The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
schien sie danach zu streben, Damon zu Hilfe zu kommen. Nein, das durfte nicht sein! Während der letzten Wochen hatte ich immer wieder das Gefühl gehabt, als könne ich ihn im Kampf unterstützen und meine Macht auf ihn übertragen.
Aber das war falsch! Ich wollte Damon nicht helfen. Ich betrachtete erneut seine Opfer. Es würden seine letzten sein. Dafür würde ich sorgen. Immer mehr Vampire umkreisten Damon jetzt, aber keiner griff ihn an. Sie waren an Samuels Befehl gebunden, und solange kein entsprechender Befehl kam, würden sie Damon nicht töten.
» Tretet zurück!«, ertönte Samuels Stimme, und die Vampire gaben den Weg zu meinem Bruder frei. Ich ging auf ihn zu. Mein Hass überlagerte alle brüderlichen Bande. Ja, einst war er mein Bruder gewesen. Einst, in einem anderen Leben. Aber hier und jetzt wurde es endlich Zeit, die Bande zu durchtrennen. Ohne ihn war ich besser dran. Mit jedem Schritt fiel mir ein neuer Grund ein, ihn zu hassen.
Er hat alles getan, um mir Katherine zu nehmen. Er hat Callie getötet. Er hat mich in New York in eine Ehe gezwungen. Er hat Hunderte, vielleicht sogar Tausende unschuldiger Menschen getötet. Er hat mir eine Ewigkeit voller Elend versprochen, weil ich ihn zum Vampir gemacht hatte – dabei wollte ich ihn, meinen Bruder, doch nur an meiner Seite haben.
Jetzt standen wir einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Seine Augen flackerten in meine Richtung.
» Bruder?«, fragte Damon.
Mein ganzer Hass loderte in mir auf. Ich hasste die Art, wie er dieses Wort aussprach, so selbstsicher und besitzergreifend. Als könne er sich alles erlauben, nur weil wir Brüder waren. Wie konnte er es wagen, so dreist vor mir zu stehen? Wie konnte er es wagen, sich nicht für die Hölle zu entschuldigen, durch die er mich geschickt hatte, seit Katherine nach Mystic Falls gekommen war?
» Stefan?«, fragte er zaghaft. Da lag ein Unterton in seiner Stimme, den ich bisher kaum bei ihm gehört hatte. Ein Unterton der Furcht.
» Du verdienst es, Angst zu haben«, zischte ich leise. » Denn dieser Kampf ist ein ganz persönlicher Kampf und ich werde dir nichts verzeihen. Nicht, bis ich deinen letzten Tropfen Blut vergossen habe.« Noch bevor er reagieren konnte, stürzte ich auf ihn zu und rang ihm den Pflock aus den Händen.
» Bruder?«, fragte Damon verwirrt und versuchte, sich aus meinem Griff zu lösen. » Du bist gebannt worden, Stefan, das bist nicht du. Das ist Samuel, die Bestie, gegen die wir seit Wochen kämpfen. Lass Samuel nicht gewinnen, lass ihn dir das nicht antun.«
» Nein, Damon. Da irrst du dich. Jetzt habe ich endlich die Chance, die ich mir während der letzten zwanzig Jahre herbeigesehnt habe.« Ich hob den Pflock und wollte ihn gerade in Damons Brust rammen, als er mich beiseitestieß. Der Pflock flog aus meiner Hand. Ich stieß Damon zurück, und wir begannen, uns zu prügeln. Irgendein Teil meines Gehirns registrierte, dass wir uns schon als Kinder so geprügelt hatten, auf dem Grundstück von Veritas, um unsere Stärke zu erproben. Aber wir waren keine Kinder mehr.
» Stefan, du weißt nicht, was du tust«, rief Damon mit einem Anflug von Panik in der Stimme. » Wenn du mich schon tötest, dann töte mich als Stefan Salvatore, nicht als Samuels Lakai.« Sein Gesicht war rot und Schweiß perlte auf seinen Schläfen.
» Ich bin ich, Bruder .« Der Pflock befand sich einige Schritte außerhalb meiner Reichweite. Blinder Zorn überwältigte mich. Dann würde ich Damons Herz eben mit bloßen Händen herausreißen.
» Komm schon, Stefan. Zeig deinem Bruder, wer der Boss ist.« Samuels geschmeidige Stimme erhob sich über den Kreis der Vampire, die unseren Kampf beobachteten. Dann bückte er sich und reichte mir den Pflock. Ich holte aus und zielte auf Damons Herz. Ich konnte es kaum erwarten, sein Blut zu sehen, reichhaltig und sattrot dank seiner unzähligen Eroberungen. Ich konnte es kaum erwarten, seinen schlaffen, leblosen Körper in die Themse zu werfen.
» Auf Nimmerwiedersehen«, knurrte ich. Ich benutzte den Pflock, um Damons Hemdknöpfe abzureißen, dann kratzte ich über Damons Haut. Blut quoll hervor.
» Was du jetzt tust, wirst du für alle Ewigkeit bereuen«, sagte Damon und stieß mich von sich. Er hatte sich im Kampf gegen mich wahrhaft zurückgehalten, begriff ich. Er hatte wohl gedacht, mir mein Vorhaben ausreden zu können. Es zeigte einmal mehr, wie wenig er mich kannte.
Schnell hatte ich wieder Oberhand und warf ihn abermals zu Boden.
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