The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
dessen Ausstrahlung von Macht und Präsenz mühelos jeden einschüchtern konnte, der seinen Weg kreuzte. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, die seine Autorität noch verstärkten, und heute trug er trotz der Hitze einen Frack.
» Stefan?«, rief Vater, während sein Blick suchend durch den Stall wanderte. Obwohl er seit Jahren auf Veritas lebte, war er nur selten im Stall, da er es vorzog, seine Pferde fertig aufgezäumt an der Tür in Empfang zu nehmen.
Ich schlich mich aus Mezanottes Box.
Vater kam in den hinteren Teil des Stalls. Er musterte mich, und plötzlich war es mir peinlich, so verschwitzt und schmutzig vor ihm zu stehen. » Nicht umsonst haben wir Stalljungen, Sohn.«
» Ich weiß«, erwiderte ich und fühlte mich, als hätte ich ihn enttäuscht.
» Es gibt eine Zeit und einen Ort, sich mit den Pferden zu vergnügen. Aber dann kommt der Moment, in dem ein Junge mit dem Spielen aufhören und stattdessen ein Mann werden muss.« Vater schlug Mezanotte hart auf die Flanke. Sie schnaubte und trat einen Schritt zurück.
Ich biss die Zähne zusammen und wartete darauf, dass er mir wieder erzählte, wie er in meinem Alter von Italien nach Virginia gekommen war, mit nichts als den Kleidern, die er am Leibe trug. Dass er gekämpft und gefeilscht hatte, um eine winzige, nicht einmal einen halben Hektar große Parzelle Land zu kaufen, die jetzt zum über zweihundertmal so großen Gut Veritas gehörte. Dass er das Gut so benannt hatte, weil Veritas das lateinische Wort für Wahrheit war und er begriffen hatte, dass ein Mann, solange er nach Wahrheit strebte und jegliche Täuschung bekämpfte, nichts anderes im Leben brauchte.
Vater lehnte sich an die Stalltür. » Rosalyn Cartwright hat gerade ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert. Sie sucht einen Ehemann.«
» Rosalyn Cartwright?«, wiederholte ich. Als wir zwölf waren, war Rosalyn in ein Mädchenpensionat außerhalb von Richmond gekommen, und ich hatte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sie war ein nichtssagendes Mädchen mit braunem Haar und braunen Augen gewesen; in jeder meiner Erinnerungen an sie trug sie ein braunes Kleid. Sie war nie von sonnigem Gemüt und voller Lachen gewesen wie Clementine Haverford oder keck und zum Flirten aufgelegt wie Amelia Hawke oder blitzgescheit und schelmisch wie Sarah Brennan. Wie ein Schatten im Hintergrund, der bei all unseren Kindheitsabenteuern zufrieden hinterdreinzockelte, ohne diese jemals anzuführen.
» Ja. Rosalyn Cartwright.« Vater schenkte mir ein Lächeln, was bei ihm nur selten vorkam. Dabei bogen sich seine Mundwinkel so schwach nach oben, dass man, wenn man ihn nicht gut kannte, annehmen konnte, es sei ein höhnisches Lächeln. » Ihr Vater und ich haben miteinander geredet und es scheint die ideale Verbindung zu sein. Sie hat dich immer recht gern gehabt, Stefan.«
» Ich weiß nicht, ob Rosalyn Cartwright und ich zusammenpassen«, murmelte ich und hatte das Gefühl, als zögen sich die kühlen Wände des Stalls um mich herum zusammen. Natürlich hatten Vater und Mr Cartwright miteinander geredet. Mr Cartwright gehörte die Bank in der Stadt; wenn Vater sich mit ihm verbündete, wäre es ein Leichtes, Veritas noch weiter auszubauen. Und wenn sie bereits miteinander » geredet« hatten, war es so gut wie beschlossene Sache, dass Rosalyn und ich Mann und Frau werden würden.
» Natürlich weißt du das nicht, Junge!« Vater lachte schallend und schlug mir auf den Rücken. Er war bemerkenswert guter Laune. Meine Laune dagegen sank mit jedem Wort mehr. Ich presste die Augen fest zusammen und hoffte, dass das alles ein böser Traum war. » Kein Junge deines Alters weiß, was gut für ihn ist. Das ist der Grund, warum du mir vertrauen musst. Ich arrangiere nächste Woche ein Dinner euch beiden zu Ehren. In der Zwischenzeit solltest du ihr einen Besuch abstatten. Sie kennenlernen. Ihr Komplimente machen. Ihr erlauben, sich in dich zu verlieben.« Vater kam zum Ende und drückte mir eine Schachtel in die Hand.
Und was ist mit mir? Was ist, wenn ich nicht will, dass sie sich in mich verliebt?, wollte ich sagen. Aber ich sagte es nicht. Stattdessen steckte ich die Schachtel in meine Gesäßtasche, ohne einen Blick auf ihren Inhalt zu werfen, dann kümmerte ich mich wieder um Mezanotte und striegelte sie so heftig, dass sie schnaubte und entrüstet zurückwich.
» Ich bin froh, dass wir geredet haben, Sohn«, erklärte Vater. Ich hoffte, er würde bemerken, dass ich kaum ein Wort gesagt hatte.
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