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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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seinen Schutz, seine Liebe gar nicht. Was kann sie sagen? Deine Mutter ist jetzt an einem besseren Ort? Sie weigert sich, einen derart berührenden Moment mit solch schnöden Klischees zu besudeln.
    Sie will gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Josh mit leiser Stimme anfängt, ohne den Blick von ihr zu wenden: »Sie hat diese Viecher zum Essen eingeladen … Sie hereingebeten … Wie streunende Hunde … Wie immer. Sie hat alle Kreaturen unter Gottes Himmel geliebt.« Der große Mann sackt zusammen, seine Schultern beben, während Sturzbäche von Tränen sich von seinem markanten Kinn auf die Jägerjacke ergießen. »Hat sie wahrscheinlich auch noch ›Liebes‹ genannt … bis zu dem Augenblick, an dem sie sich auf sie geworfen und gefressen haben.«
    Dann senkt er den Kopf und stößt einen fürchterlichen Ton aus – halb Schluchzer, halb wahnsinniges Lachen …
    Lilly rutscht näher an ihn heran, legt ihm eine Hand auf die Schulter. Zuerst sagt sie nichts. Sie berührt seine gewaltigen Hände, die die Schrotflinte auf seinen massigen Oberschenkeln umklammern. Er blickt sie an – sein Gesichtsausdruck lässt ahnen, was in diesem Augenblick in ihm vorgeht. »Tut mir leid, dass ich so …«, beginnt er kaum hörbar flüsternd.
    »Das macht gar nichts, Josh. Ist schon gut. Ich bin hier, bin immer für dich da. Ich bin hier.«
    Er neigt den Kopf zur Seite, wischt sich die Wangen und Augen und versucht zu lächeln. »Sieht ganz so aus.«
    Sie küsst ihn – rasch, aber doch auf die Lippen –, kaum mehr als eine freundliche Geste. Das Ganze ist in weniger als zwei Sekunden vorbei.
    Josh legt die Flinte zur Seite, umarmt Lilly und erwidert die Geste. Die sich widersprechenden Emotionen fließen durch Lilly, als der große Mann seine Lippen auf den ihren verweilen lässt. Sie fühlt sich, als ob der Schnee sie davonträgt. Sie versteht die tieferen Gefühle nicht, die sie schwindelig werden lassen. Tut der Mann ihr leid? Manipuliert sie ihn etwa schon wieder? Er schmeckt nach Kaffee und Rauch und Fruchtkaugummi. Der kalte Schnee legt sich auf Lillys Augenlider, die Hitze von Joshs Lippen schmilzt die Kälte. Er hat so viel für sie getan. Sie schuldet ihm so viel, ihr Leben und mehr. Sie öffnet den Mund, drückt ihre Brust gegen die seine, aber plötzlich entzieht er sich ihr.
    »Was ist los?« Sie schaut ihn fragend an, sucht in seinen großen, traurigen braunen Augen nach einer Antwort. Hat sie etwas Falsches getan? Hat sie eine Grenze überschritten?
    »Nichts. Gar nichts, Kleines.« Er lächelt, beugt sich zu ihr hinab und küsst sie auf die Wange. Es ist ein warmer, sanfter Kuss, der mehr verspricht.
    »Alles Timing, verstehst du?« Dann liest er die Schrotflinte vom Boden auf. »Ist nicht sicher hier … fühlt sich nicht richtig an.«
    Für einen Augenblick ist Lilly sich unsicher, ob er damit den Wald oder sie und ihn meint. »Es tut mir leid, wenn ich …«
    Er legt ihr sanft einen Finger auf die Lippen. »Ich will nur, dass alles richtig ist … Wenn die Zeit kommt.«
    Sein Lächeln ist das so pur, so süß. Lilly hat in ihrem ganzen Leben noch nie ein solch reines Gesicht gesehen. Sie erwidert es, und Tränen steigen ihr in die Augen. Wer hätte das gedacht? Inmitten all dieses Horrors, dieser Katastrophe – ein perfekter Gentleman?
    Lilly will gerade etwas sagen, als ein ungewohntes Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht.
    Josh hört ein entferntes Schlagen von Hufen und drängt Lilly sanft hinter sich. Er hebt den Lauf der Schrotflinte. Das Traben kommt immer näher. Josh entsichert die Waffe.
    Zuerst glaubt er, dass er halluziniert. Über ihnen erscheint eine ganze Herde Tiere. Sie wirbeln Staub und auf dem Boden liegendes Laub hinter sich auf. Zuerst kann man sie gar nicht ausmachen, so schnell sind sie. Die Tiere kommen direkt auf sie zu. »Runter mit dir!« Josh reißt Lilly hinter den auf dem Boden liegenden Baumstamm am Rand des Flussbetts.
    »Was ist das?«, will sie wissen und nimmt hinter dem wurmstichigen Holz Deckung.
    »Abendessen!« Josh hebt die Schrotflinte und zielt auf die immer näher kommende Herde Rotwild, hauptsächlich Hirschkühe. Sie haben die Ohren nach hinten gelegt und die Augen weit aufgerissen. Aber irgendetwas hält Josh zurück. Sein Herz fängt heftig zu pochen an, er kriegt am ganzen Körper Gänsehaut. Plötzlich weiß er, was hier vor sich geht.
    »Josh, was ist los?«
    Die Herde rennt an ihnen vorbei, bricht Äste ab und wirbelt Steine

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