The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
konnte einfach nicht begreifen, was eben geschehen war. Ich hätte beinahe meinen Bruder getötet.
Dann wurde plötzlich alles schwarz.
Kapitel Sechzehn
Ich erwachte auf einer weißen Daunendecke. Auf dem sonnenüberfluteten Kirschholztisch neben mir standen mehrere Vasen mit Blumen. Ich drehte meinen Kopf auf dem weichen Kissen und versuchte, mich zu orientieren. Der Raum war viel zu luxuriös für mein einfaches Cottage auf Abbott Manor, doch zugleich waren Bett und Nachttisch von solch zierlicher Bauweise, dass sie auch den grob gezimmerten Möbeln auf Veritas ganz und gar nicht glichen. Plötzlich betupfte jemand meine Stirn mit warmem Wasser. Ich blinzelte. Eine Frau in einem weißen Gewand beugte sich über mich. War sie ein Engel? Ich blinzelte erneut und erkannte Lady Alice.
» Das Feuer«, krächzte ich, während Bilder der vergangenen Nacht vor meinem inneren Auge auftauchten. Meine Kehle schmerzte.
» Ganz ruhig. Du hast eine Menge Asche geschluckt. Dieser Rosmarinumschlag wird dich ein wenig beruhigen«, fügte sie hinzu.
Ich mühte mich in eine aufrechtere Position. » Was ist passiert? Warum bin ich hier?«
» Du hattest eine schreckliche Konfrontation mit Samuel. Er hat versucht, dich dazu zu bringen, deinen Bruder zu töten«, erklärte Lady Alice sachlich, während sie eine Porzellantasse ergriff und an meine Lippen führte. Ich wandte mich ab, unsicher, was sie mir da wohl einflößen wollte – wovon sie dachte, dass ich es verdiente.
» Es ist nur Ziegenblut. Cora sagte, es sei eins deiner bevorzugten Getränke«, murmelte sie sanft und hielt mir die Tasse erneut an die Lippen. Diesmal trank ich. Langsam, Schluck für Schluck ließ ich die vertraute Flüssigkeit meine Kehle hinabrinnen.
» Wo ist Damon?«, stieß ich schließlich hervor und schob die Tasse von mir.
» Er ist in Sicherheit. In dem Haus am Bedford Square. Zu deiner Genesung habe ich dich mit zu mir genommen.« Stille senkte sich über uns, während mir dämmerte, was sie getan hatte. Es war unglaublich. Sie hatte mich gerettet und in ihr Haus eingeladen – mich, einen Vampir. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
» Warum haben Sie mir geholfen?«, fragte ich schließlich.
» Ich habe begriffen, dass ich keine große Wahl hatte«, antwortete Lady Alice. » Cora kam zu mir und flehte mich um meine Hilfe an. Sie hat mir erzählt, dass ihr beide es in der Downing Street mit Samuel aufnehmen wolltet. Schließlich erklärte ich mich bereit, aber als wir dort ankamen, war niemand da. Glücklicherweise konnte ich einen Auffindungszauber wirken.«
» Aber warum jetzt?«
» Ich hatte ein Gespräch mit einigen weisen Hexen, und da wurde mir klar, dass das Böse unausweichlich gewinnen würde, wenn Samuel seinen Willen bekam. Und dann wäre alles verloren gewesen. Ich hatte bereits Mary Jane verloren. Ich wollte nicht noch mehr verlieren. Und ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen«, stellte sie fest.
» Danke«, sagte ich leise, auch wenn das nicht annähernd genug war. Aber was konnte ich sonst tun gegenüber der Frau, die nicht nur mein Leben gerettet hatte, sondern auch das meines Bruders?
» Du musst mir nicht danken«, erwiderte sie. » Beweise mir einfach, dass ich das Richtige getan habe. Ich habe dich gerettet und dafür erwarte ich bei nächster Gelegenheit einen Gefallen von dir. Alle Hexen tun das. Versprichst du es mir?«
» Ich verspreche es«, sagte ich feierlich. Nach all den Meinungsverschiedenheiten standen Lady Alice und ich endlich auf der gleichen Seite.
» Genug der Worte. Hier sind nämlich einige Besucher, die dich sehen wollen. Ich werde sie wissen lassen, dass du wohlauf bist.«
Wer konnte das sein? Damon sicher nicht, er musste mich jetzt mehr denn je hassen.
Ich war überrascht, als die vier Waisen Jemima, Gus, Billy und Vivian hereinkamen und mein Bett umringten.
» Die Waisen haben mir geholfen, mich zu besinnen. Wir alle haben Fehler gemacht, als wir das erste Mal gegen Samuel zu kämpfen versuchten, aber Mary Jane hätte gewollt, dass ich dir helfe«, erklärte Lady Alice. » Und diese Waisen haben dem Zirkel zusätzliche Kraft verliehen. Sie sind jung, sie sind stark und sie sind hungrig. Dieser Zauber, den ich unten am Hafen gewirkt habe, kam nicht allein von mir. Die Waisen waren ebenfalls daran beteiligt. Und so konnten wir Samuel und seine Vampir-Armee besiegen. Ich habe den Waisen hier bei mir ein neues Zuhause gegeben, sie müssen nicht mehr in das verfallene Haus zurück, und
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