The Walking Dead 2: Roman
auf.
Josh richtet die Flinte auf die dunklen Schatten, die hinter den Tieren erscheinen. »Lauf, Lilly!«
»Was? … Nein!« Sie stellt sich hinter dem Baumstamm auf und sieht, wie die Herde durch das Flussbett donnert. »Ich lasse dich nicht allein zurück!«
»Nun mach schon! Ich bin direkt hinter dir!« Josh zielt mit der Flinte auf die Gestalten, die jetzt die Böschung herabkommen und sich durch das Gebüsch kämpfen.
Lilly sieht die Schar Zombies auf sie zustolpern. Es sind mindestens zwanzig. »Ach du Scheiße!«
» LAUF !«
Lilly eilt durch den Kies des Flussbetts, rutscht aus, findet erneut Halt und verschwindet dann im Schatten des angrenzenden Waldes.
Josh zielt auf die erste Reihe des immer näher kommenden Schwarms.
Auf einmal, in dem kurzen Augenblick, ehe er abdrückt, sieht er die merkwürdig geformten Gestalten, komisch angebrannte Gesichter und Kostüme, die kaum noch zu erkennen sind. Plötzlich weiß er, mit wem er es zu tun hat. Das sind die ehemaligen Besitzer des großen Zirkuszelts – es sind die unglückseligen Mitglieder des Cole Brothers’-Familienzirkus.
Sechs
Josh drückt ab.
Der Schuss ertönt, und die Schrotkörner bohren sich in einen der Liliputaner. In sechs Metern Entfernung reißt es den kleinen Zombie von den Füßen. Er kracht in drei weitere Zwerge mit blutigem Clown-Make-up und schwarzen Zähnen. Die kleinen deformierten Zombies gehen zu Boden.
Josh wirft einen letzten Blick auf die surrealen Eindringlinge, die ihm immer näher kommen.
Hinter den Zwergen drängt sich eine kunterbunt zusammengemischte Horde von toten Künstlern und Darstellern auf ihn zu. Ein riesiger, starker Mann mit Zwirbelbart und offen klaffenden Muskeln stolpert neben einer fürchterlich fetten, verwesenden Frau auf ihn zu. Sie ist halb nackt, Rollen von Fett verdecken ihre Genitalien. Ihre milchigen Augen stecken tief in ihrem Gesicht wie abgestandener Teig.
Die Nachhut besteht aus einem Haufen toter Zirkusangestellter, Freaks und Schlangenmenschen, die dumpf hinter dem Vortrupp hertaumeln. Schwachmatische Spitzköpfe, ihre winzigen Münder in der Luft schnappend, stolpern neben zerlumpten Trapezkünstlern mit von Wundbrand entstellten Gesichtern; sie tragen zerfetzte, mit Pailletten bestückte Kostüme. Das Pack kommt stoßweise näher – so wild und hungrig wie ein Schwarm Piranhas.
Josh nimmt die Beine in die Hand und überquert das Flussbett mit einem Satz.
Er stürmt die Böschung hinauf und verschwindet ebenfalls zwischen den Bäumen, die Schrotflinte über die Schulter geworfen. Er hat keine Zeit, sie nachzuladen. In der Ferne sieht er Lilly, die tiefer in den Wald läuft. Er holt sie ein, und zusammen laufen sie nach Osten weiter.
Die beiden tauchen in die Schatten, ehe die Überreste des Cole Brothers’-Familienzirkus das Flussbett überquert haben.
Auf dem Weg zurück zur Tankstelle stoßen Josh und Lilly erneut auf eine Herde Rotwild. Josh zielt und trifft eine kleinere Hirschkuh mit einem einzigen Schuss. Der Knall erschallt, steigt in den Himmel auf – weit genug von Fortnoy’s entfernt, um die Aufmerksamkeit nicht auf ihren Unterschlupf zu lenken. Das Tier zuckt ein letztes Mal und geht zu Boden.
Lilly kann den Blick kaum von dem toten Tier abwenden. Josh bindet seinen Gürtel um die Hinterläufe und zerrt die dampfende Kuh einen Kilometer hinter sich her bis zur Tankstelle. In dieser verdammten Welt hat der Tod – ob es sich nun um ein Tier oder einen Menschen handelt – an neuer Bedeutung gewonnen.
In jener Nacht hellt sich die allgemeine Stimmung der vorübergehenden Bewohner von Fortnoy’s mächtig auf.
Josh nimmt das Tier in der Werkstatt aus, benutzt dieselben Waschbecken, in denen sie sich immer waschen, und zerlegt es. Sie haben jetzt genug Fleisch, um die kommenden Wochen zu überstehen. Er lagert alles, was sie nicht sofort essen können, im Hinterhof und bereitet ein Festmahl aus Innereien, Rippen und Bauchfleisch zu, das er langsam in einem Sud aus Fertigsuppe dünstet, die sie in einer Schublade im Büro gefunden haben. Als Gewürze benutzt er wilden Knoblauch und Brennnesselstiele. Aufgetischt wird das Gelage mit Pfirsichstücken aus der Dose, und sie schlagen sich den Bauch voll, bis keiner mehr einen Pieps von sich geben kann.
Die Zombies lassen sie in Ruhe – es gibt keinerlei Anzeichen der Untoten vom Zirkus oder sonstigen durch die Gegend streunenden Untoten. Während des Festmahls bemerkt Josh, dass Bob die Augen nicht von Megan
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