst zu überwinden. Leben oder Tod erzeugt eine Willenskraft, die stärker ist als unsere Angst.
Harriet war mit einem deutlich älteren Mann verheiratet, der erwachsene Kinder in die Ehe mitgebracht hatte. Als Geschäftsführer eines sehr erfolgreichen Unternehmens, das er aus dem Nichts aufgebaut hatte, herrschte er mit absoluter Autorität
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