The Walking Dead 2: Roman
einen Blick durch die Werkstatt. »Bob, siehst du die Schachtel .38er-Patronen, die wir mitgenommen haben?«
Bob Stookey rafft sich umständlich auf die Beine und zieht sich mühsam die Hose über seine lange Unterhose. Der Mondschein strahlt ihn durch das Dachfenster an und erhellt sein tief gefurchtes Gesicht. »Die ist auf der Werkbank«, erwidert er. »Wie lautet der Plan, Captain?«
Josh eilt zur Werkbank und schnappt sich die Schachtel mit der Munition, öffnet das Gewehr und lädt es, während er Befehle gibt: »Lilly, geh und hol unser Liebespärchen. Bob, ich brauche dich und deine Schrotflinte draußen vor der Tankstelle.«
»Und was ist, wenn die uns freundlich gesinnt sind?«, fragt Lilly, zieht sich einen Pullover über und steigt in ihre dreckigen Stiefel.
»Dann müssen wir uns um nichts Sorgen machen.« Er läuft zurück zum Büro. »Nun macht schon, ihr beiden!« Dann verschwindet er.
Mit rasendem Herzen und Gänsehaut am ganzen Körper eilt Lilly aus der Werkstatt hinüber zum Lager, in der Hand eine Lampe, damit sie sieht, wohin sie geht.
»Hey, Leute! Wacht auf!« Sie haut kräftig gegen die Tür.
Geräusche, nackte Füße auf den kalten Holzdielen, dann öffnet sich die Tür einen Spalt breit. Megans schlaftrunkenes Gesicht erscheint inmitten einer Marihuanawolke. »¿Que pasa, Dude?«
»Steh auf, Megan. Da braut sich was zusammen.«
Megans Gesicht verzerrt sich augenblicklich. »Zombies?«
Lilly schüttelt den Kopf nachdrücklich. »Glaube nicht, es sei denn, sie wissen mittlerweile, wie man Auto fährt.«
Kurz darauf gesellt Lilly sich zu Bob und Josh vor der Tankstelle – in der eisigen, kristallklaren Luft vor Sonnenaufgang –, während Scott und Megan hinter ihnen vorm Büro in Decken gewickelt kauern. »Um Gottes willen«, entfährt es Lilly.
Keinen Kilometer entfernt steigt eine riesige Wolke Rauch über die Baumwipfel und verdunkelt den Sternenhimmel. Der dahinterliegende Horizont scheint schwach pink, und es scheint, als ob der schwarze Ozean von Kiefern in Flammen steht. Aber Lilly weiß, dass es nicht die Bäume sind, die brennen.
»Was haben sie nur angestellt?«
»Das sieht nicht gut aus«, murmelt Bob mit der Schrotflinte in den eisigen Händen.
»Geht in Deckung«, sagt Josh und entsichert seine .38er.
Die Motorengeräusche sind jetzt vielleicht nur noch wenige Hundert Meter entfernt. Die Autos erklimmen die kurvenreiche Straße – aber die Bäume um die Tankstelle verwehren noch immer den Blick auf das herannahende Unheil. Man kann lediglich das Licht von Scheinwerfern sehen. Reifen drehen auf dem Schotter durch, die Lichtkegel erhellen den Himmel und die Baumwipfel, ehe sie wieder auf die Straße treffen.
Eines der Lichter scheint kurz auf das Fortnoy’s-Schild, und Josh murmelt: »Was zum Teufel ist nur los mit ihnen?«
Lilly starrt auf das erste Auto, das in Sicht kommt – eine relativ neue Limousine. Sie schlingert auf dem Schotterweg und hält dann schlitternd an. »Was soll denn das?«
»Die halten nicht an! DIE HALTEN NICHT AN !!«, schreit Bob und versucht, dem grellen Halogenscheinwerfer auszuweichen.
Das Auto biegt in die Auffahrt ein und scheint die Kontrolle auf den fünfzig Metern Schotter zu verlieren, die sich vor dem Parkplatz von Fortnoy’s Tankstelle erstrecken. Es wirft eine gewaltige Staubwolke im indigofarbenen, eisigen Morgengrauen auf.
» PASST AUF !«
Josh schnappt sich Lilly und zieht sie aus dem Weg, während Bob zum Büro rennt und das Liebespärchen in der Türschwelle so laut er nur kann anbrüllt:
» AUS DEM WEG !!!«
Megan reißt ihren total verpeilten Freund von der Tür weg und über den mit Rissen übersäten Teer bei den Zapfsäulen. Die Limousine – als sie näher kommt, sieht man, dass es sich um einen heruntergekommenen Cadillac handelt – rast mit quietschenden Reifen schlitternd auf die Tankstelle zu. Bob wirft sich auf Megan, und Scott schreit auf.
Noch ein Wagen – ein ramponierter SUV mit einem kaputten Dachgepäckträger – kommt kreischend um die Ecke und folgt der Limousine. Bob schnappt sich Megan und drängt sie sanft zu dem Unkraut hinter den Werkstatttüren. Scott geht hinter dem Müllcontainer in Deckung. Josh und Lilly suchen hinter einem Autowrack unter dem Tankstellenschild Zuflucht.
Die Limousine kracht gegen eine der Zapfsäulen und fährt weiter. Der Motor heult auf. Der SUV dahinter kommt ins Schleudern. Lilly schaut entsetzt zu, als der große Wagen mit voller Wucht in das Büro
Weitere Kostenlose Bücher