The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
Ich hoffte, dass er begriff, wie absurd es war, mich zu bitten, ein Mädchen zu heiraten, mit dem ich seit Jahren nicht einmal mehr gesprochen hatte.
» Vater?«, fragte ich und hoffte, dass er etwas sagen würde, das mich von dem Schicksal befreite, das er für mich vorgesehen hatte.
» Ich denke, Oktober wäre ein schöner Monat für eine Hochzeit«, bemerkte mein Vater stattdessen und ließ die Tür hinter sich zuknallen.
Frustriert kniff ich die Lippen zusammen. Ich dachte an unsere Kindheit zurück, als Rosalyn und ich immer dazu gedrängt worden waren, bei den samstäglichen Barbecues oder kirchlichen Veranstaltungen nebeneinander zu sitzen. Aber das erzwungene Beisammensein hatte einfach nicht funktioniert, und sobald wir alt genug gewesen waren, eigene Spielkameraden zu wählen, waren Rosalyn und ich getrennte Wege gegangen. Unsere Beziehung würde genauso sein wie vor zehn Jahren– wir würden einander ignorieren, während wir pflichtschuldig unsere Eltern glücklich machten. Nur dass wir dann, wie ich grimmig begriff, für immer aneinander gebunden sein würden.
Kapitel Zwei
Am folgenden Nachmittag saß ich im Salon der Cartwrights auf einem steifen Samtstuhl mit niedriger Rückenlehne. Wann immer ich mich bewegte und auf dem harten Sitz nach einer bequemeren Stellung suchte, spürte ich, wie Mrs Cartwright, Rosalyn und ihre Zofe mich musterten. Es war, als sei ich das Objekt eines Portraits in einem Museum oder ein Schauspieler in einem Salondrama. Der ganze Salon erinnerte mich an die Kulisse eines Theaterstücks– kein Ort, an dem man sich entspannte. Oder sich gar unterhielt. Während der ersten fünfzehn Minuten nach meiner Ankunft hatten wir gerade noch stockend das Wetter, den neuen Laden in der Stadt und den Krieg erörtert.
Danach entstanden lange Pausen und das einzige Geräusch war das hohle Klappern der Stricknadeln der Zofe. Ich schaute wieder zu Rosalyn hinüber und versuchte, irgendetwas an ihrer Person zu finden, worüber ich ihr ein Kompliment machen konnte. Sie hatte ein kesses Gesicht mit einem Grübchen im Kinn und ihre Ohrläppchen waren klein und symmetrisch. Aufgrund des halben Zentimeters, den ich unter dem Saum ihres Kleides von ihrem Knöchel sehen konnte, gewann ich den Eindruck, dass sie einen zarten Knochenbau hatte.
Genau in diesem Moment schoss ein scharfer Schmerz mein Bein hinauf. Ich stieß einen Schrei aus und blickte dann zu Boden, wo ein winziger kupferfarbener Hund von etwa der Größe einer Ratte seine spitzen Zähne in die Haut meines Knöchels gegraben hatte.
» Oh, das ist Penny. Penny sagt nur Hallo, nicht wahr?«, gurrte Rosalyn und nahm das winzige Tier in ihre Arme. Der Hund starrte mich an und fuhr fort, die Zähne zu fletschen. Ich wich auf meinem Sitz ein Stück zurück.
» Sie ist, ähm, sehr, sehr niedlich«, sagte ich, obwohl sich mir der Sinn eines so kleinen Hundes nicht ganz erschloss. Hunde sollten Gefährten sein, die einem auf der Jagd Gesellschaft leisteten, und keine Zierstücke, die zu den Möbeln passten.
» Ja, nicht wahr?« Rosalyn blickte verzückt auf. » Sie ist meine allerbeste Freundin, und ich muss sagen, ich habe im Moment schreckliche Angst, wenn ich sie nach draußen lasse, bei all den furchtbaren Berichten über Tiermorde!«
» Wahrhaftig, Stefan, wir haben solche Angst!«, meldete Mrs Cartwright sich zu Wort und fuhr mit den Händen über das Mieder ihres marineblauen Kleides. » Ich verstehe diese Welt nicht mehr. Sie ist einfach nicht dazu geschaffen, dass wir Frauen überhaupt das Haus verlassen.«
» Ich hoffe, es wird nicht uns angreifen, was auch immer es ist. Manchmal traue ich mich nicht einmal mehr, einen Fuß nach draußen zu setzen, selbst wenn es hell ist«, erregte Rosalyn sich und presste Penny fest an ihre Brust. Der Hund jaulte auf und sprang von ihrem Schoß. » Ich würde sterben, wenn Penny etwas zustieße.«
» Ich bin mir sicher, dass ihr nichts zustoßen wird. Schließlich haben alle diese Angriffe nur auf Farmen stattgefunden und nicht in der Stadt«, versuchte ich sie halbherzig zu trösten.
» Stefan?«, fragte Mrs Cartwright unvermittelt mit ihrer schrillen Stimme. Es erinnerte mich daran, wie sie Damon und mich immer getadelt hatte, weil wir in der Kirche miteinander tuschelten. Ihr Gesicht war verkniffen, und sie sah aus, als habe sie gerade in eine Zitrone gebissen. » Denken Sie nicht, dass Rosalyn heute ganz besonders hübsch aussieht?«
» Oh ja«, log ich. Rosalyn trug ein
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