The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Generatoren angetrieben werden, die tief in den Katakomben unterhalb der Struktur vor sich hin rattern. Gabe gibt erneut seine Braveheart-Siegerpose zum Besten und reißt den Morgenstern à la William Wallace über den Kopf in die Luft. Das Gejohle und der Applaus übertönen das beständige Knurren der lebenden Toten, die verzweifelt an ihren Ketten zerrend noch immer versuchen, ein Stück Frischfleisch zu erhaschen. Ihre Kiefer klappern mit roboterhaften Bewegungen auf und zu, und schwarzer Geifer läuft vor Hunger aus ihren Mäulern.
» GEHT NOCH NICHT , DENN GLEICH KOMMT DER GOVERNOR MIT EINER WICHTIGEN MITTEILUNG !!«
Wie bestellt, beginnen die Lautsprecher zu knistern und zu beben, als ein Heavy-Metal-Beat aus ihnen dröhnt. Dann ertönt eine kreischende E-Gitarre, begleitet von Dutzenden von Aufbauhelfern, die jetzt eilig ins Stadion laufen. Die meisten von ihnen sind junge Männer in Kapuzen und Lederjacken. In den Händen tragen sie lange Spieße mit hakenförmigen metallenen Spitzen.
Sie formieren sich im Kreis um die Beißer. Die Ketten werden abgenommen, die Kragen aufgestellt, Stimmen werden lauter, Kapos brüllen Befehle, und die Bühnenhelfer – inmitten einer riesigen Staubwolke – drangsalieren einen Zombie nach dem anderen über das Innenfeld hin zum nächsten Tunnel. Einige der Untoten schnappen zwecklos um sich, während sie aus der Arena getrieben werden, während andere wie unfreiwillig abgehende Schauspieler geifern und ihnen vor Wut schwarzer Sabber aus den Mäulern fließt.
Alice beäugt das Schauspiel von der Tribüne aus und kann sich ihrer Abneigung kaum erwehren. Die anderen Zuschauer sind alle auf den Beinen, klatschen im Rhythmus mit dem Headbanger-Beat und geben ihrem Hass den Zombies gegenüber freien Ausdruck, brüllen sie an. Alice greift nach dem schwarzen Medikamentenkoffer unter ihrem Sitz, legt die Finger um den Griff. Sie schnappt sich die Tasche, steht auf, kämpft sich durch die Menschenmenge zur Treppe und eilt Richtung Innenfeld.
Als Alice endlich die staubige rote Erde betritt, verlassen die beiden Gladiatoren – Bruce und Gabe – bereits das Stadion Richtung Süden. Sie eilt ihnen nach. In ihrem Blickwinkel kann sie gerade noch eine gespensterhafte Gestalt ausmachen, die hinter ihr im Norden aus einem Tunnel mit einem Entree erscheint, der König Lear in Stratford-upon-Avon Ehre machen würde.
Gekleidet in seine beschlagene Lederkluft, schreitet der Governor über das Innenfeld hinweg, während seine schweren Stiefel den Staub aufwirbeln. Sein langer Mantel flattert hinter ihm im Wind. So, wie seine Pistole mit jedem Schritt gegen die Hüfte knallt, gleicht er einem wettergegerbten Kopfgeldjäger aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Menge reagiert auf sein Erscheinen mit einer Welle Applaus und lautem Jubel. Einer der Aufbauhelfer, ein älterer Mann in einem Harley-T-Shirt und einem Z Z -Top-Bart, eilt zu ihm, um ihm ein Mikrofon zu reichen.
Als Alice endlich die beiden Kämpfer eingeholt hat, ruft sie: »Bruce, so warte doch!«
Der große Schwarze humpelt deutlich. Als er den Eingang zum Tunnel erreicht hat, hält er inne und dreht sich zu Alice um. Sein Auge ist mittlerweile gänzlich zugeschwollen, die Zähne blutverschmiert. »Was willst du denn hier?«
»Lass mich mal das Auge anschauen«, erwidert Alice, geht zu ihm hin, stellt ihren Koffer ab, kniet sich hin und öffnet ihn.
»Mir fehlt nichts.«
Gabe geht zu den beiden hinüber, auf den Lippen ein dünnes Lächeln. »Was ist denn hier los? Hat Brucie etwa Aua?«
Alice untersucht Bruces Gesicht, tupft seine blutige Nase mit Verbandsmull ab. »Also wirklich, Bruce – von wegen nichts … Ich will, dass du auf der Stelle mit mir zu Dr. Stevens gehst.«
»Die ist doch nur gebrochen«, antwortet Bruce und schiebt die Krankenschwester von sich weg. »Ich habe doch gesagt, dass es mir gut geht!«
Er tritt gegen den Medikamentenkoffer, sodass er umfällt und der gesamte Inhalt – Medikamente, Instrumente, Sanitätsartikel und was sich noch alles darin befindet – sich auf dem staubigen Boden entleert. Alice stößt einen verärgerten Seufzer aus und beugt sich nach vorne, um alles wieder aufzulesen. Sie ist mitten im Aufsammeln, als die Musik plötzlich aufhört und sich das Dröhnen einer tiefen, samtenen Stimme über dem Geraune der Menge und dem Wind erhebt.
» LADYS UND GENTLEMEN … FREUNDE UND MITBEWOHNER WOODBURYS … ICH MÖCHTE DIESE GELEGENHEIT ERGREIFEN , UM EUCH ZU DANKEN ,
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